Australien.. In den australischen Alpen zwischen Walhalla un Bright können Touristen entlegene Naturgebiete erforschen. Oder sich bei Geistergeschichten gruseln.

Verwunschen wabert der Nebel durch die tiefen Täler der australischen Alpen zwischen Walhalla und Bright. Ein einsamer Koala sucht noch schnell einen beschaulichen Platz auf seinem Eukalyptusbaum, Kakadus und Sittiche finden sich zu einem kleinen morgendlichen Konzert ein. Zu dieser entlegenen Gegend führt keine asphaltierte Straße. Der alte Landrover schraubt sich die staubigen Wege hoch. Wald soweit das Auge reicht.

Nach drei Stunden Rütteltortour tauchen plötzlich mitten im Nirgendwo drei Häuschen auf. An der Tür begrüßen Grahame und Lynda Code die Gäste. Wie selbstverständlich, als kämen täglich Busladungen in diesen abgelegenen Winkel. Für 20 australische Dollar Eintritt bittet Grahame die Gäste ins unterkühlte Allerheiligste – sein Wohn-, Arbeits- und Ausstellungszimmer, in dem drei Pianos stehen. Auf Knopfdruck spielen sie. Josef Hofmann von Geisterhand. 

Ein Ort im Nirgendwo mit 15 Einwohnern

Australier lieben Geistergeschichten. Die besten Stories erzählt sicherlich Michael Leaney, Railway- und Bahnhofsbesitzer, Bürgermeister sowie Retter von Walhalla in Personalunion. Der alten Goldgräberstadt, in der ab 1862 mehr als 75 Tonnen Gold dem tief unter der Stadt liegenden Cohens Reef entrissen wurden.

„Du kannst Walhalla verlassen, aber du wirst es nie vergessen“, sagt der 47-Jährige zur Begrüßung. 15 Einwohner zählt Walhalla heute, Enthusiasten alle, die dafür kämpften, dass der Ort am Ende eines gebirgigen Tales am Thomson River 1998 als letzte australische Stadt ans Stromnetz angeschlossen wurde. Menschen, die zu Hammer und Säge griffen, und in Eigeninitiative den Ort liebevoll restaurierten. Leaney selbst hat das historische Star Hotel mit Liebe zum Detail zum modernen Boutiquehotel umgebaut, sein Lebenspartner Russel die alte Feuerwehrwache restauriert. Der 57-jährige Mal, Postdirektor und Museumschef, hat mehr als 1000 Ausstellungsstücke aus den Zeiten des Goldrausches gerettet.

1000 Touristen jährlich in Walhalla

1000 Touristen kommen jährlich nach Walhalla. „Ich bin hier, um in der Sonne zu sitzen, mit Leuten zu reden und Wein zu trinken.“ Noch bevor Leaney den Satz beendet, das Weinglas abgestellt hat, greift er zum Strohhut, springt auf und bittet zum Rundgang. Vorbei an den Minen zum Friedhof, der sich an einen Steilhang schmiegt. „Dem Friedhof mit der besten Aussicht Australiens.“ Leaney kennt die Toten alle. Hat zu jedem eine Geschichte parat. Am Grab von Lavinia Mitchell hält er Abstand. Berichtet über das schlechte Omen. „Wer sich über das Grab neigt, wird am nächsten Tag fallen.“ Eine durchaus schräge Ansage.

Zumal am nächsten Tag Philipp, der Neugierige, beim Ritt entlang des King Rivers vom Pferd fallen soll. „Ist das doch die Mahnung von Lavinia?“, fragt er irritiert. Dem australischen Spirit kann sich nach ein paar Tagen Down Under keiner mehr entziehen. Knapp 17 000 Kilometer von Deutschland entfernt spielt das Leben auf einer anderen Klaviatur. Hier treffen sich Menschen aus allen Teilen der Welt, die eines gemeinsam haben: Sie alle sind gekommen mit ihren Hoffnungen und Träumen, um zu bleiben. Multi-Kulti hat den Australier geprägt. Einen toleranten, offenen, unhektischen, freundlichen Menschenschlag, der jeden ganz unkonventionell mit Liebe begrüßt.

Größte griechische Gemeinde außerhalb Europas

Melbourne, die Hauptstadt Victorias am Yarra River, spiegelt diesen pulsierenden Schmelztiegel beeindruckend wider. Ein Drittel der etwa vier Millionen Einwohner sind Immigranten. Die erste Hauptstadt Australiens beherbergt die größte griechische Gemeinde außerhalb Europas, hat das älteste Chinatown der südlichen Hemisphäre. Architektonisch fasziniert die Stadt mit ihrem Mix aus Prachtbauten aus der Goldgräberzeit und hypermodernen Ensembles wie dem Federation Square direkt gegenüber der Flinders Street Station, dem neobarocken Bahnhof.

Obwohl Melbourne neun Mal so groß wie Berlin ist, kann man die Innenstadt wunderbar zu Fuß erwandern. Nicht weit vom Bahnhof, zwischen Elizabeth- und Swantson Street, lohnt es sich einzutauchen in die „Lanes“, jene Gassen, auf denen im 19. Jahrhundert die Waren auf Ochsenkarren transportiert wurden. Hier reihen sich Cafés, Restaurants, aber auch prachtvolle Geschäfte und Musik-Kneipen aneinander.

Verrückte Kneipen überraschen mit schrillen Dekorationen

Ein Spaziergang durch Chinatown mit Abstechern zu psychodelischen Comicfiguren, die über den Aschentonnen zahlreicher Gassen thronen, führt zum Melbourne Museum, in der die „First People“-Ausstellung einen beeindruckenden Einblick in das Leben der Aborigines gibt. Weiter geht‘s nach Fitzroy. Zwischen Smith-, Gertrude- und Brunswick Street lohnt der Bummel. Junge Designer bieten hier ihre ausgefallenen Kreationen an, verrückte Restaurants und Kneipen überraschen mit unkonventionellen Angeboten und schrillen Dekorationen.

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Bevor man Abschied vom südlichsten Bundesland Australiens nimmt, ist der Besuch des etwa 200 Kilometer entfernten „Wilsons Prom“ ein Muss. Schon bei der Einfahrt in den Nationalpark kreuzt ein seltener Schnabeligel die Straße. Nur wenige Meter später heben grasende Kängurus neugierig ihren Kopf, am Picknick-Platz huscht ein Wombat auf Nahrungssuche ins Gebüsch. Kakadus schreien in den Teebäumen und auf dem Weg schläft eine Schlange. „Es gibt nicht so viele gefährliche Tiere hier. Im Grunde sind es nur die Schlangen, bei denen du aufpassen musst.

Davon haben wir nur die zehn giftigsten.“ Die Warnung Grants bohrt sich ins Gehirn. Adrenalin sprudelt. Doch dann plötzlich, die erleichternde Erkenntnis. Die Schlange hat Füße und zwei Köpfe. Zwei Blauzungenskinke (Schuppenkriechtiere) blockieren ineinander verbissen den Weg. Puhh. Zwei Ecken weiter breitet sich der malerische Squeeky Beach, der von riesigen Granitblöcken flankiert wird, aus. Den Namen verdankt der Strand dem feinen, weißen Sand, der unter jedem Schritt quietscht. Die südlichste Spitze Australiens ist erreicht: gegenüber liegt Tasmanien.