Essen. Die fränkische Stadt Bad Kissingen gehört zu den bekanntesten Kurorten Deutschlands. Vor allem die lange Historie der Stadt beeindruckt heute noch viele Menschen. Denn nicht nur Otto von Bismarck und Kaiserin Elisabeth von Österreich gehörten zu den regelmäßigen Besuchern.
Theodor Fontane war schon da. Neil Armstrong auch. Die Romanovs brachten gleich ihre 200-köpfige Dynastie aus Russland mit. Und für Otto von Bismarck hatte sein erster Besuch im nordfränkischen Kurbad Bad Kissingen einst einen Hauch von Abenteuercharakter.
Angetreten, um die Folgen seines immensen Frühstückshungers zu bekämpfen, entging der deutsche Reichskanzler 1874 in Bad Kissingen nur knapp einem Attentat. Dennoch schien ihm die Stadt an der fränkischen Saale zu gefallen. 14 Mal kehrte Bismarck noch zurück nach Bad Kissingen, wo sich seinerzeit der europäische Hochadel die Klinke in die Hand gab.
Hilla Schütze, eine waschechte Kissingerin aus altem Arztgeschlecht, weiß, wovon sie spricht: „Zu meinem Urgroßvater kam Kaiserin Elisabeth von Österreich einst, um Kaltwasserbäder zu nehmen. Für die Kaiserin hat er extra eine Marmorwanne angeschafft“, erklärt die Stadtführerin nicht ohne Stolz beim Rundgang durch die Bad Kissinger Trinkhalle.
Ein Eintrag ins Buch der Rekorde
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Der scharfe Pandurbrunnen, der Maxbrunnen, die Rakoczyquelle und vier weitere Quellen vor den Toren der Stadt haben Bad Kissingen seinen Ruf verliehen.
Ein Ruf mit Nachhall, denn manches hat sich seit Sissis Zeiten in Bad Kissingen noch nicht stark verändert. Roman Riedel ist seit 2003 Posaunist im 13-köpfigen Kissinger Kurorchester. Nicht nur, dass sich ein Kurbad ein solches noch leistet, auch die Taktfrequenz der Bad Kissinger Musiker sucht weltweit ihresgleichen. An sechs Wochentagen steht das Orchester zwei- oder dreimal auf der Bühne. 727 Kurkonzerte in 365 Tagen brachten den Musikern den Eintrag ins Buch der Rekorde.
In Bad Kissingen nicht der einzige Rekord. Auch die Wandelhalle der Kurstadt ist einzigartig. 90 Meter lang, 2640 Quadratmeter in der Fläche – als Stararchitekt Max Littmann 1911 den Bau an die Stadt übergab, hatte er die größte Wandelhalle Europas erschaffen. Sie ist es bis heute geblieben. Und die Drehbühne mit noch intakter Originaltechnik aus dem Jahr 1910, von der aus das Bad Kissinger Kurorchester je nach Wetterlage die Wandelhalle oder den Innenhof des Arkadenbaus bespielen kann, ist ein raffiniertes Detail.
„Wenn unsere Gäste im Innenhof sitzen und es beginnt zu regnen, drehen wir uns zunächst zweimal mit der Bühne komplett und spielen dann, ohne unsere Plätze wechseln zu müssen, innen weiter“, erklärt Roman Riedel.
Hinterlassenschaften vom Staatsarchitekten Max Littmann
Nicht nur die Wandelhalle und der Regentenbau, auch das Kur-theater gehört in Bad Kissingen zu den Hinterlassenschaften von Max Littmann. Kein Wunder, dass dem bayerischen Staatsarchitekten selbst der größte Saal im Regentenbau gewidmet ist. Im Max-Littmann-Saal trifft sich seit 1986 jeden Sommer die Crème de la Crème der internationalen klassischen Musikszene. „Für viele Orchesterchefs ist der Max-Littmann-Saal akustisch der großartigste Saal überhaupt“, erklärt Hilla Schütze.
Eiche, Kirschbaum, Nadel- und Edelhölzer verarbeitete der Architekt beim Bau des 36 Meter langen und 16 Meter hohen Saales, in dem heute Künstler wie Lang Lang oder David Garrett ihre Zuhörer begeistern. Für den richtigen Klang ist hier gesorgt – und das bereits seit über 100 Jahren. Der Sprung in die Zukunft ist in Bad Kissingen eng verbunden mit der Vergangenheit der Stadt. Der bekannteste deutsche Kurort ist noch heute ein lebendiger Teil der Geschichte, wo das Gestern nahtlos ins Morgen übergeht.