Montenegro. Der Deutsche Reiseverband (DRV) kann trotz Eurokrise, höherer Kerosionpreise und der Havarie der Costa Concordia bestätigen: In den vergangenen zwölf Monaten verreisten gut drei Prozent mehr Deutsche als zuvor. Trotzdem hat die Reisebranche mit einigen schweren Problemen zu kämpfen.

Die Reiselust der Deutschen ist trotz Eurokrise ungebrochen. So lautet das Fazit der 62. Jahrestagung des Deutschen Reiseverbands (DRV) in Montenegro. Fast drei Prozent mehr Urlauber verreisten laut DRV in den vergangenen zwölf Monaten mit deutschen Reiseveranstaltern. In Summe wurden 40 Millionen Reisen gebucht, ein neuer Rekordwert. Entsprechend stiegen auch die Umsätze der Reiseveranstalter um rund vier Prozent auf 24,2 Milliarden Euro.

Für die Reiseanbieter bleibt trotz des Trends zur Online-Buchung das Reisebüro weiterhin der wichtigste Vertriebskanal. Allerdings sank die Zahl der Reisebüros erneut, diesmal um 254 auf noch 9900 Büros insgesamt. „Der Tourismus bleibt trotz aller Krisen ein hochdynamischer Wachstumsmarkt. Wir bewegen uns auf einem hohen Niveau mit immer noch leichtem Aufwärtstrend“, bekräftigt der Präsident des Deutschen Reiseverbandes, Jürgen Büchy, die Wirtschaftsleistung der Touristik.

Höhere Kerosinpreise und Luftverkehrsabgaben

Gleichwohl weisen Experten darauf hin, dass der Umsatzanstieg der Branche nicht zuletzt durch durchlaufende Posten wie höhere Kerosinpreise und die neue Luftverkehrsabgabe befördert wurde. Letztere wurde erneut von Büchy als „unsäglich“ kritisiert. Der DRV-Präsident nahm zudem die zunehmenden Nachtflugverbote in Deutschland oder restriktiven Visa-Regelungen ins Visier.

Während in der Türkei nach Wegfall der Visa-Restriktionen die Zahl russischer Gäste in kürzester Zeit auf das Doppelte angestiegen sei, würde russischen Urlaubern der Zugang zum Reiseland Deutschland weiterhin erschwert, klagte Büchy.

Verlierer ist Griechenland

Wenig abgewinnen kann der DRV-Präsident auch den jüngsten Gerichtsurteilen, die Reiseveranstalter dazu verpflichten, die Flugzeiten verbindlich in ihren Katalogen zu nennen. „Die Kataloge werden ein Jahr im Voraus geplant. Ein Restrisiko einer Änderung besteht daher immer. Die Konsequenz kann dann eigentlich nur sein, gar keine Zeiten mehr anzugeben, aber damit ist doch wirklich niemandem gedient.“

Bei der Wahl der Reiseziele verzeichneten die Marktforscher in der abgelaufenen Saison teilweise signifikante Verschiebungen. So stagnierten die Buchungen für Urlaub in Deutschland. Aufgrund des zum Teil schlechten Wetters zwischen Borkum und Bodensee zog es die Bundesbürger in diesem Sommer stattdessen vermehrt zu den Sonnenzielen im Süden Europas. Hochseekreuzfahrten setzten trotz der Havarie der Costa Concordia Anfang 2012 ihren Wachstumskurs fort. Stattdessen wurden weniger Flussreisen gebucht.

Bei den Reisezielen bleiben die Vorlieben der Deutschen weitgehend unverändert: Gerade in den Sommerferien steht Spanien auf der Beliebtheitsskala weiter an oberster Stelle, gefolgt von Italien und der Türkei. Verlierer ist Griechenland.