Essen.. Ob der riesige Vulkan Caledra mit zehn Kilometern Durchmesser, die rund einen Quadratkilometer große Residenz des Sultans von Yogyakarta oder das Nationaldenkmal Borobudur. Die Naturlandschaften und Sehenswürdigkeiten auf der Insel Java in Indonesien scheinen alle eine Nummer größer zu sein.

Wenn der Morgen graut über dem Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark in Ost-Java in Indonesien, sollte man schon auf den Beinen sein. Denn was sich da aus stockdunkler Nacht schält, ist eine der spektakulärsten Vulkankulissen der Welt und eine wahrhaft atemberaubende Belohnung für jeden Frühaufsteher.

Eine riesige Caldera mit zehn Kilometern Durchmesser bildet die Basis dieser Freilichtbühne, deren Boden mit Sand und Vulkanasche bedeckt ist. Aus dieser Mondlandschaft erheben sich mehrere Hauptdarsteller mit jeweils unverwechselbarem Charakter. Vorne ein markanter Gugelhupf namens Batok, dahinter der brodelnd-dampfende Bromo sowie im Hintergrund der symmetrische Kegel des Semeru – ein gigantischer Wächter über dem gesamten Areal.

Doch endlos genießen lässt sich das Panorama nicht: Erst wabert eine Gespensterarmee von Nebelstreifen hinterrücks über die Ränder des Kessels, dann greifen mit aufsteigender Sonne Wolkenregimenter an und verkleistern heimtückisch binnen kürzester Zeit die Sicht – wer bis dahin seine Bilder nicht im Kasten hat, braucht Trost und eine neue Gelegenheit.

Blumen für den Vulkan

Die kommt eine Stunde später: Vom 2700 Meter hoch gelegenen Aussichtspunkt geht’s abwärts, schnurstracks hinein in die Caldera, vor die Füße von Batok und Bromo. Durch das Sandmeer und über die erkalteten Lava-Flanken erreicht man die steile Treppe zum Kraterrand des Bromo mit Logen-Einblick in sein höllisches Innenleben.

Der zischende und speiende Schlund mit der Rauchfahne und den Schwefelschwaden ist freilich nicht jedermanns Sache. Während Hartgesottene im wahrsten Wortsinn eine Gratwanderung unternehmen und dabei das Abrutschen in den Krater riskieren, klammern sich andere fest am Geländer oder verharren am Standort – zu nah scheint das teuflische Inferno. Ungerührt von alldem bleiben jedenfalls nur die einheimischen Tenggeresen, die hier oben ihre Souvenirgeschäfte abwickeln. Neben Bildern, Broschüren und allerlei Schnickschnack kaufen viele Bromo-Besteiger auch Blümchen. Nicht für die Lieben daheim, sondern um sie zum Abschied in den Krater zu werfen. Damit, so will es die Legende, soll der Feuergott in der Tiefe besänftigt werden.

Das mystische Zentrum

Ein heißer Bursche wacht auch über Zentral-Java: Immer wieder bricht der Merapi aus; 2010 wälzten sich zum letzten Mal feurige Lavaströme und giftige Gaswolken die Hänge des aktivsten Vulkans Indonesiens herab. In friedlichen Zeiten umkräuselt nur ein feiner Rauchschleier die Spitze. Bei klarer Sicht ist der Merapi auch ein Dauergast im Tempelkomplex von Prambanan. Das vieltürmige hinduistische Heiligtum stammt aus dem neunten Jahrhundert und ist einer der größten kulturellen Schätze auf Java. Seine drei zentralen Tempel sind der hinduistischen Dreifaltigkeit Shiva, Brahma und Vishnu geweiht; sie ragen hoch in den Himmel und symbolisieren so den Sitz der Götter.

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Kunstvolle Figuren und Reliefs schmücken die Außenwände, die nach dem Erdbeben von 2006 jetzt aufwendig restauriert werden. Der zweite große touristische Leckerbissen von Yogyakarta ist einen Quadratkilometer groß und für die Javaner das mystische Zentrum ihrer Kultur schlechthin. Hinter mehreren Mauern residiert der Sultan von Yogyakarta, dem man mit allerhöchstem Respekt begegnet. Per Führung und unter den wachsamen Augen der Palastwächter sind große Teile des Sultanpalastes zugänglich. Unter den Klängen des Gamelan-Palastorchesters kann zudem zugeschaut werden, wenn Tänzer, Puppen- und Schattenspieler ihre Auftritte proben.

Das größte Wunder von Java

Die unbestrittene Hauptattraktion Javas aber heißt Borobudur und ist das indonesische Nationaldenkmal. Errichtet zwischen 760 und 830 zur Blütezeit des Buddhismus auf der Insel, zum einstigen Glanz neu aufpoliert unter maßgeblicher Beihilfe der Unesco. Der monumentale Tempel verzaubert jedes Jahr Hunderttausende Besucher, darunter viele Pilger, deren Wallfahrten hier ihren spirituellen Höhepunkt finden.

Angelegt ist der aus zwei Millionen Quadern Vulkangestein aufgeschichtete Borobudur als kolossale Stufenpyramide, die als Abbild des Götterberges Meru gedeutet wird. Aus dem quadratischen Grundriss von 110 Metern Seitenlänge wachsen neun Terrassen zu einem 33 Meter hohen Berg an, der aus der Vogelperspektive wie ein Mandala erscheint. Wer alle Terrassen nach buddhistischem Ritual komplett und im Uhrzeigersinn umrundet, legt eine Wegstrecke von mehr als fünf Kilometern zurück.

Auf den quadratischen unteren fünf Terrassen wandelt man zunächst durch Galerien mit 1300 szenischen Wandreliefs. Wunderschön in Stein gehauen erzählen sie Geschichten aus dem früheren Leben des Buddha. Hat man diese Sphäre der Formen durchschritten, beginnt mit den oberen kreisförmigen Terrassen die Sphäre der Formlosigkeit – hier gibt es keine Barrieren mehr, so dass der Blick weit schweifen kann. Besetzt sind diese Etagenrondells mit 72 glockenförmigen Stupas. In ihnen steckt jeweils eine Buddhafigur, die am imaginären „Rad der Lehre“ dreht.

Den krönenden Abschluss bildet der gewaltige mittlere Hauptstupa, gleichsam als höchstes Ziel der Erkenntnis und Erleuchtung. Und man muss kein Buddhist sein, um hier oben ganz ergriffen in sich zu gehen. Auf Java lässt sich kein größeres Wunder erleben.