Rijeka. Wo selbst Blaublüter splitternackt ins Wasser stiegen, kann es so schlecht nicht sein. Die Tradition, die Edward VIII. begründete, wird heute von Touristen auf der kroatischen Insel Rab geschätzt. Doch Rab hat noch mehr zu bieten.

FKK an der Adria - selbst ein König kann sich dem Reiz eines hüllenlosen Bades nicht entziehen. So soll sich Edward VIII. von England (1894-1972) bei einem Besuch der kroatischen Insel Rab in den 1930er Jahren offiziell von den dortigen Behörden die Erlaubnis zum Nacktbaden geholt haben. Anschließend, so heißt es, habe er tatsächlich in Begleitung von Lady Simpson, seiner späteren Gattin, in der Kandarola-Bucht ein Bad genommen.

Seitdem betrachtet sich Rab als "Wiege der Freikörperkultur" an der Adria. Noch heute ist Kandarola als FKK-Strand ausgewiesen.

Badebuchten mit Kies- und Sandstränden

Rab, die neuntgrößte Insel der Adria und südlichste der vier Kvarner Urlaubsinseln Krk, Cres, Losinj und Rab, zeichnet sich durch mildes Klima und eine einzigartige landschaftliche Vielfalt aus. In ihren zahlreichen Buchten finden sich immer wieder Badegelegenheiten mit Kies- und in der Kvarnerregion seltenen Sandstränden wie dem 1,5 Kilometer langen "Paradiesstrand" im familienfreundlichen Lopar.

Manche bezeichnen die kroatische Inselwelt mit ihren rund 1200 Eilanden, von denen 24 bewohnt sind, als Karibik Europas. Vom Anblick der dem Festland zuwandten kargen Felsküste sollte man sich nicht abschrecken lassen, meint Dusan Kastelan. Der Kamenjak, mit 408 Meter das größte Bergmassiv auf Rab, gilt nicht nur als beliebtes Wanderziel mit herrlicher Aussicht über die Inselwelt, sondern schützt den Westteil auch vor den kalten Borawinden.

So gedeihen auf der grünen und fruchtbaren Seeseite Feigenbäume, Pinien und Oliven wie die 800 Jahre alte Sorte "Orkula", die es nur auf Rab gibt, wie Kastelan schwärmt. Die Insellandschaft mit ihren zwei Gesichtern sei von einer intakten Natur geprägt: Aus jedem Wort des 57-Jährigen spricht die Liebe zu seiner Heimat. "Das ist kein Ökomärchen, sondern Tatsache", beteuert er und begründet es damit, dass den Landwirten auf Rab das Geld fehle, um teure Spritzmittel einzukaufen. Kastelan betreibt im Ort Barbat im Süden der Insel, der als Wassersportparadies gilt, das Ökozentrum "Natura Rab". Zu seiner Bio-Imkerei gehören 120 Bienenvölker, die unter anderem im Nadelwald unterwegs sind.

Von Salbei-Honig bis Honig-Likör

Das Familienunternehmen verarbeitet drei bis sechs Tonnen Honig im Jahr. Honig sei schon immer Nahrungs- und Heilmittel gewesen, erklärt er. Besonders lecker ist "Travarica", ein Honiglikör. Sein Familienbetrieb mit Übernachtungsmöglichkeiten vertreibt ferner eine breite Palette von Olivenölprodukten. Wein keltert er dagegen nur für den Eigenbedarf. Das wohl originellste Souvenir aber, die Raber Mandeltorte, deren Rezept vor 800 Jahren die Benediktiner mitbrachten und die drei Wochen haltbar sein soll, ist bei ihm nicht zu finden.

Auf Rab gibt es keine Industrie, nur Landwirtschaft, Weinbau, Fischfang und im Sommer Tourismus. Und dieser hat Tradition, wie zu erfahren ist. Schon 1889 habe der Gemeinderat beschlossen, die gleichnamige Inselhauptstadt an der Südostküste zum Ferien- und Kurort zu erklären.

Multikulturelles Erbe seit der Antike

Als eine der schönsten Altstädte im Adriaraum schiebt sie sich zwischen der Bucht der Heiligen Euphemia und dem Stadthafen malerisch auf einer Landzunge ins Meer. Geprägt wird ihre Silhouette von vier Glockentürmen, zweifellos Wahrzeichen von Rab, dessen Geschichte bis in vorrömische Zeit zurückreicht. In den Sommermonaten verwandelt sich diese sehr gut erhaltene Altstadt "Kaldanac" mit ihrer Kathedrale, den Kirchen und Marktplätzen in eine einzige Bühne. Denn von Klassik über Promenadenkonzerte bis zu Fischernächten und Popmusik jagt ein Kulturereignis das andere.

Maler nutzen die engen Gassen als Gemäldegalerien. Ende Juli wird die Altstadt zur Kulisse für das traditionelle Mittelalterfest "Rapska Fjera". Rund 300 mittelalterlich gekleidete Raber Bürger lassen Handwerksbräuche und Festkultur längst vergangener Tage aufleben. Höhepunkt und Abschluss ist das legendäre Turnier der Armbrustschützen auf dem nach Christophorus, dem Schutzheiligen der Stadt, benannten Platz.

Die im Jahre 1364 erstmals ausgetragenen Ritterspiele, die 1995 vom Armbrustschützenverein wiederbelebt wurden, finden zudem an drei weiteren staatlichen und religiösen Feiertagen wie Mariä Himmelfahrt (15. August) statt. Historischer Hintergrund: Mit der Armbrust hatten die Einwohner im 11. Jahrhundert einen feindlichen Angriff auf ihre Stadt abgewehrt.

"Felix Arba" - Glückliches Dunkel

Glückliches, reiches Rab! Diesen Titel, "Felix Arba", hatte Rom der Stadt verliehen, wie die Inschrift einer Amphore aus dem 2. oder 3. Jahrhundert beweist. Der Name Arba geht auf vorrömische Zeit zurück, als sich hier die Liburner, ein illyrischer Stamm, angesiedelt hatten. Er bedeutet wahrscheinlich "dunkel", vielleicht weil die Insel dicht bewaldet war. Noch heute ist Rab fast zur Hälfte von Wäldern bedeckt, womit es zu den waldreichsten Inseln Kroatiens zählt. Der grünste Teil und damit beliebtes Wandergebiet mit Nadelhölzern und Steineichen ist die Halbinsel Kalifront im Nordwesten. Dabei lohnt ein Abstecher zum sehenswerten Franziskanerkloster von 1444 im ehemaligen Fischerdorf Kampor mit Wein- und Oliventerrassen. Sie sind ein weiterer Beweis für die Vielfalt der Ferieninsel Rab. (dapd)