Essen. Nach der Havarie der Costa Concordia ist das Vertrauen in die Schifffahrt gesunken. Die pauschale Aussage „Die Kreuzfahrt ist sicher“ reicht augenblicklich nicht mehr aus. Reedereien müssen die eigenen Abläufe kritisch hinterfragen und Schwachstellen aufdecken. Ein Kommentar von Pascal Brückmann.

Eine ganze Branche steht unter Schock. Die Havarie der Costa Concordia, ausgerechnet am Freitag, den 13. Januar, sorgt auch eine Woche danach für große Fassungslosigkeit und Trauer.

Die Tatsache, dass dieses Unglück vorrangig dem skandalösen Verhalten des Kapitäns zuzuschreiben ist, sollte nicht für bequeme Beschwichtigungsversuche missbraucht werden. Denn die vielfachen Berichte, wonach große Teile der Crew in der Notsituation planlos agierten, stimmen mindestens bedenklich.

Dass die internationalen Besatzungsmitglieder extrem schlecht bezahlt werden, ist hinlänglich bekannt. Bislang ging man jedoch davon aus, dass die Crews sehr wohl gut ausgebildet und geschult sind. Stößt hier möglicherweise ein System an seine Grenzen – mal ganz unabhängig von der Größe der Schiffe? Der Preisdruck des Marktes auf der einen, die hohen Erwartungen der Anleger an die börsennotierten Kreuzfahrtgiganten auf der anderen Seite – so sieht kein gesunder Nährboden aus.

Es ist jetzt die Aufgabe aller Reedereien, die eigenen Abläufe kritisch zu hinterfragen und offen mit möglichen Schwachstellen zu verfahren. Die pauschale Aussage „Die Kreuzfahrt ist sicher“ reicht da augenblicklich nicht.

Ob und in welchem Maße die boomende Branche einen spürbaren Dämpfer erhält, werden die kommenden Monate zeigen. Der Vertrauensverlust ist zunächst enorm. Nur wenn die richtigen Konsequenzen aus dieser Katastrophe gezogen werden, lässt sich dieses zurückgewinnen.