Berlin. Die Laune vieler Bahnreisenden hängt vor allem davon ab, ob ihr Zug pünktlich ist. Im Februar sind die Zahlen so gut wie lange nicht. Nun soll die Statistik erweitert werden.
Wie häufig endet die Bahnreise mit Verspätung? Das will der bundeseigene Konzern deutlicher machen und seine bisherige Pünktlichkeitsstatistik erweitern, wie das Unternehmen mitteilte.
Einen Starttermin für die zusätzlichen Berechnungen gebe es aber noch nicht, sagte ein Sprecher. Die Pläne sollen zunächst mit Verbänden, Politikern und Kunden besprochen werden.
Unter sechs Minuten Verspätung
Bisher wird die Pünktlichkeit der Bahn anhand des einzelnen Zuges erfasst - also ob dieser auf der Fahrt von A nach B wie geplant ankam. Künftig soll außerdem klar werden, wie oft die gesamte Reise - in mitunter mehreren Zügen mit Umsteigen - nach Fahrplan lief.
Schon jetzt veröffentlicht die Bahn jeden Monat ihre Pünktlichkeitsstatistik. Ein Zug gilt als pünktlich, wenn er unter sechs Minuten verspätet eintrifft. Angegeben wird außerdem, wie viele Züge mit unter 16 Minuten Verspätung ankommen. Im Fokus steht aber die Sechs-Minuten-Pünktlichkeit.
Beste Monatswert seit Februar 2018
Im Februar hat die Bahn demnach Reisende seltener warten lassen. Zwar kam noch jeder fünfte Fernzug zu spät, das war aber der beste Monatswert seit Februar 2018. "Im Februar waren wir im Fernverkehr mit 80 Prozent Pünktlichkeit schon deutlich besser unterwegs", sagte Vorstandschef Richard Lutz der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Im Januar waren es nur 76,3 Prozent, da haben wir noch mit Fahrzeugproblemen gekämpft."
Lutz betonte zugleich: "Wir müssen besser werden." Sein Ziel sei, dass 2019 im Jahresdurchschnitt in diesem Jahr 76,5 Prozent der Fernzüge weniger als sechs Minuten zu spät fahren - nach 74,9 Prozent im Vorjahr.
Mögliches Umsteigen
Die Pläne für die ergänzenden Berechnungen sehen nach Bahnangaben so aus: Es soll nachvollziehbar sein, ob Reisende im Fernverkehr am Ende ihrer gesamten Reise pünktlich angekommen sind, ein mögliches Umsteigen berücksichtigt. Ein Beispiel: Ein Reisender fährt von Frankfurt am Main mit einem ICE nach Berlin und dann mit einem IC oder EC weiter in eine andere Stadt als Zielpunkt. Der Nahverkehr soll nicht in die ergänzenden Berechnungen einfließen.
Die Bahn schlägt dem Sprecher zufolge vor, bei dieser Statistik erst 15 Minuten nach der fahrplanmäßigen Ankunftszeit am Zielbahnhof von einer Verspätung zu sprechen. Die Statistik soll monatlich verfügbar sein.
Pünktlichkeit hochrechnen
Berücksichtigt werden sollen anders als bislang auch Zugausfälle, wie es weiter hieß. Die Bahn will mithilfe von vorhandenen Buchungsdaten von rund 270.000 Reisenden die Fahrzeiten für die täglich rund 400.000 Fahrgäste simulieren und die Pünktlichkeit hochrechnen. Unter diesen Reisenden sind Inhaber einer Bahncard 100 und Reisende mit pauschalen Tickets. Die Daten sollen mit den Pünktlichkeitsdaten der etwa 7000 Fernverkehr-Halte verknüpft werden.
Auch Ersatzzüge und Fahrplanänderungen sollen in die Berechnungen einfließen und im Falle, dass der Anschlusszug nicht erreicht wird, sollen Alternativverbindungen eine Rolle spielen. Züge, in denen besonders viele Reisende sitzen, sollen höher gewichtet werden.
Strengen Messkriterien
In der Schweiz gibt es schon länger die Berechnung zur Gesamtreise eines Bahnkunden. "Pünktlich sind bei uns Reisende, wenn sie am Umsteigeort ihren Anschlusszug erreichen und am Zielort mit weniger als drei Minuten Verspätung ankommen", erläutern die Schweizerischen Bundesbahnen ihre vergleichsweise strengen Messkriterien - die sie in jedem vierten Fall verfehlen.
Die bisherige Pünktlichkeitsstatistik bei der Deutschen Bahn berücksichtigt monatlich gut 800.000 Fahrten von Personenzügen der Deutschen Bahn, davon 20.000 im Fernverkehr. (dpa)