Malaga. Er galt als “gefährlichster Weg der Welt“: der Königspfad in der Provinz Málaga. In diesem Jahr wurde der Weg neu eröffnet.

Jürgen Nolle will den Touristen ihre Furcht nehmen: "Wenn Sie Höhenangst haben, kein Problem. Ich habe auch Höhenangst", erzählt der Guide seinen Gästen über den Caminito del Rey, den Königspfad in der Provinz Málaga in Andalusien. Ihm eilt der Ruf als "gefährlichster Weg der Welt" voraus, weil dort mehrere Menschen abstürzten und starben. Der Weg war 15 Jahre lang gesperrt, erst im März 2015 wurde er wieder für Besucher geöffnet.

Die morgendliche Herbstluft wärmt sich hier im Süden Spaniens schnell auf, Pinienduft steigt in die Nase. Bis zum offiziellen Startpunkt des Caminito del Rey ist es vom Parkplatz hinter dem Örtchen Ardales aus ein kurzer Fußweg von 30 Minuten. Dort wird jeder Besucher registriert und bekommt einen Helm, Steinschlag ist schließlich möglich. "Sicher ist sicher", sagt Jürgen Nolle. Der 43-jährige Touristenführer wuchs in den Niederlanden auf. Seit sechs Jahren wohnt er in Málaga.

Wandern auf dem Caminito del Rey

Jürgen Nolle führt Touristen über den Caminito del Rey,obwohl er selbst nach eigener Aussage Höhenangst hat.
Jürgen Nolle führt Touristen über den Caminito del Rey,obwohl er selbst nach eigener Aussage Höhenangst hat. © Philipp Laage
Der Caminito del Rey ist zwar kein gefährlicher Weg mehr - doch zuviel Trubel muss auch nicht sein. Deshalb dürfen derzeit immer nur maximal 50 Personen alle halbe Stunde aufbrechen.
Der Caminito del Rey ist zwar kein gefährlicher Weg mehr - doch zuviel Trubel muss auch nicht sein. Deshalb dürfen derzeit immer nur maximal 50 Personen alle halbe Stunde aufbrechen. © Philipp Laage
Nach der ersten schmalen Passage weitet sich das Tal wieder, dort geht es eine Weile über einen soliden Wanderweg weiter. Technisch schwierig ist der Caminito del Rey an keiner Stelle.
Nach der ersten schmalen Passage weitet sich das Tal wieder, dort geht es eine Weile über einen soliden Wanderweg weiter. Technisch schwierig ist der Caminito del Rey an keiner Stelle. © dpa
Der Königspfad führt immer an der Schlucht entlang. Wer Höhenangst hat, dem kann durchaus schummrig werden.
Der Königspfad führt immer an der Schlucht entlang. Wer Höhenangst hat, dem kann durchaus schummrig werden. © Philipp Laage
Vom neuen Königspfad fällt der Blick auf den alten, maroden Weg. Er führt teils direkt unter dem Neubau entlang - und hat furchteinflößende Löcher.
Vom neuen Königspfad fällt der Blick auf den alten, maroden Weg. Er führt teils direkt unter dem Neubau entlang - und hat furchteinflößende Löcher. © Philipp Laage
Eine kleine Brücke führt an dieser Stelle über die Schlucht. Guide Jürgen Nolle zeigt ein historisches Foto des alten Bauwerks.
Eine kleine Brücke führt an dieser Stelle über die Schlucht. Guide Jürgen Nolle zeigt ein historisches Foto des alten Bauwerks. © Philipp Laage
Kurz vor der Hängebrücke macht der Weg noch einmal einen Knick. Hier sind die Felswände fast senkrecht.
Kurz vor der Hängebrücke macht der Weg noch einmal einen Knick. Hier sind die Felswände fast senkrecht. © Philipp Laage
Da legt mancher doch lieber seine Hand auf das Geländer: Die Überschreitung der Schlucht über die Hängebrücke aus Stahl ist eine luftige Angelegenheit.
Da legt mancher doch lieber seine Hand auf das Geländer: Die Überschreitung der Schlucht über die Hängebrücke aus Stahl ist eine luftige Angelegenheit. © Philipp Laage
Höhepunkt einer Begehung des Caminito del Rey ist die Hängeblücke am Ausgang der Schlucht. Links fällt ein Wasserfall in die Schlucht hinab, im Hintergrund sieht man die Talsperre.
Höhepunkt einer Begehung des Caminito del Rey ist die Hängeblücke am Ausgang der Schlucht. Links fällt ein Wasserfall in die Schlucht hinab, im Hintergrund sieht man die Talsperre. © Philipp Laage
Beschauliches Hinterland: Auch rund um den Caminito del Rey können Reisende die Landschaft Andalusiens genießen - zum Beispiel auf einer Bootsfahrt in einem der Stauseen, die zur Energieversorgung angelegt wurden.
Beschauliches Hinterland: Auch rund um den Caminito del Rey können Reisende die Landschaft Andalusiens genießen - zum Beispiel auf einer Bootsfahrt in einem der Stauseen, die zur Energieversorgung angelegt wurden. © Philipp Laage
1/10

Die Geschichte des Königspfades

Dass durch die unwegsame Klamm überhaupt ein Pfad führt, hatte wirtschaftliche Gründe: Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein System aus Talsperren, Rohren und Kraftwerken entworfen, um einen Teil des Wassers aus dem Fluss Guadalhorce für die Energieversorgung der Region zu nutzen. Dazu baute man auch einen Kanal durch die Schlucht. Um diesen warten zu können, wurde der Steig angelegt. Der Bau begann 1901 und war nach fünf Jahren fertig. Als der damalige König Alfonso XIII. den Weg 1921 abschritt, erhielt er seinen Namen.

Über die Jahre verfiel der Steig jedoch und wurde zunehmend gefährlicher. Als im Jahr 2000 noch einmal drei junge Menschen in der Schlucht starben, wurde der Weg dichtgemacht - für einige Jahre. Doch man beschloss bald, einen neuen Pfad zu bauen.

Auch interessant

Auf knapp acht Kilometern können Touristen wandern

Es dauert nicht lange, bis die Wanderer mitten in die Schlucht gelangen. Der Weg führt dann über einen vergitterten Boden, der den Blick nach unten zulässt - bis zu 100 Meter geht es in die Tiefe. Trotz des Geländers bewegt sich mancher Besucher nur äußerst zögerlich vorwärts. Jürgen Nolle schreitet mutig voran. So schlimm kann es mit der Höhenangst bei ihm nicht sein, denkt man.

Der Caminito del Rey ist samt Zustieg knapp acht Kilometer lang. Das heißt, schon zur späten Mittagszeit kann sich der Wanderer in einem gemütlichen Gasthaus einfinden. Doch das große Finale wartet am Ende: die spektakuläre Hängebrücke mit Blick auf die Talsperre. Etwa 15 Meter ist sie lang - und bewegt sich spürbar. Wer seine Höhenangst bisher nicht überwunden hat, gerät auf der Hängebrücke noch einmal ins Schwitzen. Alle anderen genießen den luftigen Ausblick. (dpa)