Bonn. . Gütesiegel können Urlaubern helfen, bei der Reise auf Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit zu setzen. Doch die Vielzahl der existierenden Öko-Gütesiegel verwirrt die Verbraucher - und längst nicht jedes Siegel ist aussagekräftig.
Bei Lebensmitteln und Kleidung sind Bioerzeugnisse und fairer Handel mitsamt den zugehörigen Gütesiegeln gang und gäbe. Sie geben Orientierung und bestätigen, dass nachhaltig und ökologisch gewirtschaftet wird. Auch beim Reisen achten immer mehr Menschen auf Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit, allerdings ist die Suche nach dem passenden Angebot ziemlich aufwendig: "Das Problem ist nicht, dass es keine Gütesiegel gibt, sondern eher, dass es zu viele sind", sagt Bernd Räth, Geschäftsführer des Vereins Ökologischer Tourismus in Europa (Ö.T.E.) in Bonn.
Das führe zum einen zu Unübersichtlichkeit, zum anderen zu einem geringen Bekanntheitsgrad einzelner Siegel, weil sie zu wenige Teilnehmer haben. Ist bereits die Entscheidung für ein bestimmtes Reiseziel gefallen, empfiehlt Räth deshalb, sich an die jeweilige Tourismuszentrale zu wenden: "Dort sind in der Regel alle Informationen gebündelt." So lasse sich herausfinden, ob es Biohotels oder andere nachhaltige Angebote gebe.
Weltweit über 100 verschiedene Gütesiegel
Über 100 verschiedene Gütesiegel existieren inzwischen weltweit. Untereinander vergleichen lassen sie sich kaum, zu unterschiedlich sind die zu erfüllenden Kriterien und der jeweilige Schwerpunkt. So geht es beispielsweise mal vorwiegend um soziale Belange, mal um den Schutz der Umwelt. Die Glaubwürdigkeit eines Gütesiegels lässt sich für den Laien deshalb nur schwer einschätzen. Anhaltspunkte sind eine transparente Darstellung der Kriterien und die genaue Information, wer hinter der Vergabe steht.
Nur eingeschränkt aussagekräftig sind laut Räth solche Siegel, die von der Tourismuswirtschaft selbst verliehen werden, zum Beispiel von Reiseveranstaltern. Diese seien zwar nicht grundsätzlich negativ zu beurteilen. Man müsse jedoch bedenken, dass jeder Anbieter auch seine Kriterien selbst festlege und entscheide, was er sich und seinem Angebot zumuten könne.
Neuer Wegweiser
Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, haben mehrere Organisationen aus der Schweiz, aus Österreich und aus Deutschland gemeinsam einen "Wegweiser durch den Labeldschungel" entwickelt. Mitgewirkt hat auch die Arbeitsstelle TourismWatch des Evangelischen Entwicklungsdienstes eed in Bonn. "Wir haben 20 relevante Gütesiegel ausgewählt, die einen deutlichen und ernst zu nehmenden Beitrag zum nachhaltigen Tourismus leisten", erläutert der Leiter von TourismWatch, Heinz Fuchs, das Ergebnis.
Darunter sind die deutschen Siegel Viabono und Blaue Schwalbe oder das European Ecolabel. Aber auch das südafrikanische Label Fair Trade In Tourism oder die Certification for Sustainable Tourism (CST) in Costa Rica stehen auf der Liste. Die im Wegweiser genannten Siegel zeichnen sich nach Einschätzung der Experten nicht nur durch ihren Beitrag und ihre Aussagekraft, sondern auch durch ihre Glaubwürdigkeit aus: Bei allen findet eine unabhängige Prüfung der teilnehmenden Betriebe und Anbieter vor Ort statt.
Ein Problem eint die meisten Gütesiegel: "Sie und die von ihnen zertifizierten Anbieter zu finden, gleicht manchmal der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen", bedauert Fuchs. Die Broschüre steht unter tourismwatch.de zum Download und in Kürze auch in gedruckter Form bereit. (dapd)