Berlin. Es ist ein Schiff mit Geschichte: Als “Stockholm“ rammte sie einst die “Andrea Doria“ und wurde das Traumschiff für die DDR. Nun geht Ambiente Kreuzfahrten mit der “MS Azores“ an den Start und steuert interessante Reiseziele an. Besonders Liebhaber der “alten Zeiten“ dürfen sich angesprochen fühlen.
Sie rammte einst die "Andrea Doria", war dann das "Traumschiff" der DDR und sticht nun im Alter von 68 Jahren wieder in See. Ab März geht die ehemalige "Stockholm" für Ambiente Kreuzfahrten als "MS Azores" auf Reisen. Das Schiff steuert unter anderem Norwegen, Grönland, die Ostsee und im Herbst Sotschi an, erklärte Ambiente-Prokurist Axel Schmidt.
Das Besondere ist neben den Reisezielen jedoch vor allem die Geschichte des Schiffs. Gebaut 1946 als "Stockholm" fuhr sie zunächst zwischen Schweden und den USA. Bekannt wurde sie 1956 als sie bei New York die "Andrea Doria" rammte - was Udo Lindenberg viele Jahre später besang. Die "Andrea Doria" sank, insgesamt 51 Menschen starben.
Das Traumschiff der DDR
Im Jahr 1960 wurde die "Stockholm" an die DDR verkauft. Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) taufte sie in "Völkerfreundschaft" um. Verdiente Genossen durften auf ihr Urlaub machen - die DDR hatte ihr "Traumschiff". Noch einmal schrieb sie Geschichte: Während der Kuba-Krise lief sie die Insel mit Touristen an Bord an und durchbrach dabei die amerikanische Blockade.
Mitte der 1980er Jahre wurde sie vorübergehend in Rente geschickt: Als "Fridtjof Nansen" diente sie in Oslo ab 1986 als Asylbewerberunterkunft. Doch 1992 baute der italienische Architekt Beppe de Iori sie zu einem Kreuzfahrtschiff um. In den Folgejahren fuhr sie für verschiedene Reedereien mit wechselnden Namen, unter anderem für Neckermann Seereisen.
Nur kleine Veränderungen in den Kabinen
In Zusammenarbeit mit der Reederei Portuscale Cruises fährt sie nun für Ambiente Kreuzfahrten, einer SPD-Tochtergesellschaft. Bei einem Werftfaufenthalt in Marseille wird sie derzeit umgebaut. "Das Schiff wurde über die ganzen Jahre gehegt und gepflegt", sagt Schmidt. Viele der Materialien vom Umbau Anfang der 90er Jahre seien deshalb noch nutzbar. So gibt es in den Kabinen lediglich kleinere Veränderungen, wie Flatscreens. In neuem Gewand präsentieren sich die öffentlichen Bereiche. Mit einem Steakhaus gibt es nun ein drittes Restaurant. Außen ist der weiße Anstrich einem schwarzen gewichen.
Maximal 550 Passagiere fasst das Schiff der gehobenen Mittelklasse. Bordsprache ist Deutsch. Als Zielgruppe nennt Schmidt die Generation 50+ - "und natürlich die Liebhaber der alten Zeiten". Zunächst stehen nach einer Kennenlern-Kreuzfahrt Routen in Nordeuropa auf dem Programm. Highlight dabei ist laut Schmidt Grönland. Das Schiff habe den Vorteil, dass es auch kleine Häfen anlaufen könne." Im Herbst geht es dann ins Mittelmeer und in die Olympiastadt Sotschi.
Auch für Ambiente ist es ein Neustart: 2013 konnte der Veranstalter keine Kreuzfahrten anbieten, weil die beiden gecharterten Schiffe "Princess Daphne" und "Athena" wegen Gläubigerforderungen an deren Reederei festlagen. (dpa)