Frankfurt/Main. Am Frankfurter Flughafen hat am Donnerstagnachmittag wie geplant der Streik auf dem Vorfeld begonnen. Von den innereuropäischen Flügen wurden mehr als die Hälfte bereits annulliert. Der Streik soll auch am Freitag fortgesetzt werden. Flughafenbetreiber Fraport fühlt sich erpresst.

Die Beschäftigten auf dem Vorfeld des Frankfurter Flughafens haben am Donnerstag die Arbeit niedergelegt. Der Streik habe um 15.00 Uhr begonnen, sagte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport auf Anfrage. Von den innereuropäischen Flügen wurden mehr als die Hälfte bereits annulliert, wie den Anzeigetafeln am Flughafen zu entnehmen war. Bis 22.00 Uhr ist mit Verspätungen und Flugausfällen zu rechnen. Allein die Lufthansa strich am Donnerstag 50 von 158 Verbindungen.

Für Freitag hat die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) von 8 bis 22 Uhr zum Streik aufgerufen, sollte es nicht zu einer Einigung kommen. Bei der Lufthansa fallen dadurch 125 von 290 Flugpaaren aus. Betroffen sind innerdeutsche und europäische Verbindungen. Langstreckenflüge finden statt, so eine Lufthansa-Sprecherin. Auch am Samstag werde es noch Behinderungen geben.

Fraport wendet sich bisher nicht an ein Arbeitsgericht, um den Ausstand möglicherweise zu verhindern. "Wir behalten uns die Prüfung und Geltendmachung juristischer Schritte weiterhin vor", sagte der Fraport-Sprecher.

Fraport bezeichnet GdF-Forderungen als "maßlos"

Wegen der angekündigten Streikausweitung warf der Flughafenbetreiber der GdF eine kompromisslose und egoistische Haltung vor. "Wir bedauern sehr, dass die GdF ihre Rolle als Gewerkschaft einer kleinen Beschäftigtengruppe in dieser Weise ausnutzt. Wir fühlen uns erpresst", sagte ein Fraport-Sprecher. Die Forderungen der Gewerkschaft seien maßlos. Fraport rief zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf und forderte die Gewerkschaft zu Kompromissen auf.

Die GdF will Fraport mit dem Streik dazu zwingen, den Schlichterspruch in den Tarifverhandlungen anzunehmen. Bei dem Tarifstreit geht es um die Beschäftigten in der Verkehrszentrale, der Vorfeldkontrolle und der Vorfeldaufsicht. Betroffen sind rund 200 Arbeitnehmer.

Streit um Tarifeinheit entbrannt

Fraport forderte vor dem Hintergrund eine Gesetzesänderung zugunsten einer Tarifeinheit. "Wir müssen zurück zu dem Grundsatz: ein Betrieb, ein Tarifvertrag", sagte Fraport-Arbeitsdirektor Herbert Mai "Focus Online". Berufsgruppengewerkschaften wie die GdF seien schädlich für den sozialen Frieden. "Zwei Prozent der Beschäftigten dürfen einfach nicht ein Unternehmen erpressen."

Unterstützung bekam der Flughafenbetreiber aus der Wirtschaft, unter anderem vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Er appellierte an die Bundesregierung, einen neuen Anlauf zur Regelung des Prinzips der Tarifeinheit zu nehmen. Dass 200 von 20.000 Mitarbeitern des Frankfurter Flughafens versuchten, den ganzen Betrieb lahmzulegen, "führt das Streikrecht ad absurdum", sagte BDL-Präsident Klaus-Peter Siegloch.

Flughäfen in NRW erwarten keine großen Auswirkungen

In NRW erwartet man die Auswirkungen des Streiks gelassen: Am Flughafen Düsseldorf schaut man gelassen in Richtung Frankfurt. Sprecher Thomas Kötter erwartet keine großen Auswirkungen. „Ein paar wenige mögliche Umleitungen können den Flughafenbetrieb bei uns nicht aus dem Trott bringen“, sagte er. Noch seien keine Umleitungen am größten Flughafen in NRW angemeldet, hieß es am Mittag. Auch der Flughafen Dortmund lässt sich nicht aus dem Takt bringen. Sprecher Guido Miletic sieht ausreichend Kapazitäten: „Bis zu 30 zusätzliche Starts- und Landungen können wir locker verkraften.“

Aufgrund der Nähe zu Frankfurt muss sich vor allem der Flughafen Köln-Bonn auf mögliche Ausweichlandungen einstellen. Trotz Weiberfastnacht sei man aber personell gut aufgestellt, heißt es vom Flughafen. Eine erster Flug, der nach Köln umgeleitet wird, ist schon für den späten Nachmittag angemeldet, eine Air Berlin-Maschine aus Hurghada. (dapd/we)