Paderborn. Public Viewing und uralte Rituale: Warum der neue Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz iauf der Kathedra Platz nehmen muss
Die Amtseinführung eines neuen Diözesanbischofs ist sicher das Ereignis in Deutschland, das in seinen Ritualen und seinen optischen Effekten einer mittelalterlichen Fürstenkrönung am nächsten kommt. Am 10. März erleben die Christen im Erzbistum Paderborn, wie der neue Oberhirte Dr. Udo Markus Bentz erstmals auf der Kathedra im Paderborner Dom Platz nimmt. Mutmaßlich wird das auch die erste Bischofs-Inthronisation sein, die das Volk per Public Viewing verfolgen kann, denn das Festhochamt wird live im WDR- und HR-Fernsehen übertragen, im Internet gestreamt und ist in Paderborn an zwei Orten auf Großbildleinwänden zu sehen. Uralte Bräuche treffen auf moderne Technik.
Der hohe Dom zu Paderborn wird voll sein an diesem März-Sonntag, wenn Bentz offiziell zum 67. Bischof und fünften Erzbischof von Paderborn wird. Viele Würdenträger reisen an, denn der neue Erzbischof ist im Rang vergleichbar mit dem Ministerpräsidenten eines Bundeslandes. So wird der apostolische Nuntius oder seine Vertretung als Abgesandter des Vatikans erwartet, Mitglieder der Landesregierung dürften anwesend sein, dazu zahlreiche weitere Besucher aus allen Bereichen des religiösen und gesellschaftlichen Lebens. „Im Dom steht neben den Plätzen für geladene Ehrengäste eine begrenzte Zahl an weiteren Sitz- und Stehplätzen zur Verfügung“, so das Erzbistum gestern in einer Meldung. Live-Übertragungen des Gottesdienstes gibt es in der benachbarten Kaiserpfalz und der benachbarten Gaukirche. Der Gottesdienst beginnt um 14.30 Uhr und wird zwei bis zweieinhalb Stunden dauern. Ab 17.30 Uhr will der neue Erzbischof bei einem Fest der Begegnung in den Mehrzweckhallen der Schulen St. Michael unterhalb des Domes mit vielen Menschen ins Gespräch kommen. Bereits ab der Mittagszeit soll es auf dem Domplatz bunt und lebendig bei einem Markt der Möglichkeiten zugehen, wo sich zahlreiche katholische Verbände und Initiativen aus dem Erzbistum präsentieren werden. Die Bedeutung des Tages wird auch klanglich weit hinaus ins Land schallen, denn ab 12 Uhr werden die Innenstadtglocken zum Konzert läuten, von 14.15 Uhr bis 14.25 Uhr läuten schließlich alle Glocken in der Stadt und im Dekanat Paderborn.
- Wer ist der neue Erzbischof Udo Bentz?
- Ein Pfälzer für Paderborn
- Opfer ist heute ein Schimpfwort: Kirche in der Krise
An mittelalterliche Zeremonielle oder auch englische Königskrönungen erinnert dann der Ablauf des Festhochamtes selbst. Ab 14 Uhr ziehen die Fahnenabordnungen und Vertretungen der diözesanen Gruppen in den Dom ein. „Beim Auszug werden zahlreiche Schützen den neuen Erzbischof im Spalier begrüßen“, heißt es seitens des Erzbistums.
Stab, Ring und Mitra
Die Amtseinführung ist nicht mit einer Bischofsweihe verbunden. Denn Dr. Udo Markus Bentz ist ja bereits Weihbischof in Mainz. Die Insignien eines Bischofs sind die Mitra, der Bischofsring, der Bischofsstab und das Brustkreuz. Erzbischof Bentz bringt seine Mainzer Insignien mit. Sie werden aber an Paderborn angepasst und mit neuen Symbolen umgestaltet. Auch das Wappen wird gerade neu entworfen. Er trägt seit seiner Bischofsweihe - aus persönlicher Verbundenheit heraus - den Ring des verstorbenen Mainzer Weihbischofs Dr. Werner Guballa (1944-2012). Er wurde in der Goldschmiedewerkstatt der Eibinger Benediktinerinnenabtei St. Hildegard hergestellt und hat die Form einer Mitra. Abgebildet sind darauf Jesus und die beiden Emmausjünger - eine Szene aus dem Evangelium der Ostermontagsliturgie, so das Bistum Mainz.
