Berlin. Die Nationalparks, die Freiheitsstatue, der Grand Canyon: drei gute Gründe, um in die USA zu reisen. Wegen des Haushaltsstreits mussten sie schließen - wie zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten auch. Auch die entsprechenden Internetseiten funktionieren nicht mehr. Viele Touristen sind verärgert.
Der US-Tourismus ist im Ausnahmezustand: In allen Bundesstaaten stehen Urlauber in diesen Tagen vor verschlossenen Türen. Sämtliche 401 Nationalparks der Vereinigten Staaten seien seit dem 1. Oktober offiziell geschlossen, teilt der National Park Service (NPS) mit. Das bedeutet: Die Besucherzentren, Hotels, Campingplätze und Straßen in den Parks sind dicht, Veranstaltungen wurden abgesagt. Besucher, die derzeit noch in einem Park Urlaub machen, müssen das Areal bis Donnerstagabend 18.00 Uhr Ortszeit verlassen.
Eine Notbesetzung von insgesamt 3000 Mitarbeitern bleibt in den vielen Nationalparks. Sie kümmern sich aber nur um das Nötigste. Für die täglichen Touristenmassen von rund 715.000 Besuchern genügen die Kapazitäten nicht im Ansatz. Selbst die Internetseiten der Parks funktionieren nicht mehr.
Zu den Einrichtungen des NPS gehören nicht nur klassische Parks. Auch berühmte Sehenswürdigkeiten wie die Freiheitsstatue in New York, der Grand Canyon in Arizona, die Insel Alcatraz in der Bucht von San Francisco oder das Lincoln Memorial in Washington zählen zum Zuständigkeitsbereich des National Park Service - und machen vorerst dicht.
Zahlreiche Museen bleiben geschlossen
"Das bleibt auch bis auf weiteres so, bis man eine Einigung gefunden hat", sagt Florian Renner vom Visit USA Committee. Wann das so weit sei, lasse sich nicht voraussagen. Der letzte "Government Shutdown" (Lahmlegung der Regierung) vor 17 Jahren dauerte fast vier Wochen. Ist eine Einigung gefunden, öffnen die Sehenswürdigkeiten nach Renners Einschätzung fast unmittelbar wieder. "Vielleicht mit ein paar Stunden oder einem Tag Verzögerung."
"Es gibt auch vorsichtige Hoffnung, dass sich die Lage bis Freitag vielleicht schon entschärft und die Einrichtungen sogar öffnen", sagt Tilo Krause-Duenow, Chef des Nordamerika-Reiseveranstalters Canusa. Das habe er am Mittwoch (2. Oktober) von den Tourismus-Agenturen erfahren, mit denen der Veranstalter zusammenarbeitet. Eine Bestätigung für diese Spekulationen gibt es derzeit nicht. Erst am Dienstag scheiterte ein Entwurf, laut dem trotz des Verwaltungsstillstands zumindest die Nationalparks geöffnet werden sollten.
Geschlossen bleiben neben den Nationalparks vorerst auch zahlreiche Museen. Dazu zählt der Smithsonian Museumskomplex mit 19 Museen, Galerien und dem National Zoo in Washington.
State Parks bleiben geöffnet
Einzige Chance für Touristen, während ihres USA-Urlaubs derzeit doch etwas von den geschlossenen Sehenswürdigkeiten mitzubekommen: Sie müssen sich selbst etwas organisieren. Öffentliche Durchfahrtsstraßen in den Nationalparks bleiben geöffnet, teilt der NPS mit. Auch seien zum Beispiel Bootstouren mit privaten Anbietern um die Freiheitsstatue herum weiterhin möglich, sagt Renner.
Die US-Bahngesellschaft Amtrack kündigte an, dass der Zugverkehr normal in Betrieb bleibe. Auch das Auswärtige Amt in Berlin gibt ein wenig Entwarnung für Reisende: Die Fluglotsen der US-Flugsicherungsbehörde FAA arbeiteten regulär weiter. Die Einreise- und Sicherheitskontrollen an den Flughäfen seien ebenfalls nicht betroffen. Verzögerungen könne es allerdings bei der Bearbeitung von Visa-Anträgen geben.
Weiterhin geöffnet sind alle State Parks der USA, denn für sie sind die Bundesstaaten verantwortlich. "Die State Parks sind meist nicht weit entfernt von den Nationalparks und landschaftlich nicht weniger reizvoll", sagt Canusa-Chef Krause-Dünow. "Sie sind sogar traumhaft schön."