Washington. Flugreisende in den USA sollen in Kürze wieder Messer und andere Gegenstände, die als Waffe verwendet werden können, im Handgepäck mitführen dürfen. Das hat die US-Flugsicherheitsbehörde erklärt. Flug-Gewerkschaften laufen gegen die Erlaubnis Sturm. Auch Fluglinien befürchten ein “zu großes Risiko“.
Einschränkung der individuellen Freiheit - oder Verbrechensvorbeugung? John Pistole weiß, dass er es nie allen recht machen kann. Aber selten ging der Schuss für den Chef der amerikanischen Flugsicherheits-Behörde TSA so schnell nach hinten los wie diesmal. Ab 25. April sollen Passagiere über den Wolken neben diversem Sportgerät vom Golfschläger bis zum Billard-Queue auch wieder kleine Taschenmesser im Handgepäck tragen dürfen.
Die Kontrolleure der nach den Attentaten vom 11. September 2001 gegründeten „Transportation Security Administration“ sollen sich durch den Wegfall der Kontrollen besagter Schneidewerkzeuge an den Flughäfen auf das Wesentliche konzentrieren können: das Aufspüren raffiniert versteckter Sprengsätze in Schuhen sowie am oder im Körper.
Stewardessen protestieren gegen Freigabe von Klingen in Handgepäck
Seit die Ankündigung in der Welt ist, befindet sich Pistole in schweren Turbulenzen. Drei der größten Fluglinien, Delta, American und US Airways, fordern die Rücknahme der Maßnahme, ebenso die 90.000 Purser und Stewardessen vertretende Gewerkschaft der Flugbegleiter. Aus ihrer Sicht ist die Argumentation, dass mit Klingen, die sechs Zentimeter Länge und 1,3 Zentimeter Breite nicht übersteigen, in 10.000 Meter Reisehöhe kaum wirkliches Unheil anzurichten ist, „kurzsichtig“.
Delta-Vorstandschef Richard Anderson nennt die Bedenken der Praktiker vor Ort, die darin ein "unnötiges Risiko" erkennen, „mehr als berechtigt“ und sieht erheblichen Mehraufwand am Boden entstehen. Dann nämlich, wenn sich Kontrolleure und Fluggäste, die im Schnitt am Tag an großen US-Flughäfen zwischen 30 und 50 solcher Messer notgedrungen in die vorgesehenen Mülleimer werfen müssen, künftig mit dem Zentimeter-Maß über Längen streiten.
"Es ist nicht die Zeit für nachlassende Wachsamkeit"
New Yorks einflussreicher demokratischer Senator Chuck Schumer hält die Aufweichung des seit bald zwölf Jahren geltenden Messerverbots an Bord für grundfalsch: „Diese Gegenstände sind und bleiben gefährlich. Es ist nicht die Zeit für nachlassende Wachsamkeit.“ Auch in Internet-Foren der Airlines überwiegt die Kritik. „Eine kleine Flasche Wasser oder ein Glas mit Babynahrung bleibt verboten, aber Messer sollen erlaubt sein?“, fragt ein Vielflieger aus New York und wundert sich: „Wozu bitteschön braucht man ein eigentlich Taschenmesser im Himmel?“
TSA-Chef Pistole will unterdessen von seiner Position nicht lassen. Im zuständigen Kongress-Ausschuss sagte der frühere FBI-Mann, mit der Lockerung der Bestimmungen fürs Handgepäck befinde sich Amerika international in guter Gesellschaft. P.S. Teppichmesser und Rasierklingen bleiben weiterhin verboten.