Berlin. Die große Zeit der Busreisen ist vorbei. Zwar lassen es Reiselustige im Alter etwas ruhiger angehen. Doch die Ansprüche an den Urlaub ändern sich kaum
Es gibt sie noch, die Gruppenfahrten in den Schwarzwald, Busreisen mit Abholservice von der Haustür oder Kuraufenthalte in Thermen und Bädern. Doch obwohl die Bevölkerung allen demografischen Prognosen nach immer weiter altert, besteht der Reisemarkt für Ältere keineswegs nur aus Spazierfahrten für Fußkranke. "Senioren wollen nicht anders verreisen als andere und auch in der Werbung nicht unbedingt auf ihr Alter angesprochen werden", erklärt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV).
"Die Zielgruppe hat sich geändert", bestätigt Dirk Schmücker, Tourismusforscher bei der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR). "Senioren sind fit, haben wahnsinnig viel Reiseerfahrung und sind es gewohnt, mobil zu sein." Ein überwiegender Teil der Reisenden aus der Zielgruppe 60+ ist in guter körperlicher Verfassung und unterscheidet sich in seinen Ansprüchen an das Reiseangebot nur wenig von jüngeren Reisenden.
Für die Reisebranche ist die Generation 60+ eine wichtige Zielgruppe. Der Anteil der Senioren am Reisemarkt lag 2014 laut Reiseanalyse bei gut einem Viertel (27 Prozent). Veranstalter setzen vor allem auf Zusatzangebote. Zusätzlich zum normalen Menü gibt es in vielen Hotels spezielles Seniorenessen, Hotelanlagen werden im Hinblick auf Barrierefreiheit umgebaut, und immer mehr Veranstalter bieten Sonderleistungen wie ärztliche Betreuung an.
Häufige Pausen auf Busreisen
Ein einheitliches Informationsangebot für Seniorenreisen gibt es bisher nicht, obwohl fast alle Veranstalter entsprechende Angebote im Portfolio haben. Spezielle Gruppenreisen für Senioren bietet zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz (DRK) oder die Arbeiterwohlfahrt (AWO) an. Auch einige Reiseunternehmen haben sich ganz auf die Zielgruppe spezialisiert. Im Vordergrund steht bei solchen Angeboten das Reisen mit Gleichaltrigen. Außerdem sind Zielorte und Transport auf die Bedürfnisse von älteren Menschen abgestimmt.
So gibt es zum Beispiel auf Busreisen häufigere Pausen, um sich die Beine zu vertreten, oder die Teilnehmer werden direkt von zu Hause abgeholt. Einige Veranstalter bieten auch Urlaub speziell für Demenzkranke, Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Multipler Sklerose an. Die Nachfrage ist da: "In den vergangenen drei Jahren haben sich die Teilnehmerzahlen verdoppelt", berichtet Rebecca Hechinger vom Deutschen Roten Kreuz in Stuttgart. Viele Teilnehmer seien mehrmals im Jahr dabei. Wichtig für die Reise ist eine gute Abstimmmung: "Wir klären vorher sehr viel mit Angehörigen oder Ärzten ab", sagt Hechinger. In Einzelfällen könne man dann gegen entsprechenden Aufpreis zum Beispiel einen Pflegedienst ins Hotel bestellen.
Kennzeichnungssystem erleichtert die Suche
Inzwischen gibt es auch ein Kennzeichnungssystem, das die Suche nach dem passenden Urlaubsziel erleichtert. Das Siegel "Reisen für Alle" wurde vom Deutschen Seminar für Tourismus (DSFT) und dem Verein Tourismus für Alle Deutschland (NatKo) entwickelt und kennzeichnet barrierefreie Angebote. "Bisher gab es keine verlässliche Kennzeichnung, barrierefreie Angebote waren schwer zu finden", sagt Rolf Schrader, Geschäftsführer des DSFT. Bisher sind etwa 1000 Betriebe mit dem Siegel zertifiziert. DRV-Sprecher Schäfer rät Reisenden, bei der eigenen Krankenkasse nachzufragen. Teils unterstützen diese Reiseangebote etwa zur Gesundheitsvorsorge. (dpa)