Helgoland. . Helgoland lockt als zollfreies Gebiet viele Tagesgäste in die Duty-Free-Läden. Doch wer sich Zeit nimmt, der kann noch mehr entdecken: Die Lieblingsinsel großer Maler und Schriftsteller bietet viel Natur und kulinarische Leckerbissen.

"Irgendwo ins grüne Meer – hat Gott mit leichtem Pinsel – lächelnd wie von ungefähr – einen Fleck getupft: die Insel." - Niemand hat so zauberhaft über Helgoland gedichtet wie James Krüss. Obwohl der 1926 geborene Kinderbuchautor („Timm Thaler“) seine Heimatinsel schon mit 16 Jahren verlassen musste – im Zweiten Weltkrieg wurden alle Helgoländer evakuiert – widmete er dem roten Felsen in der Nordsee viele Erzählungen. In „Mein Urgroßvater und ich“ etwa fabuliert er mit seinem Uropa in dessen Hummerbude.

Gleich 41 dieser bunt gestrichenen Holzhäuschen reihen sich noch heute entlang der Promenade am Binnenhafen, und jeder Besucher, der mit dem Schiff anreist, spaziert an ihnen vorbei. Einst dienten die Hütten den Fischern als provisorische Unterkunft. Inzwischen sind Galerien und eine Schmuckboutique eingezogen, Läden mit maritimen Antiquitäten und Kunsthandwerk sowie das auch bei Gästen für Hochzeiten beliebte Standesamt, eine Bildhauer-Werkstatt und gemütliche Imbisse mit Holzbänken.

Viele Helgoland-Besucher sind Tagesgäste und erkunden die Insel nicht viel weiter als bis zur Haupteinkaufsstraße Lung Wai, wo sich Duty-free-Läden aneinanderreihen – Helgoland ist zollfreies Gebiet. Einige schaffen es noch über die 184 Treppenstufen das sogenannte „Oberland“ zu erreichen, um auf Helgolands Wahrzeichen, den frei stehenden Felsenturm „Lange Anna“, einen Blick zu werfen. Das war’s dann, nach vier Stunden legen am Nachmittag die Ausflugsschiffe wieder ab Richtung Festland, das etwa 70 Kilometer entfernt liegt.

Pirat Störtebeker wurde vor Helgoland gestellt

Wer sich länger Zeit nimmt, kann jetzt die wirklichen Attraktionen der Insel entdecken. Folgen Sie doch mal dem „Kulturweg“ durch Unter- und Oberland. Das dauert gut eine Stunde und macht Urlauber bekannt mit der Historie der Insel, die geprägt wurde von Malern und Literaten: Christian Morgenstern oder Andreas Achenbach bauten ihre Staffeleien vor der Kulisse der roten Felsen auf. Heinrich Heine war quasi Dauergast des 1826 gegründeten Seebads. Friedrich Hebbel, Heinrich von Kleist und Franz Kafka ließen sich von der nur einen Quadratkilometer kleinen Insel inspirieren. Hoffmann von Fallersleben dichtete hier 1841 das Lied der Deutschen. Und Deutschlands berühmtester Pirat, Klaus Störtebeker, wurde 1401 von einer Hamburger Flotte vor Helgoland gestellt.

Lohnend für einen Spaziergang ist der knapp drei Kilometer lange Klippenweg, der einmal rund ums Oberland führt. Auf den schmalen Felssimsen brüten Tausende von Vogelpaaren, zum Beispiel Dreizehenmöwen, Basstölpel, Trottellummen, Eissturmvögel und Tordalken. Ein Naturspektakel ist jedes Jahr in der zweiten Junihälfte der „Lummensprung“. Die noch flugunfähigen, etwa drei Wochen alten Trottellummen hopsen, gelockt von ihren Eltern, 50 Meter in die Tiefe. Ihr flaumiges Federkleid, die v-förmigen Rippen und Luftsäcke im Körper mildern den Aufprall und lassen die Küken unbeschadet auf dem Meer landen.

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Von DerWesten

Hummer - ein kulinarischer Leckerbissen

Auch kulinarisch hat Helgoland seine Besonderheiten. Legendär ist der Hummer. Der Fang der Krebstiere ist seit dem Jahr 1615 dokumentiert. Im Rekordjahr 1937 wurden 87 014 Exemplare aus dem Wasser gezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Zahlen drastisch zurück, der Hummer galt als fast ausgestorben. Dank eines Nachzuchtprogramms krabbeln den Fischern jetzt wieder jährlich ein paar Hundert Hummer in die Fangkörbe, um dann zum 100-Gramm-Preis von rund 10,90 Euro auf den Tischen der Insellokale zu landen.

Eine günstigere Alternative für 18 Euro pro Portion sind „Knieper“. So werden die Scheren der Taschenkrebse genannt, die zahlreich in den Gewässern leben. Das zarte, nussig schmeckende Fleisch dippt man in verschiedene Saucen, dazu wird Baguette gereicht.

Sonnen mit Seehunden und Kegelrobben

Die für viele Besucher größte Attraktion ist allerdings nicht auf dem roten Felsen selbst zu finden – sondern liegt einen Kilometer entfernt im Meer: die Düne. So schlicht heißt die kleinere, feinsandige Badeinsel, die 1721 durch eine Sturmflut von der Hauptinsel getrennt wurde. Etwa alle halbe Stunde schippert eine Fähre von der Landungsbrücke hinüber. Die Strände dort sind nie überlaufen, Tagesgästen bleibt zum Besuch keine Zeit. Wer mag, mietet einen Strandkorb oder sonnt sich gemeinsam mit Seehunden und Kegelrobben, den Dauerbewohnern der Düne. Gut möglich, dass beim Schwimmen einmal ein Schatten um sie huscht oder urplötzlich ein knopfäugiges Gesicht vor ihnen auftaucht, denn die Meeressäuger sind neugierig.

Sogar echte Schätze gibt es auf Helgoland – der rote Feuerstein. Allerdings braucht man ein geübtes Auge, um ihn zu finden. Der Stein ist weltweit einzigartig und kommt nur vereinzelt am Oststrand vor.

Autor James Krüss selbst hat wohl nie einen der roten Feuersteine gefunden. Wetten, er hätte ihm sonst literarisch ein Denkmal gesetzt?