Seit einem Jahrzehnt hebt der Duisburger Reiseveranstalter zu immer neuen Höhenflügen ab

Ein extrem schwieriges Jahr für die Reisewirtschaft neigt sich dem Ende. Fast alle großen Pauschalreiseveranstalter wie TUI, Thomas Cook, Neckermann, Alltours oder Öger mussten deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Doch es gibt eine bemerkenswerte Ausnahme. Schauinsland Reisen aus Duisburg legte trotz Krisenjahr um 31 Prozent zu. Kein zufälliger Ausreißer, sondern die Krönung eines bemerkenswerten Jahrzehnts für das familiengeführte Unternehmen. Wir sprachen mit Firmeninhaber Gerald Kassner über sein Erfolgsrezept.

Zum neunten Mal in Folge konnten Sie Ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr zweistellig steigern. Haben Sie selbst eigentlich noch eine Erklärung für diese fulminante Entwicklung?

Kann auch 2009 gegen den Branchentrend zulegen: Schauinsland-Chef Gerald Kassner.
Kann auch 2009 gegen den Branchentrend zulegen: Schauinsland-Chef Gerald Kassner. © MSG

Kassner: Ich weiß durchaus, warum wir so erfolgreich sind. Wir haben erneut mehr Personal eingestellt, haben in den Vertrieb investiert und sind bewusst ins Risiko gegangen, da wir zusätzliche Kapazitäten eingekauft haben. Außerdem bieten wir einfach attraktive Produkte zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Aber „günstig und gut” wollen doch alle sein. Wie gelingt es, dass Sie sich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen besser als die Konkurrenz am Markt behaupten können?

Kassner: Dadurch, dass wir unsere Versprechen auch wirklich einhalten und die Qualität der Leistungen stimmt. Wir haben beispielsweise eine sehr niedrige Reklamationsquote. Das beginnt schon mit unserer Ehrlichkeit in den Katalogen, da sind wir führend in der Branche.

Klartext statt klausulierte Hinweise auf mögliche Einschränkungen?

Kassner: Genau. Wir sagen unseren Kunden konkret, wenn sie beispielsweise mit Baustellen rechnen müssen. Und diese Ehrlichkeit zahlt sich aus.

Vom mittelständischen Reiseunternehmen haben Sie es in nur einem Jahrzehnt auf Platz 8 der deutschen Touristikveranstalter geschafft. Stoßen Sie mit ihrer Struktur als Familienunternehmen nicht bald an ihre Grenzen?

Kassner: Irgendwann wird das sicher so sein. Aber im Gegensatz zu den Großkonzernen werden wir unsere wichtigsten Vorteile wie Schnelligkeit und Flexibilität immer behalten. Bei uns müssen Entscheidungen nicht durch irgendwelche Gremien und wir sind auch nicht gegenüber Anlegern oder Analysten zu Rechenschaft verpflichtet.

Zahlen & Fakten

1918 wurde die Firma zunächst als reines Transportunternehmen in Duisburg-Hamborn gegründet, ehe im Jahr 1932 die ersten Reisebusse angeschafft wurden. 1997 übernahm Gerald Kassner in der dritten Generation das Unternehmen als Geschäftsführer. 2001 wird erstmals die Umsatzgrenze von 100 Mio. DM überschritten. Im Jahr 2006 erfolgt der Umzug mit 80 Mitarbeiteren von Duisburg-Marxloh in ein neues Gebäude im Innenhafen. Heute beschäftigt Schauinsland Reisen 160 Mitarbeiter, in Kürze wird über eine Erweiterung des Firmengebäudes entschieden.

Inzwischen arbeiten bei Ihnen im Unternehmen 160 Mitarbeiter im Innenhafen. Einige davon waren zuvor beim Wettbewerber Alltours beschäftigt. Das einstmals gute Klima zwischen den beiden Duisburger Touristikunternehmen gilt deshalb als extrem abgekühlt.

Kassner: Wir haben nie einen Alltours-Mitarbeiter aktiv abgeworben. Wir pflegen von unserer Seite ein kollegiales und partnerschaftliches Verhältnis. Aber dazu gehören eben immer zwei.

Wie geht es 2010 bei Schauinsland Reisen weiter?

Kassner: Wir sind erfolgreich mit einem Premiumkatalog für Luxusreisen gestartet, bei der Pauschalreise weiten wir unser Flugangebot auf Linienflieger und eigene Charterflieger aus, unsere Wachstumsmärkte Ägypten und Türkei werden erneut zulegen. Zudem konnten wir unsere Reisepreise um bis zu 10 Prozent senken und die Frühbucherrabatte erhöhen.

Und natürlich legen Sie zum zehnten Mal in Folge einen zweistelligen Umsatzzuwachs hin?

Kassner: Ja, davon gehe ich fest aus. Unsere Vorbuchungen sind im Vergleich zum Vorjahr exzellent angelaufen.

Hand aufs Herz: Hat diese unglaubliche Erfolgsstory nicht permanente Kaufangebote der Konkurrenz zur Folge?

Kassner: Ich bin schon länger nicht mehr darauf angesprochen worden. Aber in der Branche weiß man auch, dass wir nicht zu verkaufen sind. Meine beiden Söhne, die 15 und 16 Jahre alt sind, machen bereits Praktika bei befreundeten Touristikunternehmen. Natürlich wäre es schön, wenn Schauinsland Reisen auch in der vierten Generation als Familienunternehmen bestehen bleibt.