Bad Salzuflen. Im Lipperland am Fuße des Teutoburger Waldes liegt eines der größten Heilbäder unseres Landes: Bad Salzuflen. Die alte lippische Salinen- und Badestadt beeindruckt durch ihre historisch gewachsene architektonische Vielfalt, aber auch mit modernem Flair.
Die Altstadt mit eindrucksvollen Bauten aus der Zeit der Weserrenaissance und das um 1900 entstandene Kur- und Badeviertel mit seinen Badehäusern, Villen und Pensionen prägen auch heute noch das Gesicht der Stadt. Mächtige Gradierwerke bringen meeresähnliches Klima in die Stadt: Von April bis Oktober rieseln täglich bis zu 600.000 Liter über die Schwarzdornwände und zerstäuben zu feinem Nebel. Besondere Ein- und Ausblicke bietet das ErlebnisGradierwerk mit seiner Solekammer und der Aussichtsplattform.
250 denkmalgeschützte Gebäude
Bad Salzuflen präsentiert sich heute als attraktives Gesundheitszentrum. Durch das moderne Ambiente des Vitalzentrums VitaSol-Therme werden Gesundheit und Wellness zu einem einzigartigem Erlebnis. Im Zuge der kommunalen Neuordnung wurde Alt-Salzuflen 1969 mit der Stadt Schötmar und zehn Dörfern zur neuen Großgemeinde Bad Salzuflen zusammengeschlossen. Im gesamten Stadtgebiet finden sich heute 250 denkmalgeschützte Gebäude, davon allein 75 in der historischen Altstadt.
Salzuflen gehört zu den ältesten Salzgewinnungsstätten im deutschsprachigen Raum. Zwischen 1036 und 1051 schenkte der Paderborner Bischof Rotho dem Kloster Abdinghof eine Salzstätte in Uflen. Dort, wo der heutige Salzhof liegt, befand sich die Saline. Unter der Herrschaft der Grafen von Sternberg (1226 bis 1377) entstand östlich des Flusses rund um den Hafermarkt eine Gewerbesiedlung. Während der „Soester Fehde“ wurde der nur wenig befestigte Ort 1447 von böhmischen Söldnern zerstört.
Mit dem Wiederaufbau entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch ein Mauerring mit drei Wehrtürmen und vier Toren. 1488 erhielt der so vergrößerte Ort durch den lippischen Landesherrn Bernhard VII. die Stadtrechte.
Seit 1914 "Bad" Salzuflen
Da Salzuflen das Salzmonopol in Lippe besaß und der Handel mit dem „weißen Gold“ auch über die Landesgrenzen hinaus florierte, gelangte der Ort zu bemerkenswertem Reichtum. Vom Wohlstand der Salzufler Bürgerschaft im 16. und frühen 17. Jahrhundert zeugen noch heute die vielen im Stil der Renaissance errichteten Bauten in der Innenstadt.
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Beendet wurde diese Blütezeit schließlich durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648). Ein verheerender Brand vernichtete 1762 weite Teile der Stadt. Zu guter Letzt musste im Jahre 1766 die wichtigste Einnahmequelle Salzuflens, die Saline, an den lippischen Landesherrn verkauft werden. Dieser ließ das Salzwerk grundlegend modernisieren und Gradierwerke errichten. Durch die Gradierung konnte der Salzgehalt der Sole von sechs auf circa 20 Prozent erhöht werden. Da alle Gewinne aus der Saline nun aber an den Landesherrn fielen, konnte Salzuflen hiervon nicht mehr profitieren.
Erst als Medizinalrat Dr. Heinrich Hasse 1817 die Einrichtung einer Badeanstalt beantragte, begann allmählich der Aufschwung als Badeort. Bereits im folgenden Jahr wurde der Badebetrieb aufgenommen. Der Namenszusatz „Bad“ durfte jedoch erst ab 1914 geführt werden.
Sehenswertes beim Stadtrundgang durch Bad Salzuflen
P Parkhaus Ostertor oder Parkhaus Herforder Tor
1. Startpunkt des Rundgangs ist der Salzhof, hier beginnt in der ersten Hälft e des 11. Jahrhunderts die schriftlich überlieferte Geschichte Salzuflens und circa 770 Jahre später – 1818 – auch die Geschichte des Kurortes und Heilbades Salzuflen. Bis 1926 wurde auf dem Salzhof das „weiße Gold“ gewonnen. An Siedepfannen und Badewannen erinnert heute nur noch das 1934 über der Paulinenquelle errichtete Brunnendenkmal mit fünf Reliefs, die die Geschichte des Salzwerkes und die Anfänge des Badebetriebes zeigen. Auf einer Säule ist das Stadtwappen dargestellt.
2. Sehenswert sind die Bürgerhäuser in der Langen Straße 1 bis 9, die im 16. und 17. Jahrhundert erbaut wurden. Eines der schönsten dieser Häuser ist die Nummer 7, erbaut 1621 von Johan Loofher, dem damaligen Pastor der reformierten Kirchengemeinde. Besonders malerisch ist das Haus Lange Straße 1, im Volksmund „Klein Venedig“ genannt. Direkt an der Salze und ein wenig sogar über ihr liegt dieses vorspringende Fachwerkgiebelhaus von 1625; zwischen den Pfeilern haben früher Färber ihr Leinen in der Salze gespült.
