Paderborn. Zahlreiche Ehrengäste werden am Sonntag im Paderborner Dom erwartet. Warum nur eine Frau sprechen darf.
So viele Männer sieht man selbst beim Schützenfest nicht mehr auf einmal. Die festliche Amtseinführung des neuen Paderborner Erzbischofs Dr. Udo Markus Bentz am Sonntag, 10. März, im Hohen Dom zu Paderborn erinnert an eine mittelalterliche Fürstenkrönung. Das Protokoll ist genau festgelegt, und die Rituale sind teils uralt. Udo Markus Bentz ist erst dann Erzbischof, wenn er sich erstmals auf die Kathedra setzt, den Bischofssitz am Altar, und dafür braucht er Zeugen. Die Gästeliste ist illuster, die Namen außerordentlich männlich. Es gibt nur eine Ehrengästin. Und nur eine Frau darf nach der Feier etwas sagen. Jetzt hat das Paderborner Generalvikariat veröffentlicht, welche Prominenten einen Ehrenplatz im Dom haben.
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Wo finden diese Herren und wenige Damen alle Platz? Die Geistlichkeit kommt in den Hochchor oder den Pfarrwinkel. Die prominenten Laien in das Mittelschiff. Dort sitzen ebenfalls die Äbtissinnen der Frauenorden, während die beiden Benediktineräbte bei den Bischöfen der Geistlichkeit Platz finden.
Mit Hochchor bezeichnet man jenen Ort in Kirchen, der den Hauptaltar umgibt. Früher dachte man, dass man beim Allerheiligsten dem Himmel besonders nahe ist, daher befand sich dort das Gestühl für den Klerus oder die Ordensgemeinschaft. Der sogenannte Pfarrwinkel des 104 Meter langen Paderborner Doms befindet sich im südlichen Arm des östlichen Querhauses. Der Name kommt daher, dass hier vom 18. bis zum 20. Jahrhundert die Gottesdienste der Dompfarrei stattfanden.
Friedrich Merz führt die Liste an
Aus der Politik reisen Bundestags- und Landtagsabgeordnete an, die im Erzbistum Paderborn ihre Heimat haben oder hier leben. Auffällig: Sie sind alle CDU-Mitglieder. Kein einziger Bundes-Vertreter der Grünen, der FDP oder der SPD hat sich für das Großereignis angemeldet. CDU-Bundesvorsitzender Friedrich Merz kommt, dazu CDU-Generalsekretär Dr. Carsten Linnemann, Ralph Brinkhaus und Paul Ziemiak. Ministerpräsident Wüst bleibt fern, schickt aber Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien, der als Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen die Grüße der NRW-Landesregierung überbringt. Staatssekretär Benedikt Kuhn vertritt das Land Hessen, aus dem der neue Erzbischof stammt. Als oberster Repräsentant des Landtages in NRW ist Landtagspräsident André Kuper zu Gast. Paderborns Bürgermeister Michael Dreier spricht ein Grußwort, Landrat Christoph Rüther wird den Kreis Paderborn repräsentieren. Seitens der Landtagsabgeordneten werden Vertreterinnen und Vertreter aller Parteien mit Ausnahme der AfD erwartet.
Zahlreiche (Erz-)Bischöfe geben der Amtseinführung ihres Kollegen das Geleit: Sie werden einen Platz im Hochchor des Paderborner Doms erhalten. Im Chorgestühl sitzen sie vor den Mitgliedern des Metropolitankapitels. Bischof Dr. Helmut Dieser reist aus Aachen an, Bischof Dr. Gerhard Feige aus Magdeburg, Bischof Dr. Felix Genn aus Münster, Bischof Dr. Michael Gerber aus Fulda, der neue Bamberger Erzbischof Herwig Gössl, Bischof Dr. Franz Jung aus Würzburg, Erzbischof Dr. Heiner Koch aus Berlin, Bischof Dr. Ulrich Neymeyr aus Erfurt, Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck aus Essen, Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel aus Rottenburg, Bischof Dr. Heinrich Timmerevers aus Dresden, Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer, Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ aus Hildesheim, Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki aus Köln und Diözesanadministrator Weihbischof Johannes Wübbe aus Osnabrück.
