Paris. . Chinesische Touristen haben ein neues Traumziel: Paris. Inzwischen tummeln sich jährlich 500.000 Urlauber aus dem Reich der Mitte in der französischen Hauptstadt. Vor zehn Jahren zählte die Seine-Metropole lediglich 10.000 chinesische Touristen. Sie wollen nur das Eine: Luxus, Luxus, Luxus.
Die Touristen aus dem Reich der Mitte haben erlebnisreiche Tage in Europa hinter sich. Der Schnelltrip durch den alten Kontinent führte sie zum Buckingham Palast und zum Brandenburger Tor, zum Prater und jetzt in Paris zu „Printemps Haussmann“.
„Es ist der Höhepunkt meiner Reise“, gesteht Monsieur Li Guang, ein Manager aus Shanghai, und lächelt. In der ersten Etage des Kaufhauses, die ausschließlich dem Luxus vorbehalten ist, steht er inmitten einer Schlange, die immer länger wird. Man ist hier unter sich, spricht Mandarin und ist sichtlich aufgeregt. In seiner Linken hält Li Guang bereits eine Einkaufstasche von Dior. Jetzt ist „Louis Vuitton“, der Spezialist für teure Kulttaschen, das Ziel.
China im Kaufrausch
Die Szenerie bei „Printemps“ spricht Bände: In der französischen Hauptstadt stürzen sich immer mehr Chinesen in einen Kaufrausch. Einst waren es reiche Japaner und Russen, jetzt kommen die Chinesen an die Seine. Pierre Pelarrey, ein schlanker und smarter Mann, ist gut aufgelegt. Der „Directeur Général“ des „Printemps“ sagt: „Unser Haus ist auf die Kundschaft aus China vorbereitet.“
Der unlängst für 80 Millionen Euro aufwändig renovierte Konsumtempel am Boulevard Haussmann war der erste in Paris, der die chinesische Kreditkarte, die CUP-Card (China Union Pay), akzeptierte. „Außerdem stellen wir unseren chinesischen Kunden 30 Einkaufsberater an die Seite“, fügt Pierre Pelarrey hinzu. Nicht zu vergessen die rund 70 Verkäufer, die fließend Mandarin sprechen.
Chinesische Kunden geben mehr aus
Die Zahlen, mit denen Monsieur Pelarrey nun um sich wirft, erklären seine Zufriedenheit. Im Schnitt gebe jeder chinesische Kunde in seinem Haus 1500 Euro aus, sechsmal so viel wie ein Franzose. Helfe ein persönlicher Einkaufsberater mit, steigerten sich die durchschnittlichen Ausgaben schnell auf 10.000 bis 20.000 Euro. Die Grenzen nach oben, mon Dieu, sie sind selbstverständlich offen, wie allein der Blick in die Luxus-Uhrenabteilung zeigt. Dort lässt sich eine Kundin aus Fernost gerade eine 100.000-Euro-Uhr der Edelmarke Glashütte zeigen. Die Gesten der Verkäufer verraten: Hier steht der Kauf kurz bevor.
Vor zehn Jahren zählte die Seine-Metropole lediglich 10.000 chinesische Touristen. Jetzt sind es schon 500.000 bei zweistelligen Zuwachsraten. „In spätestens drei Jahren durchbrechen wir die Millionen-Schallmauer“, frohlockt Pierre-Frédéric Roulot, Präsident der „Louvre Hotels Group“, dem zweitgrößten Betten-Imperium in Europa. Zwei „Campanile“-Hotels in Paris und 13 weitere in Frankreich kümmern sich neuerdings besonders sorgfältig um den Gast aus China. Chinesisches Frühstück, Broschüren in Mandarin, eine 24-Stunden-Hotline in Landessprache sowie chinesisches TV auf dem Zimmer.
Die Hotelbranche registriert seit zwei Jahren: Chinesische Frankreich-Touristen sind immer wohlhabender. Sie interessieren sich nicht mehr nur für Pariser Klassiker wie Eiffelturm und Champs-Elysées, sondern auch für die Weinberge des Bordelais. „Immer mehr reisen individuell“, sagt Pierre-Frédéric Roulot.
Strategischer Pakt beflügeltTourismus in beide Richtungen
„Die Gastronomie, die Kultur, die Romantik faszinieren chinesische Touristen in Frankreich“, ergänzt Li Yukai, Vizepräsident der „Jin Jiang Inn“-Hotelgruppe, der größten in Asien. Der strategische Pakt zwischen den beiden Branchenriesen soll auch den Tourismus in die Gegenrichtung beflügeln. Auf französische Hotelgäste in Peking wartet demnächst also ein Frühstück mit Croissant und einem Expresso.