Essen. Zur ITB stellt sich wieder die Frage nach den Reisetrends des kommenden Jahres. Welche Reiseziele werden die Gewinner und Verlierer der Saison.
Wohin geht die Reise? Passend zur ITB, der weltgrößten Touristikmesse, wird diese Frage Jahr für Jahr aufs Neue gestellt. Der Wettstreit der Zielgebiete um die deutschen Urlaubsgäste ist enorm. Denn die Deutschen sind nicht nur amtierender Fußball-, sondern auch langjähriger Reise-Weltmeister.
Die Frage, welche Zielgebiete besonders gut oder schlecht gebucht werden, ist entsprechend von großem Interesse. Die Entwicklung der Reise-Trends hängt indes von vielen Faktoren ab: Preis, politische Stabilität,
Flugangebot, Service und Freundlichkeit der touristischen Gastgeber. Wir wagen eine Prognose auf die Gewinner und Verlierer der Saison.
Gewinner Deutschland
Die Nachfrage nach Urlaub im eigenen Land ist ungebrochen hoch. Für dieses Jahr stehen die Chancen für eine neue Rekordmarke gut. In Deutschland stimmt das Preis-Leistungs- Verhältnis, natürlich auch wegen der geringeren Anreisekosten. Bei der Vielfalt der Regionen ist für jeden Urlaubstyp etwas dabei. Die oft kritisierte Servicementalität hat sich deutlich verbessert, wenngleich es diesbezüglich noch riesige regionale Unterschiede gibt. Gewinner des Deutschland-Booms sind weiterhin die großen Städte wie Berlin, Hamburg und München sowie die klassischen Ferienregionen in Bayern und an der Küste.
Spanien
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Touristisch gesehen steht Spanien auch 2015 wieder auf der Sonnenseite. Egal ob spanisches Festland, die Balearen oder die Kanaren – die bekannten Urlaubsregionen dürfen sich in diesem Sommer erneut auf einen Ansturm der deutschen Gäste einstellen. Das Gesamtpaket aus guter Fluganbindung, Sonnengarantie sowie der spanischen Gastronomie, Kultur und Lebensfreude ist und bleibt einmalig. Lediglich bei den Hotelunterkünften besteht zunehmend Nachholbedarf in punkto Modernisierung.
Holland
Oranje ist auch 2015 wieder voll im Trend. Die Zahl der Ankünfte aus Deutschland steigerte sich im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf nun 3,9 Millionen Urlauber. In diesem Jahr soll nun die magische Marke von vier Millionen Gästen geknackt werden. Während neue Flugverbindungen aus Hamburg und Berlin für ein großes Plus bei Städtereisenden sorgen, fahren die Urlauber aus Nordrhein-Westfalen wie eh und je mit dem Auto in das Nachbarland. Zwar sind die Unterkünfte nicht ganz billig, aber dank Selbstversorgung bleibt der Trip nach Holland insgesamt erschwinglich. Viele Gäste schätzen zudem die lockere und unkomplizierte Art der Niederländer.
Neutral Ägypten
„Es geht nichts über ein schlechtes Vorjahr“, scherzte unlängst ein führender Touristik-Manager, als er auf die aktuelle Buchungsentwicklung Ägyptens angesprochen wurde. Klar, auf dem Papier entwickelt sich Ägypten wieder positiv. Doch die eigentlichen Probleme bestehen weiter fort. Viele deutsche Urlauber meiden das Land am Nil bewusst, weil sie mit dem Kurs der ägyptischen Militärregierung nicht einverstanden sind. Hinzu kommen berechtige Ängste vor Terroranschlägen und immer wieder aufkeimende Unruhen. Während die Strandziele in Hurghada in diesem Jahr wieder sehr gut gebucht sind, ist eine Normalisierung bei den Nilkreuzfahrten nicht absehbar. Zumal viele Nilschiffe nach ihrer mehrjährigen Zwangspause besser nicht mehr zum Einsatz kommen sollten.
Das große Fragezeichen Griechenland
Selbst das Orakel von Delphi dürfte aktuell große Schwierigkeiten haben, eine treffende Prognose über die weitere Buchungsentwicklung in dieser Saison vorherzusagen. Fakt ist: Bis zur Tsipras-Wahl waren die griechischen Ferienregionen sehr gut gebucht. Doch nun sind die Urlauber verunsichert und über das Verhalten der Politiker in Athen merklich irritiert. Bei den deutschen Gästen herrscht Unverständnis über die teils unverschämte Haltung der neuen Regierung, die Lust auf Buchungen wird gebremst. Die weitere Entwicklung in Griechenland wird somit eines der beherrschenden Themen auf der ITB sein. Ausgang ungewiss.
Verlierer Türkei
Die erfolgsverwöhnten türkischen Hoteliers müssen sich auf eine schwere Saison einstellen. Die Buchungen aus Deutschland sind regelrecht eingebrochen, eine wirklich griffige Erklärung dafür fällt auch Experten schwer. Fest steht schon jetzt, dass die Hoteliers ihre angepeilte Preiserhöhung nicht durchsetzen können. Die russischen Reiseveranstalter stornieren gerade reihenweise ihre Kontingente, einige stehen sogar vor dem Konkurs. Deutsche Urlauber dürften Nutznießer der Gesamtsituation sein. Spätestens nach der ITB werden die Preise für Türkeireisen massiv sinken, so Experten. Nur mit einer Last-Minute-Rallye kann die Türkei ihre Saison noch retten.
Schweiz
Mitten während der Hauptbuchungszeit kam die Meldung, dass die Nationalbank den Kurs des Franken nicht mehr künstlich stützt. Seitdem hat sich der ohnehin schon teure Urlaub in der Schweiz für Ausländer um weitere 20 Prozent erhöht. Der Schweiz stehen nun sehr harte Zeiten bevor. Dem Zielgebiet droht ein Erdrutsch bei den Buchungen aus dem deutschen und europäischen Markt. Experten rechnen damit, dass etliche Hotels die Saison nicht überleben werden. Ändert sich an den finanziellen Rahmenbedingungen nichts, wird die Schweiz ein Nischenzielgebiet für Liebhaber, die sich den Urlaub bei den Eidgenossen noch leisten können.