Panama-Stadt. Mit Al Capines 100-jährigem Schmugglerschiff können Touristen heute den Panamakanal durchqueren. Dabei begeben sie sich auf die Spuren des ehemaligen Anführers der Chicagoer Unterwelt und können gleichzeitig die Tier- und Pflanzenwelt entlang des Ufers erkunden.

Mehr als 270 Schiffe durchqueren jede Woche den Panamakanal, das älteste und legendärste unter ihnen lässt jetzt Touristen an Bord. Auf der "Isla Morada" schmuggelte Gangsterboss Al Capone einst verbotenen Alkohol in die USA, heute bringt das 100 Jahre alte Holzschiff Urlaubern die Tier- und Pflanzenwelt entlang der Ufer näher.

"Seit einem Jahr wollte ich schon den Kanal kennenlernen, aber ich wusste nicht, dass ich das auf dem Schiff von Al Capone tun würde", schwärmt die Mexikanerin Beatriz Hernandez. "Das fühlt sich gleich ganz anders an", sagt ihr Mann Alberto Segundo und trinkt sein Bier aus. Etwa hundert Passagiere sind an diesem Tag an Bord, jeder von ihnen hat 165 Dollar (126 Euro) für die 80 Kilometer lange Fahrt bezahlt.

Al Capone sparte nicht am Luxus

1912 trat das 94 Tonnen schwere und 96 Meter lange in den USA gebaute Schiff unter dem Namen "Santana" seine Jungfernfahrt an. Als Al Capone, der Anführer der Chicagoer Unterwelt, das Schiff kaufte, sparte er nicht an der Ausstattung: Fünf luxuriöse Suiten, einen aufwändig in Mahagoni gearbeiteten Speisesaal und eine Bibliothek ließ er einbauen.

"Er schmuggelte damit Rum und Whisky von Kuba und der Dominikanischen Republik zu einer Insel in Florida", sagt Touristenführer Juan Carlos Villareal. Die violette Färbung des Sandes dort brachte dem Schiff seinen neuen Namen: "Isla Morada", purpurne Insel. In den USA herrschte damals, Anfang der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, Prohibition. Das Verbot der Herstellung und des Konsums von Alkohol heizten Al Capones Mafiakrieg an.

"Ohne die Prohibition hätten Al Capone und die Mafia nicht solchen Erfolg gehabt"

Nachdem Capone 1931 wegen Steuerhinterziehung verurteilt und ins berüchtigte Gefängnis von Alcatraz gesteckt wurde, beschlagnahmte die US-Marine die "Isla Morada" und setzte sie im Zweiten Weltkrieg ein. In den 60er Jahren gelangte das Schiff nach Panama und diente Anglern als schwimmendes Hotel. Heute ist es im Besitz der Canal & Bay Tours, die bis zu viermal wöchentlich die Ausflüge durch den Kanal anbieten. Das Unternehmen wirbt nicht nur mit dem Vorbesitzer Capone. Auch Hollywood-Stars wie Steve McQueen, John Wayne, Errol Flynn und James Garner seien einst an Bord gewesen.

"Es ist schon etwas Besonderes, auf einem 100 Jahre alten Schiff zu fahren", sagt Rodney, der mit seiner Frau aus dem US-Bundesstaat Arizona angereist ist. "Ohne die Prohibition hätten Al Capone und die Mafia nicht solchen Erfolg gehabt", sagt seine Frau Gret. Manuel Rivera, Ingenieur aus Ecuador, gefällt es hingegen gar nicht, "dass man Al Capone so eine Bedeutung zukommen lässt". "Das war ein Bösewicht, und außerdem ist er tot!" (afp)