Essen. Ab Ende März 2014 wird Germanwings alle innereuropäischen Verbindungen von der Lufthansa übernehmen. Damit steht nicht nur der Airline, sondern auch dem Flughafen Düsseldorf eine große Änderung bevor. Im Interview spricht Germanwings-Chef Thomas Winkelmann über seine neuen Pläne.

Es ist der bislang heftigste Herbststurm des Jahres. Beim Landeanflug am Flughafen Düsseldorf werden die Passagiere kräftig durchgeschüttelt. Thomas Winkelmann, Chef von Germanwings, fliegt aus Berlin ein. „Das hat da oben mächtig gerumpelt“, berichtet der Airline-Manager unmittelbar nach der Landung. Eine Szene mit Symbolwert?

Wahrscheinlich schon. Immerhin wird Winkelmann am Flughafen Düsseldorf demnächst für viel Wind sorgen und das Gefüge am größten Airport Nordrhein-Westfalens mächtig durcheinander wirbeln. Wir sprachen mit dem Germanwings-Chef über seine hochfliegenden Pläne.

Herr Winkelmann, Germanwings übernimmt ab Ende März 2014 alle innereuropäischen Verbindungen von der Lufthansa. Für den Flughafen Düsseldorf bedeutet das einen Paradigmenwechsel. Bisher kannten die Gäste Germanwings nur als „den Billigflieger aus Köln“. Jetzt wird ihre Airline vom Start weg der größte Anbieter in Düsseldorf. Wie wollen Sie die vielen Skeptiker erzeugen?

Thomas Winkelmann: Germanwings hat über ein Jahrzehnt Airline-Erfahrung im Linienverkehr. Wir wissen also ziemlich genau, welche Leistungen die Kunden für gut und wichtig erachten und welche nicht. So hat für uns etwa das Thema Pünktlichkeit auf den Kurzstrecken absolute Priorität.

Trotzdem müssen sich Lufthansa-Kunden darauf einstellen, künftig mit weniger Service auszukommen. Die Freude wird sich wohl in Grenzen halten.

Winkelmann: Das sehe ich ganz anders. Mit unserem dreistufigen Tarifkonzept – Basic, Smart und Best – liefern wir genau die Antwort auf die heutigen Kundenbedürfnisse. Wir bedienen sowohl den Gast, der günstig und sicher von A nach B will. Aber eben auch den anspruchsvollen Businesspassagier, der volle Flexibilität, sowie Service und mehr Platz und Ruhe an Bord erwartet.

Den Kaffee servieren Sie aber auch dem Business-Gast künftig aus dem Pappbecher...?

Winkelmann: Ja, und wissen Sie was? Der Kunde ist happy damit! Diese Rückmeldung haben wir bereits verzeichnet. Und vergessen Sie bitte nicht: Der Kunde entscheidet sehr flexibel, welche Dienstleistung er auf welchem Flug in Anspruch nehmen will. Und vor diesem Hintergrund bietet Germanwings jetzt in der Summe das beste Produkt aus beiden Welten. Nicht umsonst ahmen schon viele Wettbewerber wie Vueling und easyjet unser Konzept nach. Auch British Airways hat auf vielen Strecken eine ähnliche Tarifstruktur eingeführt.

Für den Lufthansa-Konzern gilt der Wechsel von Lufthansa auf Germanwings als der endgültig letzte Versuch, das Europageschäft gegenüber den aggressiven Billigfluggesellschaften zu verteidigen. Wie groß ist der Druck, der auf Ihnen lastet?

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Winkelmann: Natürlich ist es eine große Herausforderung, das bis dato tiefrote Europageschäft demnächst profitabel zu gestalten. Aber ich habe ein gutes Gefühl, denn alle Beteiligten ziehen an einem Strang. Bereits im Jahr 2015 werden wir ein positives Ergebnis abliefern. Es gilt die Devise, dass sich jede einzelne Strecke rechnen muss.

Bedeutet das, dass es künftig auch einen internen Wettbewerb zwischen den Germanwings-Standorten Köln und Düsseldorf geben wird?

Winkelmann: Die großen Rennstrecken werden wir von beiden Flughäfen aus anbieten, da beide Standorte über genug Potenzial im Einzugsgebiet verfügen. Aber klar, gewisse Nischenziele werden wir entweder nur von Köln oder nur von Düsseldorf aus bedienen. Insofern wird es an dieser Stelle schon einen Wettbewerb zwischen den Airports geben, der letztlich über den Preis entschieden wird.

Da der Flughafen Düsseldorf höhere Airlinegebühren als Köln aufruft, müssen Gäste aus dem Ruhrgebiet also doch häufiger von Köln aus starten?

Winkelmann: Seien sie unbesorgt. Wir haben zwar unsere Wurzeln und unseren Hauptsitz in Köln. Aber wir heißen Germanwings und nicht Air Colonia. In der kommenden Sommersaison werden wir in Dortmund eine, in Köln 16 und in Düsseldorf 25 Maschinen stationieren. Das sagt doch eigentlich alles.