Bochum. . Sonnenhungrige zieht es vor allem auf die Iberische Halbinsel. Flaute in Ägypten, Tunesien und der Türkei. Reisebüros sind mit Nachfrage zufrieden.
Spanien ist bei den Bochumern in diesem Jahr das Reiseziel Nummer eins. Auf WAZ-Anfrage bestätigen mehrere Reisebüros, dass die Kapazitäten bei Hotels und Flügen in der Ferienzeit inzwischen sogar knapp werden.
„Wer auf die Iberische Halbinsel möchte, sollte sich jetzt beeilen. Gerade für die Sommerferien gibt es erste Engpässe bei Hotels und Flügen“, berichtet Gabi Pütter, Leiterin im Reisebüro Hirth. „Wegen der hohen Nachfrage steigen die Preise für einen Spanienurlaub quasi wöchentlich“, gibt auch Martin Nonn, Geschäftsführer des Reisebüros Weitmar Nonn, zu bedenken.
Iberische statt islamische Ziele
Bochum ist längst kein Einzelfall, der Boom auf dem spanischen Festland, sowie den Balearen und Kanaren ist auch überregional zu beobachten. „Die Iberische Halbinsel profitiert von der Unsicherheit der Urlauber in Bezug auf die islamischen Länder“, schildert Silke Wantula Beraterin im Reisebüro Rupieper das Umdenken bei den Kunden.
Reisen nach Ägypten, Tunesien oder in die Türkei würden nach mehreren Anschlägen in der Vergangenheit, auch auf touristische Ziele, so gut wie gar nicht mehr gebucht. „Gerade Tunesien ist touristisch gesehen so gut wie tot“, sagt Wantula.
Griechenland leidet unter schlechten Nachrichten
Besonders Familien würden nun eher auf „gefühlt sichere“ Reiseziele ausweichen, ergänzt Martin Nonn. Er schätzt den Rückgang der Buchungen für die islamischen Länder auf bis zu 80 Prozent. Die Flaute dort sei aber durchaus vorteilhaft für Urlauber ohne derartige Sicherheitsbedenken. „Die Preise dort sind momentan zwar noch recht hoch. Ich rechne aber damit, dass sie fallen und sich hier günstige Angebote ergeben.“ Zwischen Sicherheit und Preis müsse aber jeder selbst abwägen. „Ich würde einem Kunden bei einem unguten Gefühl im Zweifelsfall von der Reise abraten. Es ist kein Urlaub, wenn man sich im Hotel gefangen fühlt.“
Wie die islamischen Reiseziele leide auch Griechenland derzeit unter schlechten Nachrichten, sagt Silke Wantula. „Viele Urlauber vermuten gerade auf den griechischen Inseln zahlreich gestrandete Flüchtlinge.“ Bei der Beratung könne sie die Kunden jedoch beruhigen: Das Festland und die meisten Inseln seien nicht betroffen, man könne dort gut Urlaub machen. „Griechenland ist besser als sein derzeitiger Ruf“, sagt Gabi Pütter über ihren persönlichen Geheimtipp.
Im Trend liegen, so ist es aus den Bochumer Reisebüros zu hören, auch Schiffsreisen. „Kreuzfahrten boomen seit Jahren“, hat nicht nur Gabi Pütter beobachtet. Auch der Urlaub mit dem Auto – an Nord- und Ostsee, im Schwarzwald, oder am Gardasee – sei weiterhin sehr beliebt. Insgesamt sind die Reisebüros zufrieden mit den Buchungszahlen. Sie seien gleich gut oder sogar besser als in den Vorjahren.
Internet und Reisebüro kosten gleich
Neben den klassischen Reisebüros werden auch viele Reisen im Internet gebucht. „In Deutschland liegt dieser Anteil bei rund einem Drittel“, berichtet Georg Tryba von der Verbraucherzentrale NRW. Die Reisebüros seien aber weiter gut im Geschäft. Welche Buchungs-Methode man wählt, sollte man vom persönlichen Geschmack abhängig machen. „Die Stiftung Warentest hat bei einer Stichprobe festgestellt, dass es für Pauschalreisen keinen Preisunterschied zwischen Internet und klassischen Reisebüros gibt.“
Bei Pauschalreisen sei es mit der Vergleichbarkeit von Preisen mitunter jedoch schwierig. „Mal ist bei einem Angebot ein Zimmer mit Meerblick oder ein anderer Flug dabei. Das verzerrt das Bild.“ Zudem seien die Preise sehr dynamisch. „Sie können teils über Stunden hinweg schwanken“, so Tryba. Ob man auf einen Frühbucherrabatt oder ein Last-Minute-Angebot vertraue, müsse man von seiner individuellen Flexibilität abhängig machen. Möglich sei beides.
Georg Tryba empfiehlt all denjenigen, die sich digital fit genug fühlen, sich im Internet über das Wunschziel und die Gegebenheiten vor Ort zu informieren. „Wer Bedarf hat, kann sich dann mit seinen gesammelten Informationen im Reisebüro beraten lassen.“
Im Netz sollte der Verbraucher aufmerksam sein. „Wir registrieren immer wieder Beschwerden bei Internet-Buchungen“, sagt Tryba. Lockangebote, Zusatzversicherungen oder ein falsch gesetztes Häkchen seien Beispiele für derartige Stolperfallen. Auch bei Hotelbewertungen werde mitunter viel gefälscht oder übertrieben.