Essen. Auf Busreisen findet man nicht mehr nur Senioren. Auch junge Leute setzen zunehmend auf diesen Reisetrend. Im Fokus steht oft die Geselligkeit.

Münchner Oktoberfest, Tulpen im niederländischen Keukenhof, Feuerwerks-Spektakel am Rhein, Christkindlmarkt Nürnberg, Wurstmarkt Bad Dürkheim – die Liste der Event-Reisen per Bus wird immer länger. Vor allem junge Leute bringen den Veranstaltern Zulauf. „Im Produkt-Portfolio“, sagt Dieter Gauf, Hauptgeschäftsführer des Internationalen Bustouristik Verbandes RDA, „haben diese Reisen zugenommen“.

Der Trend zeigt sich inzwischen auch in der Busreise-Statistik, wo die über 60-Jährigen zwar noch immer mehr als 60 Prozent aller Gäste ausmachen, die unter 29-Jährigen aber schon gut 20 Prozent.

Vorbei sind die Zeiten, als Busreisen unter jungen Leuten als verstaubt und altmodisch galten. Wer Geselligkeit sucht, für den ist der Bus ideal. „Für unser Geschäft“, heißt es beim RDA, „spielen die Vereine und Clubs in Deutschland eine essenzielle Rolle“. Sie nutzten den Reisebus oft für Ausflüge, Exkursionen und Kulturangebote. So verreisten zuletzt zwölf Millionen Urlauber zu Kurztrips von zwei bis vier Tagen Dauer, viele weitere Millionen waren als Tagesgäste mit dem Bus unterwegs. Fahrten zu Weihnachtsmärkten, Bier- und Weinfesten, Feuerwerksspektakeln und Großereignissen wie dem Kölner Rosenmontagszug sind noch immer Bestseller, mehr noch aber legen Event-Reisen zu Tanz-, Schlager- und Musical-Veranstaltungen zu, wo die Busreiseveranstalter immer häufiger mit den Konzertagenturen kooperieren. Bei Auftritten von Helene Fischer, Andre Rieu oder den Kastelruther Spatzen stehen die Busse inzwischen vor den Hallen Schlange.

Busreisen als Kontaktbörsen

Den Boom der Event-Reisen begründen vor allem die Anreisekosten zu den Großereignissen, die Bahn oder Pkw dem Einzelreisenden nicht bieten können. Zum anderen die Suche nach Gleichgesinnten, mit denen man die Lust am Erlebnis schon während der An- und Abreise teilen kann. „Bei uns lernst du garantiert neue und coole Leute kennen und wirst nicht alleine gelassen“, wirbt der Busreiseveranstalter „Eventbringer Tours“, ein kleiner Anbieter aus der Schwarzwald-Gemeinde Königsfeld. Er steuert die großen Techno-Parties im Hunsrück („Nature One“) oder dem Ruhrgebiet („Ruhr in Love“) an, aber auch Tanzveranstaltungen regionaler Rundfunksender. „Um dich herum“, wirbt der Party-Transporter, „sind viele lustige Partyhungrige, die genauso ticken wie du. Also Weg frei für Flirts, Bekanntschaften und neue Freundschaften“.

Busreisen als Kontaktbörsen? Dass da was dran ist, weiß man auch bei Jomo-Tours, die ein Viertel ihres Umsatzes mit Partyreisen machen. Busse mit bassstarken Musikanlagen und WC an Bord, dazu immer kühle Getränke, tragen dazu bei, dass schon bei der Anreise feucht-fröhliche Stimmung aufkommt. Und wer von Herzen feiert, verzichtet dann gern auch auf die Nächte im Hotel. So werden Übernachtungen oft nur noch als Extras angeboten. Viele dreitägige Eventreisen sind zudem so gestaltet, dass die beiden An- und Abreisetage zum Schlafen im Bus genutzt werden können.

Rosenmontagszug in Düsseldorf

Gemeinsame Interessen vereinen Bus-Reisende heute auf Fahrten zur Fashion Week in Berlin, zum Schlagermove in Hamburg, zur Tour de France in Paris oder zur Tattoo Convention in Amsterdam. Dazu gibt es Shopping-Touren oder Fahrten zu den großen Konzertereignissen der Republik.

Längst auch geht es gemeinsam zur Weiberfastnacht nach Köln oder zum Rosenmontagszug nach Düsseldorf, zu den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg, zur Oper in Veronas Arena oder zum Almabtrieb ins Stubaital. Und immer noch Bestseller sind die Reisen zu den Landes- und Bundesgartenschauen oder zu den großen Musicals der Republik, weiß man bei Buswelt, einem veranstalterübergreifenden Buchungsportal für Busreisen.