Düsseldorf. Wandern ist beliebt wie nie zuvor. Die Trends der Outdoor-Branche sind: Warme Jacken, bei denen jedes Murmeltier neidisch wird, leichte Rucksäcke mit viel Platz – und ein Wanderstab für nostalgische Momente. Dazu Schuhe, die heute nicht mehr schwer wie Blei sein müssen.

Die Deutschen sind ein wanderlustiges Völkchen. Bergauf, bergab, landein, landaus, klettern oder kraxeln – kein Baumstamm kann sie stoppen. Hauptsache raus in die Natur! Diesem Trend kommt die Sportartikelindustrie gerne entgegen. Der Natursport- oder auch Outdoor-Markt für Bekleidung und Ausrüstung wächst. Nach Angaben des Bundes der Sportartikelindustrie setzt die Wander-Branche jährlich etwa 1,5 Milliarden Euro um. Damit ist sie zu einer tragenden Säule des Industriezweigs Sport geworden. Hier wichtige Neuheiten:

Bekleidung

Seit Jahren gilt: es geht noch leichter. Ziel ist es, bei der Bekleidung an Gewicht zu sparen und trotzdem ihre Funktionalität zu halten oder sogar zu verbessern. Jedes Gramm zu viel kostet den Wanderer Kraft. „Vor fünfzehn Jahren hat eine Regenjacke noch siebenhundert Gramm gewogen, heute wiegt sie die Hälfte“, sagt Outdoor-Trendexperte Ralf Stefan Beppler. Bei der „TourNatur“ in der Messe Düsseldorf hatte Beppler kürzlich ein Beratungscenter rund um Wanderausrüstungen organisiert.

Da war dann zu sehen, dass sich Hersteller Anregungen aus der Natur holen, von Tieren, die auch ohne warme Socken mit Wind und Wetter klarkommen. „Bionic“ heißt ein neues Konzept für Funktionswäsche, bei dem die Entwickler den Lurchen auf die Haut geschaut haben und auch den Haien und dem Biber. Bei Fleece-Jacken gilt ebenfalls: Von Murmeltier und Co. können wir lernen. „Früher waren die Fleecefasern gleichmäßig lang. Heute nicht mehr. Die Jacken sehen zotteliger aus, das ist von Pelztieren abgeschaut und soll besser warm halten“, sagt der Experte.

Neu ist auch das „Omni Heat“-Konzept von Columbia. Dabei sind viele kleine, reflektierende Aluminiumpunkte auf der Oberfläche des Futters von Jacke, Hose und Schuh aufgebracht, die 20 Prozent mehr Wärme speichern sollen.

Gore-Tex

Diese Kunstfaser hat die Funktionstextilien schon vor Jahren revolutioniert. Ein amerikanischer Chemiker hatte das Konzept für wasserfeste und atmungsaktive Materialien vor über 40 Jahren erfunden. Seitdem wird es perfektioniert. Neu ist das „Active Shell“, eine dünnere Membran, die sich auch an Radfahrer richtet. Bei der Herstellung wird das Innenfutter direkt in die Membran integriert. So wird die Bekleidung noch leichter und liegt angenehmer auf der Haut.

Rucksäcke

Ohne Rucksack läuft nichts – und wandert erst recht nichts. Irgendwo muss man ja hin mit der Kamera, dem Handtuch, der Regenjacke – und natürlich mit der Brotzeit. Für Rucksäcke gilt, was auch für die Bekleidung richtig ist: Sie werden immer leichtert. Hat vor 15 Jahren so ein wandertaugliches Modell noch 1500 Gramm auf die Waage gebracht, kommt ein Rucksack vergleichbarer Größe heute nur noch auf die Hälfte. Atmungsaktive Rückenpolster mit Hohlkammern sollen verhindern, dass die Träger ins Schwitzen kommen. Wichtig bei den neuen Rucksäcken ist auch, dass sie durch Gurte stufenlos an jede Körpergröße angepasst werden können.

Warum Wanderschuhe heute nicht mehr schwer sein müssen
 

Schuhe

Früher waren Schuhe schwer wie Blei. Nach einer schweißtreibenden Tour herrschte in ihnen ein Klima wie in Luis Trenkers Rucksack. Heute sind Wanderschuhe leichter und trotzdem so stabil, dass der Fuß auch auf holprigem Gelände nicht schlapp macht. Aber Achtung: einige Modelle können im Öko-Test nicht überzeugen (siehe Artikel „Schadstoffe in Wanderstiefeln“). Neu auf dem Markt sind Trekkingschuhe aus Yak-Leder, also aus der Haut der tibetischen Hochgebirgsrinder. Besonders robust sollen sie sein und dennoch geschmeidig, eine Gewichtersparnis von bis zu 20 Prozent sei so möglich. Hersteller ist die bayrische Manufaktur Hanwag.

Zubehör

Um das Naturschauspiel aus nächster Nähe genießen zu können, nehmen viele Wanderer ein Fernglas mit. Auch hier gilt: je weniger Gewicht, um so besser. „Lange Zeit musste es ein Vollmetallgehäuse sein, heute gibt es Kunststoffmodelle, die leicht und zugleich robust sind“, sagt Ralf Stefan Beppler. Auch die Qualität wird immer besser. Da kann man der Bergziege auf dem Kamm gegenüber fast bis in die Augen schauen – und dank der leichten Ausrüstung im Ernstfall schneller wegrennen, wenn die Ziege plötzlich wild wird.

Geradezu bezaubernd zünftig zwischen all den High-Tech-Entwicklungen ist der Wanderstab „Gemse“ (siehe Foto links), den die Lebenshilfe Detmold vertreibt. Das von einem Studenten entworfene Hilfsmittel ist mit dem Deutschen Design-Preis in Gold ausgezeichnet worden. Es sieht nicht nur schick aus, sondern liegt auch bei einfachen Touren gut in der Hand. Um die komplette Herstellung und um die Vermarktung kümmern sich die Behindertenwerkstätten der Lebenshilfe (www.gemse-shop.net, ab 189 Euro).

Orientierung

Moderne Technik oder klassische Wanderkarte – diese beiden Philosophien treffen aufeinander. „Die GPS-Technik interessiert vor allem Männer“, sagt Outdoor-Spezialist Beppler. Doch auch immer mehr Frauen stellten fest, dass ein mobiles GPS-Gerät oft komfortabler zu bedienen sei als Kompass und Karte. Noch könnten sich Wanderer nicht auf eine Navigation mittels Handy oder Smartphone verlassen. Sie müssten auf ein GPS-Gerät beispielsweise als kompaktes Modell für das Handgelenk setzen und sicherheitshalber immer klassische Karten dabei haben. „Aber die Entwicklung ist nicht zu stoppen“, stellt Beppler fest. In naher Zukunft könnte das Handy mit seinem gespeicherten Kartenmaterial also ausreichen, um sich auch in der Wildnis so vertraut wie im eigenen Wohnzimmer bewegen zu können.