Hobart. Viele Urlauber machen eine Tasmanien-Reise um die saubere Luft, die ungezähmte Wildnis und Vergangenheit als britische Strafkolonie zu besichtigen. Moderne Kunst dagegen stand lange in der zweiten Reihe. Dank des Museum of Old and New Art, kurz MONA, hat sich dies geändert.

Ein junger Australier wird durch Glücksspiele steinreich, kauft sich immer mehr Kunstwerke und gründet ein Museum. So beginnt die Geschichte von David Walsh und dem MONA, dem Museum of Old and New Art, das etwa zwölf Kilometer nördlich der tasmanischen Inselhauptstadt Hobart am Ufer des Derwent-Flusses liegt.

Im Januar 2011 eröffnet, ist es Australiens größtes Museum in Privatbesitz. Wer während einer Tasmanien-Reise in Hobart einen Stopp einlegt und das MONA besucht, sollte dafür mehrere Stunden einplanen – wegen der Weitläufigkeit der Anlage, aber auch, weil viele der Kunstobjekte erstmal irritieren und die Betrachter für einige Zeit beschäftigen.

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«Reserviert für Gott» und «für Gottes Geliebte»: Im MONA bei Hobart ist jeder Gast willkommen.
«Reserviert für Gott» und «für Gottes Geliebte»: Im MONA bei Hobart ist jeder Gast willkommen. © dpa
An den Ufern des Derwent: Das MONA gehört seit Anfang 2011 zu Tasmaniens größten Touristenattraktionen.
An den Ufern des Derwent: Das MONA gehört seit Anfang 2011 zu Tasmaniens größten Touristenattraktionen. © dpa
Kein normaler Eingangsbereich: Um ins Museum zu kommen, müssen MONA-Besucher einen Tennisplatz überqueren.
Kein normaler Eingangsbereich: Um ins Museum zu kommen, müssen MONA-Besucher einen Tennisplatz überqueren. © dpa
Wohltäter und Exentriker: David Walsh ist der Besitzer der Kunstsammlung, von der im MONA Teile zu sehen sind.
Wohltäter und Exentriker: David Walsh ist der Besitzer der Kunstsammlung, von der im MONA Teile zu sehen sind. © dpa
Auch architektonisch interessant: Das MONA ist in eine hohe Sandsteinklippe hineingebaut.
Auch architektonisch interessant: Das MONA ist in eine hohe Sandsteinklippe hineingebaut. © dpa
Aufgeblasener Porsche: Das «Fat Car» von Erwin Wurm fällt im MONA sofort ins Auge.
Aufgeblasener Porsche: Das «Fat Car» von Erwin Wurm fällt im MONA sofort ins Auge. © dpa
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Wollen unorthodox sein

«Wir geben einen Zugang, aber wir sagen nicht: Diese oder jene Erklärung ist die einzig mögliche Interpretation eines Kunstwerkes», erklärt Forschungskuratorin Delia Nicholls. Zu den Grundideen des MONA gehöre es, «dass wir unorthodox sein wollen. Und wir möchten, dass die Menschen hier Spaß haben.»

Zur Abkehr von allem Konventionellen zählt dabei auch, dass vor der Eingangstür ein Tennisplatz angelegt wurde, den Besucher erstmal überqueren müssen. «David wollte nicht, dass es wie in einem normalen Museum aussieht», sagt Nicholls. Wenn das MONA dienstags geschlossen ist, drischt der inzwischen 52-jährige Walsh hier tatsächlich manchmal kleine gelbe Filzbälle über das Netz.

David Walsh stammt aus Tasmanien und wollte seiner Heimat etwas von seinem ungeheuren Reichtum abgeben, den er mit Pferdewetten und anderen Spielen gewonnen hat. Bereits 2001 gründete er das Moorilla Museum of Antiquities, das er später für viel Geld aus- und umbauen ließ – das MONA entstand. Dass sein Museum laut einem Bericht des australischen Rundfunksenders ABC nur ein Viertel der Betriebskosten durch die Einnahmen finanziert, scheint Walsh nicht groß zu stören. Alle Tasmanier haben weiterhin freien Eintritt.

«Reserviert für Gott»

David Walsh einen Exzentriker zu nennen, birgt kein großes Risiko. An zwei Parkplätzen am MONA verkünden die Schilder «Reserviert für Gott» und «für Gottes Geliebte». Auch Walshs Sammlung, von der nur etwa 40 Prozent ausgestellt werden können, beweist den Blick für das große Ganze in der Welt. Antike Münzen aus Südeuropa, Artefakte aus dem alten Ägypten und dem präkolumbianischen Südamerika: Schätze aus allen Erdteilen hat sich Walsh beschafft und zeigt sie gerne her.

Schwerpunkte sind die australische Moderne der 1940er bis 1970er Jahre sowie zeitgenössische internationale Kunst. Dazu zählen ein zum knallroten «Fat Car» aufgepumpter Porsche oder Videos der Schweizerin Pipilotti Rist mit Titeln wie «Blutclip» oder «Pickelporno». Sexuelle Bezüge sind nicht allgegenwärtig, aber auch keine Seltenheit. Als das MONA eine Zeit lang 151 Vagina-Skulpturen des australischen Künstlers Greg Taylor zeigte, hagelte es Proteste.

«Vor allem Frauen wollten das aber auch sehen», erinnert sich Delia Nicholls. Und wenn jemand im Titel der Dauerausstellung – er lautet «Monanism» – das englische Wort für Selbstbefriedigung entdeckt, ist das gewollt. «MONA ist die Vision eines Einzelnen, das darf man nicht vergessen», sagt Nicholls.(dpa)