Alaska. Eine Kreuzfahrt bei Alaska ist kein Zuckerschlecken: Durchwachsenes Wetter, stürmische See und schlechte Sicht sind da keine Seltenheit. Dennoch können Passagiere dort viele aufregende Dinge erleben: Mit dem Mannschaftskajak geht es ganz nah an die Gletscher heran.

Grau – diese Farbe dominiert alles. Sogar im Hochsommer wabern hier in der Inside Passage dicke Nebelschwaden über dem Wasser. Für die ersten Tage der Kreuzfahrt ist der Wetterbericht schnell erzählt: schwere See, heftige Winde, Regengüsse, kaum Sicht. „Es würde ja schon reichen, wenn es mal trocken wäre und man ein bisschen sehen könnte“, sagt Sue Travers, die aus Wisconsin nach Alaska gekommen ist. „Das Wetter ist hier immer unberechenbar“, erklärt der Kapitän der „Norwegian Sun“, Göran Blomquist.

Der Hubbard-Gletscher am ersten Seetag – grau in grau. Mit kleinen blauen und weißen Highlights, die in dem gedämpften Licht zu strahlen scheinen. Der erste große Gletscher dieser Reise wird also angemessen bestaunt und fotografiert von den Passagieren – aber bei dem schlechten Wetter hält es nur die wenigsten an Deck.

Zum ersten Mal Sonnenschein

Das soll sich erst ein paar Tage später ändern, als die Fahrt von der Hauptstadt Juneau durch die Fjorde weitergeht. Hohe, schneebedeckte Berge, Gletscher, Wasserfälle und eine Eisscholle voller Robben-Babys im Wasser. Und zum ersten Mal: Sonnenstrahlen und blauer Himmel. „Das versöhnt mit dem schlechten Wetter“, sagt Polizist Charly Stoiber aus München, der mit seiner Frau diese Reise macht. Doch der Nebel bleibt eine Konstante. Dick und zäh wartet er jeden Morgen vor den Bullaugen und Balkontüren der Reisenden.

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In Skagway wie auch in den anderen Häfen auf dieser siebentägigen Reise – Hoonah, Juneau und Ketchikan – stehen zahlreiche Ausflüge in die Natur auf dem Programm. Mit dem Flugzeug, mit dem Bus und immer wieder mit einem kleinen Schiff, einem Schlauchboot oder einem Kajak. Das ist sicher die schönste Art, die kleinen Orte zu sehen. Denn: In den Kreuzfahrthäfen haben sich Geschäfte breitgemacht, die vor allem Schmuck und Souvenirs anbieten – und den verschiedenen Reedereien gehören.

Mit Wikingerboot und Gummistiefeln

Da bietet es sich an, in die Natur auszuschwärmen und die Gletscher zu beobachten. „Die Gletscher sind in dem trüben Licht beeindruckender, als wenn die Sonne strahlt und der Himmel blau ist“, sagt Stephen, der aus Georgia im amerikanischen Süden stammt und im Sommer das Abenteuer in Alaska gesucht hat. Das Licht wird anders gebrochen im Eis des Gletschers, der dadurch blauer aussieht. Der Davidson-Gletscher ist einer von mehr als 110.000 in Alaska. Es gibt sicher größere und imposantere – aber es gibt kaum einen Gletscher, an den man näher herankommt. Mit dem Mannschaftskajak, das an ein Wikingerboot erinnert, geht es ganz nah heran. Und dann heißt es: weiter zu Fuß. In dicker Regenkleidung, mit Gummistiefeln und Schwimmweste, ist das eine eher schweißtreibende Angelegenheit – auch wenn die Temperaturen zum Ende des Sommers nur noch um die 15 Grad liegen.

Doch was niemand für möglich gehalten hatte: Der Gletscher ist da, er ist nicht vom Nebel verhangen, er strahlt in einem fast unnatürlichen Blau. „Das ist einfach großartig“, schwärmt Donna Savarese, die aus New Jersey auf die „Norwegian Sun“ gekommen ist.

Und sie will den Moment festhalten, auf ihre ganz persönliche Art und Weise: „Ich will mal am Gletschereis lecken und es probieren“, sagt sie zum Erstaunen ihres Mannes. Gesagt, getan. Ganz klar und rein schmeckt es, sagt Donna.