Freiburg. Der boomende Bergtourismus befördert den Aufwärtstrend der Seilbahnen in Deutschland. Sie fahren einen Rekord ein. Die Betreiber rechnen damit, dass es mit den Passagierzahlen weiter nach oben geht. Dabei wollen sie auf eine nachhaltige und grüne Tourismusentwicklung achten.
Deutschlands Seilbahnen boomen. Mit der Branche geht es bergauf, in allen Regionen der Republik. Weil immer mehr Menschen Freizeit und Urlaub in der Natur und den Bergen verbringen, steigen Passagier- und Umsatzzahlen. Mit Klima- und Naturschützern wollen die Bergbahnler an einem Strang ziehen. Die Touristenmassen sollen mit ihnen in geordnete Bahnen gelenkt werden.
"Wir sehen uns auf einem kontinuierlichen Weg nach oben", sagt Peter Huber, Präsident des Verbandes Deutscher Seilbahnen (VDS). Dem Verband mit Sitz in München gehören 167 Seilbahnen und 1600 Schleppliftbetriebe an - von Mecklenburg-Vorpommern bis Bayern.
Gästezahl in den letzten zehn Jahren verdoppelt
Im vergangenen Jahr haben sie rund zehn Millionen Menschen transportiert und damit einen Rekord eingefahren. In den vergangenen zehn Jahren hat sich ihre Gästezahl verdoppelt, die Zahl der Bahnen und Lifte ist in der Zeit nur geringfügig gestiegen.
"Auch in der nun anstehenden Saison wird der Aufwärtstrend bei den Gästezahlen anhalten", sagt der Verbandspräsident bei der Deutschen Seilbahntagung am Dienstag in Freiburg. Es gebe mehrere Trends, die das beförderten: Berge, Wandern und Outdoor seien so gefragt wie nie. Immer mehr Menschen ziehe es in der Freizeit in die Natur, gerne in Bergregionen. Mittelgebirge wie Schwarzwald, Thüringer Wald, Sauerland und Harz seien neben den Alpen attraktiv.
Die Bahnen bekommen dadurch neue Kunden. Das zeigt sich am Winter: "Der Anteil der Nicht-Skifahrer im Winter beträgt inzwischen 25 Prozent", sagt der stellvertretende VDS-Vorsitzende Hannes Rechenauer. "Vor einigen Jahren war er noch verschwindend gering."
"Schweben alleine reicht nicht mehr"
Rodler steigen nun ebenso in die Bahnen ein wie Schneewanderer, Eiskletterer oder Gleitschirmflieger - und auch ältere Menschen, die Kaffee und Kuchen auf dem Gipfel zu sich nehmen wollten.
Auch die Anforderungen sind gestiegen: "Schweben alleine reicht nicht mehr", sagt der Betriebsleiter der Schauinslandbahn bei Freiburg, Günter Voigt. Die älteste und längste Umlaufseilbahn Deutschlands läuft seit 1930, sie gilt der Tagung als Beispiel. "Der Transport alleine mit der Seilbahn reißt kaum noch einen vom Hocker", sagt Voigt. Die Bahnen müssten kooperieren und sich als Teil der örtlichen Tourismus- und Freizeitbranche sehen.
Für Freiburg heißt das zum Beispiel konkret: Die Bahn ebnet den Weg in die "Bergwelt Schauinsland": mit Besucherbergwerk und Vergnügungspark, Wander- und Mountainbike-Touren und Geocaching, einer satellitengesteuerten Schatzsuche.
Nachhaltige und grüne Entwicklung
Auf die Spitze treiben wollen die Bergbahnbetreiber den Run auf die Gipfel aber nicht. "Wir stehen für eine nachhaltige und grüne Entwicklung", sagt Verbandsvize Rechenauer. "Durch unsere Bahnen werden die Besucherströme kanalisiert." Erholungs- und Erlebnisangebote rund um die Bahnen sollen verhindern, dass Biker und Wanderer, Kletterer und Boarder querfeldein Berge und Natur erkunden.
Auf Komfort wollen auch Bergtouristen nicht verzichten. "Eine Sitzheizung in den Winterbahnen gehört mittlerweile zum wichtigen Ausstattungsmerkmal", sagt VDS-Chef Huber. Und Öko ist angesagt: 98 Prozent der Seilbahnen in Deutschland seien schon jetzt mit elektrischer Energie statt mit Verbrennungsmotoren angetrieben.
Weitere Bahnen und größeren Liftanlagen sind für die Branche übrigens zurzeit kein Thema, wie Huber sagt. Die hohen Kosten, die strengen Auflagen und der Naturschutz verhinderten Neubauten in den Bergen, stattdessen würden die betriebenen Bahnen modernisiert. (dpa)