Frankfurt/Main. Verspätungen, Zugausfälle, Gleisänderungen: Informationen dazu dringen oft nicht zu den Betroffenen durch. Eine neue Technik soll dies ändern.
Klar und deutlich kommt die Durchsage am Bahnsteig an. Das Rauchen ist demnach in diesem Teil des Bahnhofs nicht gestattet. Doch dann fährt eine S-Bahn ein und am anderen Gleis eine los - und das Ende der Fahrgast-Belehrung geht im Zuglärm unter.
"Das müssen wir noch anpassen", stellt Roman Sick vom Berliner Unternehmen Holoplot fest. Gemeinsam mit der Bahn testet er ein neues Audiosystem, das für verständlichere Lautsprecher-Durchsagen sorgen soll. Bei Erfolg in Frankfurt soll es auch an anderen Bahnhöfen im Bundesgebiet eingesetzt werden.
Unterschiedliche Szenarien
Sick betont im Frankfurter Tiefbahnhof , in der auf ein halbes Jahr angelegten Testphase gehe es darum, solche Probleme wie bei der Vorführung zu lösen: "Wir wollen unterschiedliche Szenarien testen." Das neue System sei vor einer Woche installiert worden, der Lärm zweier gleichzeitig fahrender Bahnen müsse nun noch integriert werden. Bahnhöfe seien "sehr schwierige Umgebungen", es sei dort viel Beton verbaut und es gebe viele Lärmquellen.
An zwei unterirdischen Bahnsteigen, den S-Bahn-Gleisen 103 und 104, hat das Berliner Unternehmen an elf Standorten insgesamt 23 Audio-Module installieren lassen. Das Besondere an den schwarzen Kästen: Sie bestehen nochmals aus vielen Mini-Lautsprechern und werden von einer Software gesteuert, wie Sick erklärt. Die Ausbreitung des Schalls lasse sich so bis auf wenige Zentimeter genau beeinflussen. Fahrgäste, die an einem Gleis warteten, würden nicht mehr länger von Durchsagen gestört, die eigentlich für diejenigen an einem anderen gedacht seien.
Test kostet 150.000 Euro
Täglich eilen rund 50.000 Fahrgäste durch den unterirdischen Bahnhof in Frankfurt, die Tunnelstrecke unter der City gehört zu den am stärksten befahrenen der Deutschen Bahn überhaupt. Verspätungen sind hier an der Tagesordnung. Zusammen mit seinem regionalen Partner Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hofft der Konzern, dass mit der neuen Technik Durchsagen dazu auch im dichten Berufsverkehr deutlicher bei den Kunden ankommen. 150.000 Euro geben die Unternehmen für den Test aus.
Bewährt sich das System, stehe einem Einsatz auch an anderen Bahnhöfen nichts im Weg. Denkbar sei dies etwa dort, wo es besonders viele Beschwerden gebe, sagt Susanne Kosinsky von der Deutschen Bahn. Tests auch in der Frankfurter Bahnhofshalle seien vielversprechend verlaufen. Die Fahrgäste bräuchten verständliche Informationen über den Stand ihrer Verbindungen. "Wenn wir es ihnen sagen, aber sie verstehen es nicht, haben wir ein Problem", sagt Kosinsky.
Starker Wind und Zugdurchfahrten
Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt den Audio-Test. "Wenn am gegenüberliegenden Gleis gleichzeitig eine Durchsage läuft, versteht man oft nichts mehr", sagt Karl-Peter Naumann von Pro Bahn. Auch Probleme an kleineren Stationen harrten einer Lösung, etwa, wenn es Beschwerden von Anwohnern wegen zu lauter Durchsagen gebe, oder bei starkem Wind und Zugdurchfahrten.
Doch Verständlichkeit ist nicht alles, die Informationen müssen auch stimmen. Kundenbefragungen zeigten, dass hier erheblicher Verbesserungsbedarf bestehe, sagt RMV-Geschäftsführer Knut Ringat. Ärger verursachten etwa sich widersprechende Aussagen beispielsweise über Verspätungen, je nachdem, ob ein Kunde eine App benutze oder am Bahnsteig stehe. Noch in diesem Jahr solle es für das Rhein-Main-Gebiet einen Testlauf mit einem verbesserten Reisenden-Informationssystem geben, kündigt Ringat an.
Bessere Information der Fahrgäste
Auch an anderen Stellen ringt die Bahn um eine bessere Information der Fahrgäste. In einem aufwendigen Castingverfahren wurde vergangenes Jahr eine neue Stimme für die automatischen Durchsagen an den bundesweit insgesamt rund 10.000 Bahnsteig-Lautsprechern gesucht. Bahn-Mitarbeiter und der Kundenbeirat durften eine Vorauswahl aus Kandidaten treffen, Verständlichkeit war hierbei eines der Hauptkriterien. Das letzte Wort hat nun der Bahnvorstand. Die Entscheidung soll dem Unternehmen zufolge demnächst fallen. (dpa)