Essen. Viele Kreuzfahrtveranstalter bieten den Passagieren spezielle An- und Abreisepakte an. Doch ist das auch die günstigste Lösung? Ein Vergleich lohnt.
Sind sie eine Mogelpackung oder die beste Wahl? An- und Abreisepakete der Kreuzfahrtveranstalter scheinen oft teuer. Wer beispielsweise in diesem Herbst mit Aida ab/bis Antalya durchs Mittelmeer kreuzen möchte, kann bei der Reederei den Transfer zum Schiff in die Türkei ab 450 Euro pro Person buchen. Passende Flüge mit Germanwings, Sunexpress oder Turkish Airlines von Düsseldorf oder Köln aus gibt es im gleichen Zeitraum schon für unter 200 Euro. Da ist doch klar, wofür sich der Kreuzfahrer entscheidet. Oder?
Rechtliches berücksichtigen
Ein günstiger Flug sollte bei der Anreise nur ein Kriterium sein, sagt Bernhard Jans von der Arbeitsgruppe Kreuzfahrt-Forschung an der Technischen Universität Dresden. „Manchmal scheinen Anreisepakete per Flugzeug nur teurer als die selbst organisierte Anreise. Es kommen die Transfers zwischen Hafen und Flughafen dazu, bei einigen Anbietern auch das Bahnticket vom Heimatort zum Flughafen – schon ist eine Vergleichbarkeit geschaffen.“
Gewichtigstes Argument für eine Paketbuchung ist aber der reiserechtliche Aspekt. „Wer die Anreise über den Kreuzfahrtveranstalter mit abwickelt, steht insgesamt unter Schutz“, sagt Bernhard Jans. Die Geschäftsbedingungen der Veranstalter garantieren, dass die Reisenden das Schiff erreichen, selbst wenn der Flug verspätet ist. Ein eindrucksvolles Beispiel gab es vor fünf Jahren: Als nach der vom isländischen Vulkan Eyjafjallajökull ausgestoßenen Aschewolke die Flieger in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas am Boden blieben, verpassten Tausende Passagiere ihre Kreuzfahrtschiffe. Individualbucher blieben meist auf ihrem bereits bezahlten Preis für die Schiffsreise sitzen, konnten sich lediglich das Flugticket erstatten lassen. Zwar kamen auch diejenigen mit Anreisepaket des Veranstalters nicht zum Schiff, aber sie mussten sich wenigstens nicht den Kopf übers Geld zerbrechen.
Nach Angeboten Ausschau halten
Wird es bei einer selbst geplanten Anreise beispielsweise wegen einer Flugverspätung verpasst, „muss sich der Reisende darum kümmern, das Schiff auf anderem Weg vielleicht doch noch zu erreichen“, bestätigt Rechtsanwältin Beate Wagner von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ist der Flug hingegen Teil einer Pauschalreise, müsse der Reiseveranstalter dafür sorgen, dass das Kreuzfahrtschiff noch erreicht werde. Darüber hinaus könne „ein Anspruch auf Minderung des Reisepreises, gegebenenfalls auf Schadenersatz wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit, wenn den Veranstalter ein Verschulden trifft“, in Betracht kommen.
Auch interessant
Möchte der individuell anreisende Kreuzfahrer mit diesem Wissen im Hinterkopf auf Nummer sicher gehen, plant er gerade im Winter mit häufigeren witterungsbedingten Flugausfällen die Billigflieger-Anreise am Vortag ein und gönnt sich damit auch eine Vorübernachtung in der Hafenstadt. Neben diesen Hotel- kommen weitere Taxikosten hinzu. Fazit von Bernhard Jans: „Die manchmal sehr teuer scheinenden Flug-Anreisepakete sind bei ernsthaftem Nachrechnen doch auch attraktiv.“ Er rät, nach Angeboten Ausschau zu halten. „Oder bei Buchung von Kreuzfahrt und Anreisepaket zusammen wird manchmal zwar der Preis für das Anreisepaket gehalten, dafür die Kreuzfahrt selbst extrem vergünstigt – auch ein Sparmodell.“
Bequemlichkeit kann ebenso ein Argument sein.
Vergleiche lohnen
Anbieter wie Aida und MSC betreuen die Gäste am Flughafen, und Aida wirbt damit, dass Gäste ihre Koffer nach dem Einchecken am Flughafen erst wieder in der Kabine in die Hand nehmen müssen.
Vergleiche der Anbieter lohnen sich durchaus. Ein Beispiel: Die Anreise aus dem Ruhrgebiet mit dem Bus zu Häfen in Italien erfolgt bei MSC und Costa mit Zwischenübernachtung. MSC will für die Strecke Düsseldorf nach Genua inklusive einer Hotelnacht 185 Euro haben. Costa für eine ähnliche Strecke nach Savona 288 Euro. Nun könnte man sagen: Nach Genua sind es von Düsseldorf aus mit dem Auto 1000 Kilometer, gerade mal zehn Stunden für Schnellfahrer. Und vielleicht findet sich sogar in der Stadt eine Parklücke. Doch dann stehen Taxi-Transfers an oder der Koffertransport. Über die Reedereien lassen sich Parkplätze im Hafengebiet reservieren – Kosten etwa 12 bis 15 Euro pro Tag. Und die Alternative Zug? Legen die Schiffe in Deutschland ab, etwa in Hamburg oder Kiel, kann bei rechtzeitiger Buchung das Sparpreis-Ticket der Bahn günstiger sein als das Anreisepaket des Veranstalters. Wie immer gilt: Wer sparen möchte, muss recherchieren.