Jakarta. Eine asiatische Millionenstadt mit holländischem Flair - das ist Jakarta. Wer für ein paar Tage in Indonesiens Hauptstadt haltmacht, erlebt ihre Gegensätze: Armut und Reichtum, Geschichte und Moderne. Hier leben Christen und Muslime friedlich zusammen und trotzdem herrscht Angst vor Anschlägen.
Jakarta ist eine Geduldsprobe - für Urlauber und Einheimische gleichermaßen. Denn um nur wenige Blöcke weit zu kommen, braucht es hier lange. Auf den Straßen in Indonesiens Hauptstadt ist es laut und voll. Gut fahren also Touristen, wenn sie auf dem Weg zu den Sehenswürdigkeiten ein wenig Gelassenheit bewahren. Für mehr als einen Stop-over auf dem Weg nach Bali, Lombok oder Sumatra bleiben die wenigsten in der Stadt. Die Attraktionen lassen sich aber auch in ein bis zwei Tagen abklappern.
Als Erstes führt die Tour zur Istiqlal-Moschee - der größten Moschee Südostasiens. Mehr als 100.000 Gläubige passen hinein, die Lautsprecher beschallen stundenlang die Umgebung. Innen wachsen dicke Säulen vom roten Teppich hoch zur vergoldeten Kuppel.
Angst vor erneuten Terroranschlägen
Die Moschee wurde von einem Christen erbaut, erzählt der Tourguide Mangun Suba. Christen und Muslime kämen in Jakarta gut miteinander aus. Und so findet direkt gegenüber der Moschee in der europäisch anmutenden Kathedrale mit ihren ungewöhnlichen weißen Spiraltürmen aus Teakholz zeitgleich zum islamischen Gebet eine katholische Hochzeit statt.
So friedvoll, wie Mangun es darstellt, ist die Lage in Indonesien aber nicht. Das merken Urlauber schon daran, dass die Angestellten beim Einchecken ins Hotel erst ihre Taschen durchleuchten und dann sie selbst. Die letzten Terroranschläge liegen nur ein paar Jahre zurück: 2009 hatten Attentäter Bomben im Ritz-Carlton und Marriott-Hotel in Jakarta gezündet. Hinter den Anschlägen wurde die Islamisten-Gruppe Jemaah Islamiah vermutet, die die Gründung eines großen islamischen Staats in Südostasien zum Ziel hat.
Große Armut neben Palästen
Nicht weit von der Moschee entfernt steht das Nationalmonument Monas - eine gewaltige Fackel, die in den oft vom Smog verhangenen Himmel der Hauptstadt ragt. Das Monument und die angrenzenden Prachtbauten bilden einen krassen Gegensatz zu den Slums der Stadt. Flächenmäßig überbieten die Armenviertel die modernen Wolkenkratzer und politischen Paläste um ein Vielfaches. Häufig liegen sie direkt nebeneinander. Vom klimatisierten Hotelzimmer im Hochhaus blickt mancher Besucher dann hinunter auf größte Armut.
Und so führt auch die Tour vom Monument ins historische Zentrum der Stadt vorbei an Wellblechhütten und Müllbergen. "Man sieht, die Leute haben keinen Masterplan", sagt der Führer Sumartono Martin Sukati über die bauliche Unordnung der Slums und lacht.
Sammlung traditioneller Figuren
Das Zentrum rund um das Museum Sejarah Jakarta ist schon wieder ein Gegensatz: Die Gebäude versprühen jede Menge Kolonialcharme. Über einen Kanal führt eine Brücke, die auch Amsterdam zieren könnte. Schon daran wird erkennbar, dass hier einst die Holländer Kolonialmacht waren. Heute ist der Verfall an vielen der alten Gebäude weit fortgeschritten - das Wayang-Museum ist glücklicherweise eine Ausnahme. Es beherbergt eine Sammlung traditioneller Figuren des indonesischen Puppentheaters.
Vom Museum ist es nicht mehr allzu weit zum Sunda Kelapa, dem alten Hafen Jakartas. Am Dock reihen sich bunte, große Holzkähne kilometerweit aneinander. Lastwagen mit schwerer Ladung fahren auf und ab - auf die wenigen umherstreunenden Touristen achten sie kaum.
Nach dem Sightseeing-Programm stärken sich Urlauber am besten in einem Restaurant mit einheimischer Küche - und probieren dort zum Beispiel Gado-Gado, einen Salat aus gekochtem Gemüse und einer Soße aus Erdnussbutter, Kokosnuss und Ingwer. Zum Würzen steht stets Sambal bereit, eine scharfe Chilisoße. Und dank der kolonialen Einflüsse folgt als Nachtisch unter Umständen eine Schale mit holländischem Vla-Pudding. (dpa)