Essen. Ein Jahr nach der Katastrophe von Fukushima hat Japan noch immer mit den Folgen zu kämpfen. Nachdem die Touristenzahlen im vergangenen Jahr massiv eingebrochen waren, wollen japanische Reiseveranstalter jetzt wieder Urlauber ins Land locken und bewerben Japan auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB.

Vor einem Jahr geschah in Japan das Unvorstellbare: Die Erde bebte und löste einen schweren Tsunami im Nordosten der Insel Honshu aus. Geschätzte 19 300 Menschen kamen bei der Flutwelle am 11. März um, noch immer werden rund 3450 Menschen vermisst. In drei Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi kam es nach dem Beben zur Kernschmelze. Der Super-GAU.

Das genaue Ausmaß des touristischen Einbruchs war immens: Kamen im April 2010 noch 788 000 ausländische Touristen nach Japan, waren es ein Jahr später, nach Schätzungen der japanischen Fremdenverkehrszentrale JNTO, nur rund 295 800. Ein Rückgang um 62,5 Prozent.

"Strahlenwerte geringer als in Berlin"

Und doch zeigen sich die JNTO und japanische Reiseveranstalter derzeit schon wieder auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB, stellen die beiden neuen Unesco-Welterbestätten Japans vor – die historische Tempelregion von Hiraizumi, die unweit von der vom Tsunami heimgesuchten Region liegt, und die subtropischen Ogasawara-Inseln – und verteilen Sushi.

Doch sie informieren auch über die Lage des Landes ein Jahr nach der doppelten Katastrophe: „In den touristisch relevanten Regionen, von Tokyo aus runter in den Süden, sieht man keine Zerstörung“, erklärt Bettina Kraemer von JNTO. „Fukushima liegt 280 Kilometer nördlich von Tokyo, selbst in der Hauptstadt sind die täglich gemessenen Strahlenwerte geringer als in Berlin.“

Nachfrage steigt wieder

Ein großer Schlag sei die Katastrophe dennoch für die Veranstalter gewesen, auch wenn nur Tui und Thomas Cook Japan aus dem Programm genommen hätten. Beim Solinger Japan-Spezialisten JF Tours ging 2011 der Markt um 80 Prozent zurück. Managing Director Johannes Frangenberg spricht aber von wieder aufkommender Nachfrage – das Kirschblütenfest steht an.

Doch Japan hat mit den Folgen der Atom-Katastrophe noch immer zu kämpfen. „Jemand mit Grundangst lässt Japan nicht an sich ran“, meint Frangenberg. Die freigesetzte Strahlung habe die Angst vor gesundheitlichen Schäden drastisch erhöht, gibt auch das JNTO zu.

Kontrollen von Nahrung und Trinkwasser

So ist das japanische Essen laut dem Tourismus-Ministerium mit 77,5 Prozent einer der wichtigsten Gründe, um das Land zu bereisen. Nahrung und Trinkwasser würden aber streng kontrolliert, so Bettina Kraemer vom JNTO. Informationen dazu gibt es beim deutschen Auswärtigen Amt.

Das japanische Tourismusministerium reagiert mit Maßnahmen zur Rückgewinnung des Vertrauens potenzieller Besucher – mit Rabatt-Aktionen oder Informationsreisen. Auch Schulungen für Reisebüros sind geplant.