Essen. Bulgarien und Spanien sind 2016 die Top-Reiseziele der Deutschen. Aber auch die Türkei und Ägypten sind - Anschlägen zum Trotz - weiter beliebt.
Viele zählen schon die Tage: In wenigen Wochen beginnen die Sommerferien und damit die Hauptreisezeit. Wo werden in diesem Jahr die Deutschen ihre Strandhandtücher ausbreiten?
Noch vor wenigen Wochen wurde von starken Nachfrageeinbrüchen der Urlaubziele am östlichen Mittelmeer berichtet. Der Duisburger Reiseveranstalter Schauinsland Reisen teilte im März mit, dass die Urlaubsbuchungen für Ägypten, die Türkei und Tunesien bei etwa 30 bis 60 Prozent unter dem Vorjahresniveau lägen.
Die Rangliste der beliebtesten Reiseländer der Deutschen hat das bislang kaum beeinflusst: Auf den Buchungsportalen von Unister, zu dem fluege.de, reisen.de und ab-in-den-urlaub.de gehören, zählen die Türkei und Ägypten zu den Top-5 mit den meisten Reisebuchungen für den Sommer 2016: Die Türkei liegt auf Platz zwei, Ägypten auf Platz fünf. Auf Platz vier konnte sich Bulgarien, auf Platz drei Griechenland und auf dem ersten Platz Spanien positionieren. "Im Vergleich zum Vorjahr haben nur Ägypten und Bulgarien ihre Plätze getauscht", sagt Unternehmenssprecher Kevin Wiederspächer.
Urlauber warten ab, wie sich die Lage entwickelt
Andreas Rüttgers, Touristikleiter bei Schauinslandreisen, berichtet aus seinem Unternehmen: "Die Türkei ist momentan wieder auf Vorjahresniveau." Allerdings sei auch noch viel verfügbar. "Viele warten ab, wie sich alles entwickelt." Trotzdem ist Unternehmenssprecherin Simone Feier-Leist auch nach den jüngsten Anschlägen in Istanbul zuversichtlich: "Aktuell betrifft die Gefahrenlage ja nur Istanbul", sagt sie. Die Haupt-Reiseziele lägen aber hunderte Kilometer entfernt an der Südwestküste. Deshalb ließen sich die meisten Urlauber davon nicht verunsichern. Andreas Rüttgers vermutet: "Wenn die Leute sehen, es bleibt auf die Städte und auf den Grenzbereich zu Syrien fokussiert, dann buchen sie auch noch kurzfristig."
Bei den Städtereisen gebe es allerdings deutliche Einbrüche: Paris, Madrid, Kairo, London, würden kaum noch gebucht. Und auch die Fußball-EM sei touristisch gesehen eine totale Pleite, sagt Rüttgers.
Abseits der Städte werde Ägypten werde nach wie vor gut gebucht. Allerdings auch nur die gut ausgestatteten Hotels direkt am Strand, bei denen man das Gelände nicht verlassen muss
Alltours sieht Verlagerung vom östlichen ins westliche Mittelmeer
Der Düsseldorfer Reiseanbieter Alltous spricht allerdings – auch wenn die Türkei neben Mallorca, den Kanaren und Griechenland auf der Internetseite unter den Top-Reisezielen aufgeführt wird – von einer deutlichen Verlagerung der Reiseziele vom östlichen ins westliche Mittelmeer.
In diesem Jahr verzeichnet das Reiseunternehmen nach eigenen Angaben ein zweistelliges Minus für die Türkei, Ägypten und Tunesien. Die Menschen, die bei Alltours ihren Urlaub buchten, verbringen ihn diesen Sommer vor allem in Bulgarien, in Spanien und in Portugal. Auch Ziele in Deutschland, Österreich oder Italien, bei denen man mit dem eigenen Auto oder mit der Bahn anreisen kann, erfahren dem Unternehmen zufolge großen Zuwachs.
Nachfrage nach Balearen-Urlaub "in diesem Jahr extrem"
"Die Balearen, zu denen Mallorca gehört, wurden schon immer viel bereist, aber in diesem Jahr ist es extrem", berichtet Schauinsland-Sprecher Andreas Rüttgers. Das liege unter anderem daran, dass Franzosen, deren Lieblings-Reiseziel Tunesien war, jetzt ebenfalls nach Spanien strömen. Außerdem gefragt bei Franzosen: Italien, Deutschland und Bulgarien. "Der Trend geht dahin, dass die Leute sich neue, insgesamt günstigere Reiseziele aussuchen, aber trotzdem das gleiche Geld ausgeben. Sich also zum Beispiel einen Hotelstern mehr gönnen", sagt der Touristikleiter.
Einen Trend beobachtet Rüttgers: Fernreiseziele wie die Dominikanische Republik würden zunehmend gebucht. Auch Unister, das Dachunternehmen von fluege.de und anderen Portalen, berichtet von immer mehr Fernreise-Buchungen. Kenia, Kuba und Maurituis haben deutlich zugelegt. Auch Spanien, Italien und Portugal sind stark nachgefragt. "Insgesamt sind die Buchungen nur im Bereich des östlichen Mittelmeers etwas zaghaft", sagt Unternehmenssprecher Kevin Wiederspächer. "Deshalb rechnen wir mit einer starken Last-Minute-Saison."