Berlin. Branchenverbände rechnen für die deutsche Tourismusindustrie 2012 mit einem Plus. Gleichzeitig bemängelt die Branche staatliche Eingriffe wie die Luftverkehrsabgabe, Nachtflugverbote, Umweltzonen und die höhere Mehrwertsteuer für Flusskreuzfahrten. Zusätzliche Abgaben wirkten sich negativ auf den Reisepreis aus - und kosteten die Unternehmen so Kunden.

Die deutsche Tourismusbranche stöhnt immer lauter über staatliche Eingriffe in das Geschäft. Zum Auftakt der Reisemesse ITB in Berlin beschwerten sich Topmanager über die Luftverkehrsabgabe, Nachtflugverbote, Umweltzonen oder höhere Mehrwertsteuer für Flusskreuzfahrten.

"Die Belastungsgrenze ist erreicht", sagte der Präsident des Bundesverbands der deutschen Tourismuswirtschaft, Klaus Laepple, am Dienstag. Der Chef des größten Reiseanbieters TUI-Deutschland, Volker Böttcher, erklärte, eine "faire Rahmensetzung für alle Seiten kann ich hier nicht sehen". Böttcher fügte hinzu, obwohl jeder achte Arbeitsplatz in Deutschland direkt oder indirekt vom Tourismus abhänge, würden sich die Rahmenbedingungen zusehends verschlechtern.

Unnötige Belastungen

Die Luftverkehrsabgabe belaste Urlauber wie Unternehmen unnötig. Auch der gestiegene Mehrwertsteuersatz bei Flusskreuzfahrten, der seit Jahresanfang gilt, verwundere ihn. Als weiteres Negativbeispiel nannte er Nachtflugverbote wie am größten deutschen Flughafen Frankfurt, "die Fluggesellschaften und Reisekonzerne Millionen kosten".

Branchensprecher Laepple nannte als zusätzliche finanzielle Belastung der Reisebranche seitens der Politik unter anderem Umweltzonen in Städten, den Emissionshandel im Luftverkehr und die von Kommunen erhobene Bettensteuer. Die Luftverkehrssteuer allein habe im vergangenen Jahr in Deutschland fünf Millionen Passagiere gekostet, sagte er.

Die Branche setzt aber trotz dieser Belastungen auch in diesem Jahr auf bessere Geschäfte: Nach dem Rekord von 394 Millionen gewerblichen Übernachtungen im vergangenen Jahr in Deutschland erwarten die Branchenverbände für 2012 in den meisten Bereichen ein weiteres Plus zwischen zwei und drei Prozent. (dapd)