Der Bischofsring ist wie der Bischofsstab seit dem 7. Jahrhundert als Attribut bezeugt. Das Bischofskreuz ist deutlich jünger, es wurde 1570 eingeführt. Das Brustkreuz von Erzbischof Bentz ist mit besonderen Emotionen verbunden, denn es wurde ihm von seiner Familie geschenkt. Es handelt sich um ein schlichtes lateinisches Kreuz, vergoldet und ohne jeden weiteren Schmuck oder die vielfach üblichen Edelsteine.
Was ist eine Kathedra?
Der Begriff Kathedra kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Sitz oder Lehrstuhl. Seit der Antike ist er das Symbol der Vollmacht eines öffentlichen Amtsträgers. Daran erinnert auch der Begriff Katheder als Pult für den Lehrer oder Professor. In der Kirche hat die Kathedra als Amtsstuhl einen herausgehobenen Platz direkt beim Altar. Kathedra meint ebenfalls den Bischofssitz im institutionellen Sinn. Von der Kathedra leitet sich Kathedrale als Bezeichnung der Bischofskirche ab.
Zum Ablauf im Dom gehört die Proklamation. „Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Dr. Nikola Eterović, überreicht dem designierten Erzbischof die päpstliche Ernennungsurkunde. Dr. Udo Markus Bentz zeigt die Urkunde dem Metropolitankapitel und den anderen Anwesenden im Altarraum, bevor er sie an Dompropst Msgr. Joachim Göbel reicht, der die Urkunde verliest“, so das Erzbistum Paderborn in seiner Mitteilung. Dann kommt der Höhepunkt: Der neue Erzbischof wird vom Dompropst unter Fanfaren-Klängen zur Kathedra, dem Bischofssitz des Erzbischofs im Paderborner Dom, geführt und nimmt dort seinen Platz ein. „Anschließend wird ihm von Erzbischof em. Hans-Josef Becker symbolisch ein Stab übergeben, in dessen Krümme sich eine Darstellung Hathumars, des ersten Bischofs von Paderborn befindet“, erläutert Sprecherin Maria Aßhauer. Becker spricht dabei die Worte: „Nimm hin den Stab des heiligen Hathumar. Trage Sorge für die Kirche von Paderborn, trage Sorge für die ganze Herde Christi. Der Heilige Geist, der dich zum Bischof bestellt hat, möge dir helfen, das Volk Gottes zu leiten.“
Ein Würdezeichen aus dem Mittelalter
Dompropst Göbel legt Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz schließlich das Rationale an, das Ehrenzeichen der Bischöfe von Paderborn. „Der liturgische Schulterschmuck verweist auf den Auftrag des Bischofs, die Wahrheit des Glaubens zu hüten und zu verkünden“, so das Erzbistum Paderborn. Zum Abschluss des Einführungs-Aktes tauscht der neue Paderborner Erzbischof mit dem Domkapitel den Friedensgruß aus. Das Rationale ist ein textiles Würdezeichen, das aus dem Mittelalter stammt und zum Ornat von Päpsten und Bischöfen bei besonderen seltenen Gelegenheiten gehört.
Seinen Bischofsstab bringt Erzbischof Bentz übrigens aus Mainz mit. Der Stab steht als Symbol für den Hirtendienst. In der altchristlichen Kunst ist Christus als guter Hirte mit Stab dargestellt. Die Krümmung am oberen Ende erinnert an den Fußfanghaken des ursprünglichen Hirtenwerkzeuges. Der Bischofsstab von Bentz ist ein Geschenk des Bistums Mainz. Er wurde aus Nussbaum-Holz gefertigt. „Die ebenfalls aus Holz gefertigte Krümme endet in einem kleinen ,Dreiblatt‘, drei vergoldete Blätter, die aus dem Holz hervorgehen: wie im Bild eines Lebensbaumes. Das Dreiblatt ist ein traditionelles Symbol der göttlichen Dreifaltigkeit“, so das Bistum Mainz. Unterhalb der Krümme ist der bischöfliche Wahlspruch auf Metallplatten eingelassen: ubique praedicare - domino cooperante (überall predigen - der Herr wirkt mit).