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3. Die Brücke über der Salze führt uns zur Straße Am Markt. Das zwischen 1545 und 1547 Am Markt 26 errichtete Historische Rathaus von Bad Salzuflen gilt als herausragendes Monument der wirtschaftlichen Blütezeit der Stadt. Der zweigeschossige Massivbau mit dem charakteristischen spitzbogigen Hauptportal erhielt sein im Stil der Renaissance gestaltetes Giebeldreieck im Zuge einer „Modernisierung“ in den 1580er Jahren. Der gotisierende Treppenvorbau wurde 1859/60 angelegt.
4. Das 1530/31 erbaute Bürgermeisterhaus Am Markt 32 weist unverkennbare Ähnlichkeiten mit dem gegenüberliegenden Rathaus auf. Dies gilt vor allem für das in den 1590er Jahren erneuerte Giebeldreieck. Bemerkenswert ist außerdem der „Adam und Eva“-Reliefstein mit zwei Wappenschilden. Zu den besonders reich ausgestatteten Bürgerhäusern zählt das 1564 von Bürgermeister Johann Barkhausen erbaute Gebäude Am Markt 34. Es gilt als „Juwel“ der Baukunst der Weserrenaissance. Beeindruckend ist vor allem der fünfgeschossige Giebel. Die Spitze bilden ein „wildes Paar“ und eine darüber stehende Halbfigur eines gepanzerten, bärtigen Mannes, der eine Kugel nach oben hält. Diese Giebelbekrönung ist ein typisches Motiv für die Architekturepoche der Renaissance.
Buchtipp5. Am Markt 38 (erbaut 1620) beherbergt die älteste Apotheke Salzuflens (seit 1792), sie befindet sich noch heute im Besitz der Familie Brandes. Bis zum Jahre 1958 gab es im damaligen Salzuflen aufgrund des Apotheker-Privilegs nur die Brandes’sche Apotheke. Gegründet wurde sie von Gottlieb Brandes; dessen Sohn Rudolph Brandes war ein weit über die lippischen Grenzen hinaus bekannter Naturforscher und Publizist.
6. Hinauf zur Stadtkirche auf dem Hallenbrink führt die Brunnengasse. Ihren barocken Turmhelm (Welsche Haube) erhielt die in den ältesten Teilen (Unterbau der Turmes) aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammende Kirche im späten 18. Jahrhundert nach einem Brand, der große Teile des Gebäudes zerstört hatte.
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7. Weiter nach links in die Turmstraße gelangen wir zum „Katzenturm“, er ist – neben Resten der Stadtmauer – der letzte Zeuge der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert errichteten Stadtbefestigung. Diese bestand ursprünglich aus einer etwa fünf Meter hohen Ringmauer, in die außer dem Katzenturm zwei weitere Wehrtürme und vier Stadttore eingelassen waren.
8. 50 Meter weiter gehen wir links den Schennershagen hinunter in die Ritterstraße zum Hafermarkt, dem ältesten Platz Salzuflens. Das Haus Wenkenstraße 10a ist stilistisch noch der Spätgotik zuzuordnen. Dekorativ gemusterte Backsteingefache zieren den Giebel und das vorkragende Speichergeschoss dieses 1520 von Pfarrer Anton Gießenbier erbauten Gebäudes. Schräg gegenüber, in der Oberen Mühlenstraße 1, beeindruckt „Haus Backs“ mit seiner prachtvollen Fassade im Stil der Weserrenaissance. Der 1581 errichtete massive Unterbau wurde 1632 – mitten im Dreißigjährigen Krieg! – durch Hermann von Exter um ein Speichergeschoss aufgestockt und unter Verwendung des ersten Giebels mit der aufwändigsten, je in Salzuflen gestalteten Schnitzfassade versehen.
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9. Von hier führt der Weg durch die Obere Mühlenstraße und die Dammstraße, vorbei an der alten Stadtmühle (Dammstraße Nr. 7) über die Salze rechts auf die Millau-Promenade. Wir kommen über die Bleichstraße am Kurgastzentrum vorbei ins Kurviertel. Vor uns liegen die über 300 Meter langen Gradierwerke. Die Schwarzdornwände – einst Teil der 1945 stillgelegten Saline – dienen heute als Freiluft -Inhalatorium. Ein Durchgang gibt den Blick frei auf den Rosengarten und das 1904 erbaute Leopold-Bad; Namensgeber dieses Badehauses war Fürst Leopold IV., der von 1905 bis 1918 als letzter Monarch das Fürstentum Lippe regierte.
10. Gegenüber den Gradierwerken befinden sich eine Reihe repräsentativer Villen, Pensionen und Caféhäuser aus der Zeit um 1900.
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11. Am Ende der Parkstraße biegen wir links in die Lange Straße. Das 1618 errichtete dreigeschossige Fachwerkgiebelhaus Lange Straße 41 gehört zu den ortsbildprägenden Renaissance-Bauten der Salzestadt. Bemerkenswert sind die kunstvollen Rosetten in verschiedenen Variationen.
12. Nur ein kleines Stück weiter befinden sich die in den Jahren 1612 und 1618 erbauten Fachwerkhäuser Lange Straße 33 und 35. Aufgrund ihres reichen Schnitzwerks, an dem vor allem die Rosetten- und Beschlagwerkornamente auffallen, zählen sie zu den repräsentativsten Beispielen der Baukunst der Weserrenaissance.