Helgoland. . Auf Helgoland wächst nicht zusammen, was einst zusammen gehörte. Die Mehrheit der Bürger hat gegen eine Verbindung der Hauptinsel mit der Nebeninsel Düne gestimmt. Das sollte frischen Wind bringen. Seit Jahren steckt die Hochseeinsel in der Krise.
Eine Wiedervereinigung von Hauptinsel und vorgelagerter Düne lehnen die meisten Helgoländer ab. Dem vorläufigem Ergebnis eines Bürgerentscheids am Sonntag zufolge votierten 54,74 Prozent der Insulaner gegen eine mögliche Vergrößerung ihrer Nordseeinsel, wie Tourismusdirektor Klaus Furtmeier mitteilte. 45,26 Prozent stimmten für ein solches Vorhaben. Wahlberechtigt waren 1.312 Helgoländer. Die Wahlbeteiligung lag bei 81,4 Prozent.
Das Votum hat die Wirkung eines endgültigen Beschlusses der Gemeindevertretung. Bürgermeister Jörg Singer zufolge haben viele Insulaner „heute emotional entschieden“. Dies mache auch die vielfältigen Diskussionen in der letzten Zeit deutlich. Geprüft werden soll nun, wie auf der Insel oder der Insel vorgelagert Flächen für Wohn-, Arbeits- und Gewerberäume geschaffen werden können. Am 6. Juli ist eine Bürgerversammlung geplant.
Immer weniger Bürger
Seit Jahren sinkt die Einwohnerzahl Helgolands. Lebten 1980 noch mehr als 2.000 Menschen auf Helgoland, sind es derzeit nur noch 1.300. Befürworter wollen durch eine Vergrößerung die Wirtschaft und den Tourismus stärken. Im Tourismusbereich stieg Furtmeier zufolge die Zahl der Übernachtungen von 2007 bis 2010 um 15,4 Prozent. Auch die in den vergangenen Jahren gesunkene Zahl der Tagesgäste sei 2011 wieder gestiegen.
Bürgermeister Singer hatte in einem Bürgerbrief für die Landverbindung geworben. Laut regionalem Entwicklungskonzept brauche Helgoland „für ein „intaktes Inselleben“ wieder wesentlich mehr Bürger, Gäste und Betriebe“. Gegner des Projekts befürchten jedoch, der Charakter der Insel könnte verloren gehen.
Seit Jahren kontroverse Diskussion
Über eine Landgewinnung wird auf Helgoland seit Jahren kontrovers diskutiert. Der Hamburger Investor Arne Weber hatte 2008 entsprechende Pläne vorgestellt. Sie sahen vor, durch eine Aufspülung Helgoland mit der vor der Hauptinsel liegenden Badedüne zu verbinden. Die Insel wäre dadurch von etwa 1,7 auf 2,7 Quadratkilometer gewachsen. Auf dem Neuland sollten ein Strand und mehrere Hotels geschaffen werden. Als Kosten waren damals etwa 80 Millionen Euro veranschlagt worden.
Ende Januar hatten sich auf einer Einwohnerversammlung in der Nordseehalle mehr als 85 Prozent von rund 200 anwesenden Helgoländern für eine feste Landverbindung zwischen der Hauptinsel und der vorgelagerten Düne ausgesprochen. Als Alternative zu einer festen Landverbindung war auch über eine Aufschüttung lediglich an der Landungsbrücke der Insel diskutiert worden.
Helgolands heutige Hauptinsel war noch bis ins 18. Jahrhundert mit der Düne über einen Wall verbunden. In der Silvesternacht des Jahres 1720 soll ein schwerer Orkan aus Nord-West den Wall mit sich gerissen haben. Seitdem ist die Düne nicht mehr trockenen Fußes von der Hauptinsel erreichbar, sondern nur noch mit dem Boot. (dapd)