Berlin. Ägypten kommt nicht zur Ruhe - darauf haben inzwischen auch die deutschen Reiseveranstalter reagiert. Viele bringen keine neuen Gäste mehr in das Land. Doch nicht alle gehen so mit der Krise um. Einen Überblick über die unterschiedlichsten Regelungen finden sie hier.
Wie mit Ägypten-Reisen umgehen - stornieren oder weiterhin anbieten? Um diese Frage ist nach Angaben von Branchenvertretern ein heftiger Streit unter den großen deutschen Reiseveranstaltern entbrannt. Das zeigt auch ein Blick auf die unterschiedlichen Regelungen der einzelnen Veranstalter. Ein Überblick:
Tui
Deutschlands größter Reiseveranstalter hatte nach der Verschärfung des Reisehinweise durch das Auswärtige Amt am 16. August bis einschließlich 15. September alle Reisen nach Ägypten abgesagt. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Dies hänge maßgeblich davon ab, ob das Auswärtige Amt seine Lageeinschätzung verändert.
Thomas Cook
Auch die Veranstaltermarken von Thomas Cook (Neckermann Reisen, Thomas Cook, Bucher Last Minute, Air Marin und Öger Tours) bringen derzeit keine neuen Gäste mehr nach Ägypten. Alle bereits gebuchten Reisen wurden bis zum 15. September abgesagt. "Je nachdem, wie sich die Lage im Land und der Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amtes verändern, werden wir entsprechend handeln", heißt es bei dem Unternehmen aus Oberursel.
Alltours
Der Duisburger Veranstalter hat alle Reisen bis einschließlich 15. September abgesagt. Für alle Reisen danach bis zum 31. Oktober gibt es die Möglichkeit, kostenlos umzubuchen oder zu stornieren.
DER Touristik
Auch DER Touristik hatte für seine sechs Veranstalter (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg, Dertour, Meier's Weltreisen und ADAC Reisen) zunächst alle Reisen bis 15. September abgesagt. Vor wenigen Tagen kündigte das Unternehmen jedoch an, ab dem 16. September wieder Reisen in die Baderegionen am Roten Meer anzubieten - es sei denn, die Sicherheitslage ändere sich.
FTI
Während viele Reiseveranstalter nach der Verschärfung des Sicherheitshinweises durch das Auswärtige Amt ihre Ägypten-Reisen komplett absagten, reagierte FTI anders. Kunden konnten zwar kostenlos stornieren oder umbuchen, Reisen mit Ausnahme von Kairo, Oberägypten und Nilkreuzfahrten werden jedoch weiter durchgeführt. Diese Regelung wurde jetzt bis zum 31. Oktober verlängert.
Schauinsland Reisen
Ähnlich wie FTI reagierte Schauinsland. Reisen bis 31. Oktober können auch auf Wunsch umgebucht werden. Bis zum 31. August können Reisen mit Anreise bis zum 30. September kostenlos storniert werden. Wer jedoch nach Ägypten reisen möchte, kann dies weiterhin tun.
Die Fronten sind also klar: Auf der einen Seite stehen Veranstalter wie Tui, Thomas Cook und Alltours, die alle Reisen abgesagt haben. Auf der anderen Seite befinden sich FTI, Schauinsland Reisen und seit kurzem auch DER Touristik, die zwar Stornierungen anbieten, aber weiterhin Touristen ans Rote Meer fliegen.
Hinter den Kulissen geht es deshalb derzeit hoch her. Dabei spielen vor allem wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Die in Ägypten verbleibenden Anbieter wollten sich in dieser Situation profilieren - sowohl bei Urlaubern als auch Hoteliers vor Ort, lautet ein Hauptvorwurf. "FTI und Schauinsland-Reisen suggerieren, dass andere Anbieter überreagiert haben", zitiert die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» einen Touristiker. FTI hatte zuletzt seine Kapazitäten in Ägypten deutlich aufgestockt. Mittlerweile gelten die Münchener dort als Marktführer.
Das Auswärtige Amt rät derzeit von Reisen nach Ägypten ab - und damit auch von Trips in die Urlaubsgebiete am Roten Meer. Von Reisen nach Kairo, in die Touristenzentren in Oberägypten (Luxor, Assuan, Nilkreuzfahrten) und in das Nildelta wird dringend abgeraten. Eine Teilreisewarnung gibt es für den Nord-Sinai und das ägyptisch-israelische Grenzgebiet.
Machtkampf in Ägypten