Einziger weiblicher Ehrengast
Unter den Weihbischöfen befinden sich Heinz-Günter Bongartz aus Hildesheim, Karl Borsch aus Aachen, Professor Dr. Karlheinz Dietz aus Fulda, Rolf Steinhäuser aus Köln sowie die beiden in Paderborn emeritierten Weihbischöfe Hubert Berenbrinker und Manfred Grothe. Auch sie werden im Hochchor platziert. Dabei sein werden zudem Bischöfe, die aus dem Erzbistum Paderborn stammen: Bischof em. Heinz-Josef Algermissen aus Fulda, Bischof em. Dr. Franz-Josef Bode aus Osnabrück, Bischof Dr. Josef Clemens aus Rom sowie Bischof em. Leopold Nowak aus Magdeburg. Abt Dr. Cosmas Hoffman OSB von der Abtei Königsmünster in Meschede und Abt Dr. Nikodemus Claudius Schnabel OSB aus Jerusalem werden den Benediktinerorden repräsentieren.
Einziger weiblicher Ehrengast ist die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Beate Gilles. Sie sitzt im Mittelschiff. Die Dechanten und Priester aus dem Erzbistum Paderborn werden einen Platz im Hochchor oder im Pfarrwinkel der Paderborner Bischofskirche haben.
Hochrangige Vertreter christlicher Kirchen ehren den neuen Erzbischof mit ihrem Besuch. Landessuperintendent Dietmar Arends von der Lippischen Landeskirche spricht ein Grußwort. Bischof Anba Damian aus Höxter (Koptisch-orthodoxe Kirche), Erzbischof Philoxenos Mattias Nayis aus Warburg (Syrisch-orthodoxe Kirche), Propst Dr. Volker Mantey für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ulf Schlüter, machen die christliche Ökumene sichtbar.
Bei den Gästen aus Kirche und Gesellschaft lockert sich die Männergesellschaft auf. Denn die Familie des neuen Erzbischofs sowie Freunde und Weggefährten reisen aus Mainz an. Die Vorsitzenden des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn, Nadine Mersch und Jan Hilkenbach, werden nach dem Gottesdienst ein Grußwort sprechen. Nadine Mersch ist damit die einzige Frau im gesamten Festakt, die etwas sagen darf. Dazu kommen weitere Vertreterinnen und Vertreter von Gremien und Einrichtungen des Erzbistums: Diözesanpastoralrat, Priesterrat, Diakonenrat, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten, Mitarbeitervertretungen, Ordenschristen, Kirchensteuerrat, Diözesanvermögenverwaltungsrat, Bildungshäuser und Schulen, Katholische Gemeindeverbände, Caritasverbände. Ihr Kommen haben zudem Frauen und Männer aus den vielfältigen Erwachsenen- und Jugend-Verbänden im Erzbistum Paderborn zugesagt. Auch Ritter und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem, des Malteserordens sowie Mitglieder des Deutschen Ordens werden in ihrer Ordenskleidung teilnehmen.
Der neue Erzbischof wird das Hochamt nicht allein feiern, er hat elf Konzelebranten. Bei den liturgischen Diensten werden Frauen mitwirken, als Messdienerinnen, möglicherweise als Lektorin, dazu die Mädchenkantorei. Die Konzelebranten sind Erzbischof Dr. Nikola Eterović als Apostolischer Nuntius in Deutschland, der auch die Ernennungsurkunde des Papstes verliest, Bischof Dr. Georg Bätzing aus Limburg als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Jean-Pierre Vuillemin aus dem Bistum Le Mans in Frankreich als Nachfolger des heiligen Liborius, Bischof Dr. Peter Kohlgraf aus Mainz sowie Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck. Konzelebrieren werden zudem Erzbischof em. Hans-Josef Becker, der symbolisch den Hirtenstab als Stab des heiligen Hathumar überreicht, sowie die Weihbischöfe Matthias König, Dr. Dominicus Meier OSB und Josef Holtkotte sowie die beiden Vikare Philipp Neumann und Patrick Vitt. Als Diakone assistieren Thomas Huneke und Jens Baronowsky.
Parallel zum Gottesdienst im Dom werden Public Viewings neben dem Dom angeboten, die Messe wird zudem im Stream auf der Website des Erzbistums und im WDR- und HR-Fernsehen live übertragen. Das Erzbistum rechnet mit zahlreichen Besuchern; die Amtseinführung beginnt um 14.30 Uhr, vorher gibt es auf dem Domplatz einen Markt der Möglichkeiten. Abschließend lädt der neue Erzbischof ab 17.30 Uhr zum Fest der Begegnung, bei dem er mit Katholikinnen und Katholiken ins Gespräch kommen möchte.
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