Essen. Das Sauerland ist bekannt als Wintersportregion. Aber auch wer wenig sportlichen Ehrgeiz hat, kann dort auf seine Kosten kommen - zum Beispiel bei einem romantischen Hüttenurlaub. Und wen es doch nach draußen zieht, der findet genug Wanderwege und Skipisten in nächster Nähe.
Wollen wir überhaupt hinaus in den Schnee? Unsere Hütte am Hang oberhalb von Schmallenberg ist doch so kuschelig: Im Kaminofen lodert das Feuer, warmes Eichenholz prägt die Wohnstube – einfach gemütlich ist unsere Behausung gleich neben der etwas über einen Kilometer langen Skipiste mit Lift, die die sportlichen Gäste lockt.
Zehn Hütten haben die Gastgeber Jessica Gerritsen und Ralf Blümer am Waldrand aufgestellt. Die Vorbilder fanden die beiden in den Hüttendörfern in Österreich. So entstand nach mehrjähriger Planung mit dem „LiebesGrün“ das nördlichste Premium-Bergdorf Deutschlands, in das vor etwas über einem Jahr die ersten Gäste einzogen. Bis zu sechs Urlauber kann jede der urigen Hütten in dem autofreien Bergdorf aufnehmen. Das Gepäck transportieren die Gäste per Bollerwagen vom Parkplatz zu ihrer Behausung.
Die Ruhe genießen
Vor allem Ruhe genießen sollen die Gäste im Bergdorf, darauf kam es den beiden Gastgebern an. Langschläfer können ungestört schlummern – das reichhaltige Frühstück wird in einer Weinkiste morgens um kurz nach acht Uhr in die Hütten geliefert. Anders als in manchen Hotels muss sich niemand an feste Frühstückszeiten halten.
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Für den Mittag bereiten sich die Gäste selbst ein paar Brote zu. Da der Aufenthalt im LiebesGrün Halbpension beinhaltet, wird das Abendessen – ein drei- oder viergängiges Menü – in der nahen Handweiserhütte serviert. Ralf Blümer ist Koch und Vorreiter der Slow-Food-Bewegung, die etwa bei Fleisch-Speisen sanftes, langes Garen bevorzugt.
Gutes Essen und viel Bewegung
Bei dem guten Essen ist viel Bewegung angesagt. Hinter dem Dorf beginnt ein sechs Kilometer langer Pfad hinauf nach Schanze, 720 Meter hoch gelegen. Nur 42 Bewohner leben dort in den 30 Häusern. Ruhig war es hier am Abend des 18. Januar 2007 übrigens ausnahmsweise nicht: Mit unvorstellbarer Kraft wütete der Orkan Kyrill, Böen bis zu 250 Stundenkilometern wurden gemessen. Erst am Morgen wurde das Ausmaß der Katastrophe deutlich: Wo einen Tag zuvor dichter Wald stand, herrschte Chaos – vor allem Fichten hatte es umgeworfen.
Als Erinnerung wurde in Schanze der Kyrillpfad geschaffen. Über einen Kilometer, auf Stiegen über Sturmholz oder darunter hinweg, müssen die Besucher erklimmen und kriechen und erleben dabei hautnah wie zerstörerisch der Orkan damals wirkte. Einmalig ist das 250 Meter lange barrierefreie Teilstück des Pfades, das auch für Rollstuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen geeignet ist.
Goldenes Ei und ein verschwundener Falke auf dem Waldskulpturenweg
Schanze ist auch ein guter Startort für eine Wanderung auf dem Waldskulpturenweg, der über 23 Kilometer die Städte Schmallenberg und Bad Berleburg miteinander verbindet. Wer dort unterwegs ist, merkt bei der Betrachtung der großformatigen Objekte – etwa von Magdalena Jetelovàs „Goldenem Ei“ mit dem Titel „Was war zuerst?“, oder dem „Monument des verschwundenen Falken“ des New Yorker Land Art-Künstlers Alan Sonfist – schnell: Der Waldskulpturenweg stellt mehr dar als nur eine Aneinanderreihung von Werken renommierter Künstler.
Nichts ist hier zufällig. Das wird besonders deutlich durch Ansgar Nierhoffs Stahlplastik „Kein leichtes Spiel“, die im Jahr 2000 als erstes Objekt an dem Wanderweg genau auf der Grenze zwischen Hochsauerland und Wittgensteiner Land aufgestellt wurde.
Kunstroute verbindet zwei hoch verschiedene Nachbarn
Die beiden Nachbarregionen sind höchst unterschiedlich: Auf der einen Seite Schmallenberg im kurkölnischen Hochsauerland, katholisch geprägt und westfälisch. Auf der anderen Seite Bad Berleburg im Wittgensteiner Land, ab dem 14. Jahrhundert durch die Grafen und Fürsten des Hauses Sayn-Wittgenstein beherrscht und seit der Reformation Evangelisch-Calvinistisch ausgerichtet.
Familiäre Verbindungen etwa durch die Heirat galten früher als gesellschaftlich unpassend. „Kein leichtes Spiel“ also für die Menschen diesseits und jenseits der Rothaargipfel zusammen zu kommen. Der Waldskulpturenweg schafft dagegen die erste Direktverbindung zwischen Schmallenberg und Bad Berleburg. Die Kunstroute baut auf ihre besondere Weise Brücken zwischen Kulturen, Religionen und Sprachen.