Olomouc. Wer nach Tschechien reist, kommt oft nicht weit über Prag hinaus. Doch nur rund 200 Kilometer östlich liegt mit Olomouc ein touristischer Geheimtipp. Einst diente die 100.000-Einwohner-Stadt der Roten Armee als Stützpunkt. Heute sieht man in den kleinen Straßen vor allem Studenten.
"Wir haben noch nie etwas von dieser Stadt gehört", bekommt Stefan Blaha immer wieder von Touristen zu hören, die er durch seine Heimatstadt führt. "Die meisten Besucher sind dann überrascht, wie schön es hier ist und was es alles zu sehen gibt", sagt er. Kirchen wie in Prag, Paläste, eine historische Altstadt, eine astronomische Uhr - die Einheimischen bezeichnen Olmütz - so hieß die Stadt früher - nicht umsonst auch als "mährisches Prag".
Ausgangspunkt eines Rundgangs durch die rund 100.000 Einwohner zählende Stadt ist der Obergraben. Dort befindet sich ein Stadtmodell. "Schauen Sie selbst, Olomouc liegt recht zentral", sagt Blaha und zeigt auf die Verbindungsstraßen, die aus der Stadt nach Prag, Krakau, Bratislava und Wien führen. Diese Städte sind jeweils nur rund 200 Kilometer entfernt. Dadurch entstanden rege Handelsbeziehungen, die Stadt kam schnell zu Reichtum.
Zahlreiche Kirchtürme
Hauptsehenswürdigkeit ist die Dreifaltigkeitssäule. Sie befindet sich wenige Schritte vom Stadtmodell entfernt. Das 32 Meter hohe bildhauerische Meisterwerk gilt als größte barocke Figurengruppe in Mitteleuropa und zählt zum Weltkulturerbe der Unesco. "Das Besondere dieser Säule ist die darin integrierte Kapelle", erklärt Blaha.
Den besten Ausblick auf die Stadt aber bekommen Besucher vom 75 Meter hohen Rathausturm. Zahlreiche Kirchtürme dominieren die Silhouette der Stadt, die von einem 50 Hektar großen Park umgeben wird. "Olmütz liegt wie eine kostbare Perle auf einem grünen Kissen", findet Blaha. Nur einige Siedlungen mit hässlichen Plattenbauten am Horizont stören.
Aber auch im historischen Zentrum hat die kommunistische Zeit ihre Spuren hinterlassen: Wenn sich an der neogotischen Turmuhr des Rathauses um 12.00 Uhr die Fensterchen öffnen, erleben Besucher nicht wie früher eine Prozession der Apostel. Vielmehr bewegen sich Figuren von Arbeitern, Bauern und der schaffenden Intelligenz im Kreis. Entstanden ist das Ensemble im Zuge von Renovierungsarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg. "Damals hieß der Obergraben Stalinplatz, und in der Stadt gab es viele Kasernen der russischen Besatzer", berichtet Blaha.
Restaurants locken mit regionales Kost
Längst sind in die einst von der Roten Armee genutzten Gebäude wie dem früheren Jesuitenkonvikt und der Theresien-Rüstkammer Einrichtungen der Universität eingezogen. Über 45.000 Studenten beleben heute die historischen Bauten und bringen studentisches Flair nach Olomouc. Es gibt tolle Kneipen mit Livemusik, zahlreiche Restaurants und Cafés, die mit preiswerter und regionaler Kost locken. Mit Quargel zum Beispiel. Dabei handelt es sich um einen delikaten Magerkäse, der am besten zu Brot und einem Bier schmeckt.
Den Abschluss des Rundgangs bildet eine Besichtigung der St. Wenzels-Kathedrale. Besonders eindrucksvoll erleben Besucher den gotischen Dom während eines Orgelkonzerts. Gleich nebenan liegt das modern gestaltete Erzdiözesanmuseum mit einer sehenswerten Schatzkammer. (dpa)