Giglio. Auf der Suche nach weiteren Opfern des Schiffsunglücks haben Taucher im Wrack der “Costa Concordia“ eine weitere Leiche entdeckt. Damit wurden bislang 13 Tote geborgen. Einer der bislang acht Identifizierten soll ein Deutscher sein.
Unter den Opfern des Schiffsunglücks vor der toskanischen Küste ist mindestens ein Deutscher. Das bestätigte ein Sprecher der italienschen Polizei am Sonntag. Insgesamt wurden acht vom Wrack des havarierten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" geborgene Leichen identifiziert, wie Rocco Carpentieri auf einer Pressekonferenz sagte. Neben dem Mann aus Deutschland handele es sich um vier Franzosen und je ein Person aus Spanien, Italien und Ungarn. Bis Sonntagnachmittag wurden insgesamt 13 Tote geborgen. Etwa 24 Menschen wurden noch vermisst.
Die genaue Zahl der Vermissten war unklar, da auch Menschen an Bord waren, die nicht auf den offiziellen Passagierlisten verzeichnet waren. "Es könnte (eine unbekannte Anzahl von) Personen geben, von denen wir nichts wissen, die blinde" Passagiere waren, sagte der Leiter des Krisenstabs, Franco Gabrielli. Von den noch nicht identifizierten Todesopfern sei nicht bekannt, ob sie auch offiziell als vermisst gelten.
Blinde Passgiere an Bord
So sei eine Ungarin von ihrer Familie bei der Botschaft als vermisst gemeldet worden. Die Frau habe vom Schiff aus Angehörige angerufen. Seit dem Tag des Unglücks am 13. Januar hätte sie jedoch nichts mehr von ihr gehört. Möglicherweise handele es sich bei der Leiche, die am Samstag von Tauchern geborgen wurde, um die nicht registrierte Passagierin.
Am Sonntag bargen Taucher eine weitere Frauenleiche aus dem vor der Insel Giglio liegenden Wrack. Zivilschutzsprecherin Francesca Maffini sagte, die Frau habe eine Rettungsweste getragen und sei im unter Wasser liegenden Heck des Schiffes gefunden worden.
Bei der Suche waren am Sonntag insgesamt 643 Menschen im Einsatz, darunter 65 Marinetaucher, wie Gabrielli sagte. Nach Bewegungen in der Nacht im Bug des Kreuzfahrtschiffes waren die Arbeiten vorübergehend unterbrochen worden.
Taucher suchen im Restaurantbereich nach Vermissten
Der Einsatzleiter der Feuerwehr, Cosimo Pulito, erklärte, die Einsatzkräfte hätten erneut Bullaugen eingeschlagen und gesprengt. Sie suchten besonders den Bereich des Restaurants ab. Dieser sei jedoch nur schwer zugänglich, weil zahlreiche Gegenstände das Vorankommen behinderten.
Aus dem havarierten Schiff traten bisher keine Kraftstoffe in nennenswertem Umfang aus, wie Einsatzleiter Gabrielli erklärte. Zwar seien Reinigungs- und Desinfektionssubstanzen im Wasser um das Schiff festgestellt worden, die Werte im Hafen von Giglio seien jedoch normal.
Taucher der Polizei schwammen am Samstag zur Kabine des Kapitäns Francesco Schettino, um dessen Safe, Gepäck und Dokumente aus dem Wrack zu holen. Der Kapitän steht weiter unter Hausarrest, während die Polizei gegen ihn wegen des Verdachts auf Totschlag ermittelt. Auf dem Schiff befanden sich zum Zeitpunkt des Unfalls etwa 4.200 Passagiere.
Zuletzt hatte die Kreuzfahrtlinie Costa Crociere, eine Tochter des US-Unternehmens Carnival Cruise Linees, erklärt, Schettino sei ohne Erlaubnis von der ursprünglichen Route abgewichen und habe die "Costa Concordia" nah an die Insel heran gesteuert, offenbar um die Passagiere zu beeindrucken.
Offenbar weitere Schadensersatzforderungen geplant
In Deutschland wollen nach dem Schiffsunglück offenbar weitere Passagiere Schadensersatzforderungen geltend machen. Zu den fünf Touristen, die bereits Ansprüche in Höhe von rund 100.000 Euro gestellt hätten, würden in der kommenden Woche wohl noch weitere hinzu kommen, sagte Opfer-Anwalt Hans Reinhardt am Samstag der dapd.
In den USA droht dem Eigner der "Costa Concordia" zudem eine Sammelklage. Die italienische Verbraucherschutzorganisation Codacons wolle gemeinsam mit zwei US-Kanzleien Klage gegen das Unternehmen einreichen, berichtete die britische Rundfunkanstalt BBC am Samstag. Sie verlangten für jeden Passagier eine Entschädigung von 160.000 Dollar (124.000 Euro). (dapd)