Essen. Mittlerweile gibt es dutzende Online-Reisebüros im Netz, die mit den niedrigsten Preisen für Reisen werben - leider oft ein Trugbild. Nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Service-Qualität bieten die meisten Online-Portale teurere Reisen an als Fluggesellschaften.
Es ist verlockend: Mit wenigen Klicks zig Reiseangebote vergleichen und bequem von zu Hause aus buchen. Nach einer Untersuchung des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR) haben im Jahr 2012 knapp 35 Prozent aller Deutschen ihren Haupturlaub online gebucht und knapp 55 Prozent generell schon einmal eine Reise im Internet. Mehr als die Hälfte aller Städtereisen und Eventreisen werden heutzutage so verkauft. Dennoch ist weiter Vorsicht angesagt.
„Grundsätzlich ist der Online-Reiseverkauf sicher, aber bekanntlich gibt es in jeder Branche schwarze Schafe“, sagt VIR-Vorstand Michael Buller. Dem VIR sind sechs große Online-Reiseportale angeschlossen. Der Verband und die Verbraucherschutzbehörden geben Tipps und „goldene Regeln“ heraus, die bei einer Buchung im Internet beachtet werden sollten. „Seriöse Anbieter verstecken ihre Firmendaten nicht, sondern sorgen dafür, dass AGB und Impressum mit wenigen Klicks zu finden sind“, nennt Buller ein Beispiel.
Airlines oft günstiger als Portale
Unseriös ist ebenso, wenn während des Buchungsvorgangs Zusatzkosten aufgerufen werden. So kann sich der Preis für ein angebliches Schnäppchen schnell erhöhen. Gerne werden Kunden zum Abschluss einer Reiserücktrittsversicherung gedrängt, oder Reiseportale berechnen eine Servicegebühr. Und nicht immer bieten große Portale tatsächlich den besten Preis. „Bei Flügen ist es durchaus ratsam, die Preise der Reiseportale mit den Angeboten auf der Internetseite der Fluggesellschaften zu vergleichen“, weist das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz in Kehl hin. Nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Service-Qualität im Jahr 2012 waren die Flugpreise nach Buchungsabschluss in 96 von 100 Testfällen bei den Portalen höher als bei der Fluggesellschaft direkt.
Achten sollten Verbraucher darauf, dass ihre Daten beim Buchungsvorgang verschlüsselt übertragen werden – zu sehen am Schloss-Symbol unten rechts im Browser und an der Webadresse: Statt mit „http“ beginnen gesicherte Adressen mit „https“. Als Orientierungshilfe dient auch das TÜV-Siegel „s@fer shopping“. Die Sicherheit solchermaßen zertifizierter Anbieter wird jährlich überprüft. Bei anderen Siegeln rät Online-Experte Buller „unbedingt zu prüfen, ob sie von unabhängiger Stelle ausgestellt wurden“. Einige Anbieter arbeiteten mit eigens kreierten Gütesiegeln, die keineswegs den Status einer TÜV-Zertifizierung besitzen.
Aufpassen bei Billigangeboten
Schnäppchenjäger sollten sich bei Billigangeboten „vor Augen halten, dass niemand etwas zu verschenken hat“, warnt die Verbraucherzentrale Hessen. Ein „kostenloses“ Hotelzimmer könne mit einem „Mindestverzehr“ verbunden sein und für die Vermittlung ein „Serviceentgelt“ anfallen. Zu sehr preiswerten Pauschalreisen gehören nicht selten Werbeverkaufsveranstaltungen.
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Die Vorteile des Internets bei der Reisebuchung liegen in der Aktualität und „dem extrem aktuellen Preis“, findet Michael Buller. „Online hat man eine sehr große Auswahl. Das Reisebüro kennt den Kunden womöglich besser. Letztlich entscheidet aber der Kunde immer, wann es für ihn ein guter Service ist.“
Im Internet können Preise rasch verglichen werden. Am besten eignen sich dazu Metasuchmaschinen wie www.swoodoo.com, www.holidaycheck.de oder www.kayak.de, die Angebote Hunderter Buchungsportale durchstöbern. Außerdem haben Kunden im Web schon vor der Reise viele Möglichkeiten, sich Informationen zu holen. „Über You Tube oder Flickr kann man sich vorher wunderbar ein Bild von seiner Reise machen“, sagt Buller. Und noch etwas Gutes hat er festgestellt. Dank Social Media-Diensten wie Facebook gelte: „Werbeversprechen, die Anbieter nicht einhalten, fliegen ihnen um die Ohren.“