Düsseldorf. Die Beschäftigten des Flughafen Düsseldorf streiken für mehr Lohn. Der Plan der Gewerkschaft ver.di ist dabei aufgegangen: Sie wollte Rythmus-Störungen im Flugverkehr verursachen. 25 Flüge mussten gestrichen werden.
Es ist kurz vor sieben Uhr in der Früh, der Morgen graut über dem Düsseldorfer Flughafen. Seit drei Stunden stehen am Dienstag rund 250 Beschäftigte der Gepäckabfertigung, Busdienste und der Crewtransporte vor dem Verwaltungsgebäude des Flughafens. Düsseldorf ist das Herz des Flugverkehrs in Nordrhein-Westfalen - und die Gewerkschaft ver.di will gezielt für Rhythmus-Störungen sorgen.
Politik der Nadelstiche
"Es geht uns vor allem darum, die unteren Einkommen zu stärken. Wir wollen nicht den gesamten Flugverkehr lahmlegen, aber es ist unser Anliegen, die Beschäftigten im Flugverkehr spürbar zu machen", sagt Peter Büddicker von ver.di. Politik der Nadelstiche nennt die Gewerkschaft das. Auf Biergarten-Tischen werden Brötchen geschmiert, dazu gibt es heißen Kaffee. Aus einem gelben Bus schallt laute Musik. Es läuft "The roof is on fire". Gelächter schallt über den Vorplatz, die Stimmung ist ausgelassen. Der Warnstreik soll hier bis zwölf Uhr dauern.
Einige hundert Meter weiter, im Terminal A, ist vom Streik um diese Zeit nur wenig zu merken. Geschäftsreisende huschen mit ihren Rollkoffern in Richtung Check-in, auf der großen Informationstafel sind nur wenige Verspätungen angekündigt. "Bislang sind die Auswirkungen des Streiks auf den Flugverkehr überschaubar. Es sind derzeit sieben Maschinen verspätet, davon eine mit 40 Minuten, beim Rest handelt es sich um 10-minütige Verspätungen", sagt Thomas Kötter von der Pressestelle des Flughafens, es ist inzwischen 7.45 Uhr.
Lange Verzögerungen beim Abflug
Eine Viertelstunde später regt sich erster Unmut. Sibylle und Paul Felden wollen in die Ferien fliegen: "Unser Flug nach Curacao hat wegen des Streiks 40 Minuten Verspätung. Wir haben Verständnis für die Streikenden, aber es ist schade, dass jetzt Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden, die monatelang auf ihren Urlaub gespart haben. Vielleicht sollte man sich eine Form des Protestes überlegen, die weniger Menschen bestraft."
Die Streikenden stehen zur selben Zeit vor dem Verwaltungsgebäude, einige telefonieren. Denn jetzt soll der Warnstreik richtig in Gang kommen. An der Gepäckabfertigung bilden sich Schlangen, auch auf der Tafel mit den Abflugzeiten ist die Verschärfung der Situation am drittgrößten deutschen Flughafen jetzt zu sehen: Lufthansa annulliert einen Flug nach Berlin und München, Air Berlin hat mit Verspätungen zu kämpfen: Der Flug nach Puerto Plata soll zweieinhalb Stunden später rausgehen, die Reisenden nach Antalya müssen sich viereinhalb Stunden gedulden.
Lage in Düsseldorf vergleichsweise entspannt
Melanie Schyja von Air Berlin fasst zur selben Zeit die bisherigen Auswirkungen des Warnstreiks zusammen: "Im Vergleich zu den anderen bestreikten Flughäfen ist die Lage in Düsseldorf entspannt; nur zwei Flüge mussten bislang gestrichen werden. 90 Prozent der Verspätungen und Streichungen betreffen den innerdeutschen Flugverkehr. Extra Personal wurde eingesetzt, um die Lage zu entschärfen. Fluggäste, deren Flug gestrichen wurde, können kostenlos umbuchen."
Die Passagiere können die Streikenden nicht sehen, denn diese harren in einiger Entfernung der Dinge. Gewerkschafter Peter Büddicker ist zufrieden. Seine Kolleginnen und Kollegen tragen neongelbe Flughafenbekleidung, darüber haben einige Plastikleibchen mit der Aufschrift: "Wir sind es wert". Rote ver.di-Kappen bestimmen das Bild, Trillerpfeifen sorgen für Lärm.
Einige halten Transparente hoch: "Tarifverträge achten" steht darauf. "Wir wollen mehr Geld in der Tasche", sagt ein Mann. Der Warnstreik sei "die letzte Warnung an die Arbeitgeber, die Tarifverhandlungen nicht eskalieren zu lassen." Die Bilanz in Düsseldorf am Morgen: Insgesamt 25 Flüge mussten gestrichen werden. Der Plan von ver.di ist aufgegangen: Düsseldorf, das Herz des Flugverkehrs in NRW, hatte vorübergehend Rhythmus-Störungen. (dapd)