Kenia. Urlaub mitten in der Wildnis Kenias: Seit 40 Jahren wächst das Interesse an dem Land und Familie Schulte hat diesen Wandel miterlebt. Vor 40 Jahren zog die Familie nach Afrika und baute nördlich von Mombasa die Severin Sea Lodge, die auch heute noch von Touristen besucht wird.
Das ist sein Afrika: Gebannt schaut Severin Schulte über das prasselnde Lagerfeuer vor dem Haupthaus des Safari Camps hinweg auf die erleuchtete Buschwaldszenerie. Eine Herde schwarzer Büffel zieht im Lichtkegel einiger Scheinwerfer wie über eine riesige Naturbühne äsend zu den Wasserlöchern, die einen Steinwurf weit den Rand des Camps säumen. Fast unwirsch mahnt er Gäste und Personal, dieses Naturereignis nicht durch überflüssige Geräusche zu stören. Büffel ziehen nicht alle Tage so nahe am Camp vorbei und nicht allen Besuchern ist dabei bewusst, dass Büffel zu den gefährlichsten der afrikanischen Wildtiere zählen – das Severin Safari Camp im kenianischen Tsavo West Nationalpark kennt schließlich keine Zäune.
Schulte hat sich für einige Tage in das Camp zurückgezogen, nachdem der Trubel der Jubiläumsfeierlichkeiten in seiner Severin Sea Lodge am Bamburi Strand nahe Mombasa bewältigt war. Vor über 40 Jahren hatte sein jagdbegeisterter Vater Rudolf Afrika für sich entdeckt. Die Weite des Landes, die urwüchsige Natur und die Herzlichkeit der Menschen weckten in ihm den Wunsch, mehr Zeit in Afrika zu verbringen – vor allem wenn die kalten Wintermonate im sauerländischen Sundern nahten.
Kurz vor der Eröffnung fehlten die Duschen
Die Schultes gingen auf Haus- und Grundstücksuche und fanden bald das 15.000 Quadratmeter große Strandgrundstück nördlich von Mombasa, auf dem heute die Severin Sea Lodge steht. Severin Schulte zitiert heute noch gern aus einem Brief, den sein Vater kurz vor der Eröffnung an seine Ehefrau schickte: Die Bauleute hatten vergessen, die Duschen einzubauen.
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40 Jahre später sind diese Kinderkrankheiten nur noch Geschichte. Den Afrika-Bazillus hat er von seinem 1980 verstorbenen Vater geerbt und damit auch den Reiseteil des sauerländischen Unternehmens für Elektrokleingeräte. Die Sea Lodge wuchs kontinuierlich und kann heute fast 400 Gäste beherbergen.
„Der ist ja plemplem!“ Das sei die einhellige Meinung in der Heimat zu den Afrikaplänen von Rudolf Severin damals gewesen, erinnert sich Sunderns Bürgermeister Detlev Lins. 40 Jahre später gratuliert er bei den Jubiläumsfeierlichkeiten in Kenia. Und nicht nur er – auch Kenias Tourismusminister Dansun Mwazo ist dabei und die deutsche Botschafterin Margit Hellwig-Bötte.
Viele Kenianer müssen Großfamilien ernähren
Kenia hat sich in den letzten vier Jahrzehnten stark verändert. Das Land boomt, aber vertraute Werte drohen dabei verloren zu gehen: Das schnelle Geld fasziniert auch die Kenianer. Geschäfte per Handschlag sind aus der Mode gekommen. Das Land quält sich immer wieder mit den Anforderungen, die die Demokratie an das ehemalige Kolonialgebiet stellt. Und die Korruption streckt überall polypenartig ihre Fänge aus. „Stolz bin ich vor allem darauf, dass ich all das geschafft habe, ohne klebrige Finger zu bekommen“, blickt Schulte zurück. Beharrlich habe er sich geweigert, erforderliche Entscheidungen durch Schmiergeld zu beschleunigen. Das hat Geduld erfordert.
Severin Schulte wird noch geraume Zeit die Geschicke seiner afrikanischen Herbergen bestimmen. Nach dem Studium will Sohn Sebastian in die Fußstapfen seines Vaters treten. Es gilt einen hohen Standard beizubehalten – bei den Unterkünften und beim Betriebsklima: 50 Kenianer sind schon über 15 Jahre in Diensten der Schulte-Herbergen. „Viele müssen als einzige ihre Großfamilien durchbringen“, beschreibt Severin Schulte. Er fühlt sich verantwortlich.
Natürliche Ressourcen pflegen
Nachhaltiges Wirtschaften im Tourismusgewerbe bedeutet aber vor allem auch sorgsam mit den natürlichen Ressourcen umzugehen. Bei Severin Schulte wird schon jetzt recycelt und dennoch mahnt er: „Schon bald wird es darum gehen, Wasser wieder aufzubereiten und Meerwasser zu entsalzen.“
Auf diese Zukunft ist der Unternehmer vorbereitet: Das Territorium, das landeinwärts hinter dem Strandgrundstück liegt, hat er schon erworben. Die Kontakte zum Berufsbildungszentrum im westfälischen Arnsberg sind geknüpft. Moderne Technik muss gewartet werden. Und das sollen kenianische Fachleute tun. „Das“, so sinniert Schulte, „ist meine Vision für die nächsten zehn Jahre.“