Essen. NRW verschiebt die für Ende 2021 geplante Erhebung der Schwimmkompetenz nach der Grundschulzeit. DLRG warnt vor Nichtschwimmer-Generation.
Mit dem großangelegten Aktionsplan „Schwimmen lernen in NRW“ hatte die Landesregierung die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlich deutlich verbessern wollen. Die Corona-Krise legt die ambitionierten Pläne erst einmal auf Eis.
So fällt die für dieses Jahr geplante, systematische Erhebung der Schwimmkompetenz am Ende der Grundschulzeit wegen Corona aus, wie es auf Anfrage beim Schulministerium heißt. Grundsätzlich wolle man an dem Vorhaben aber festhalten. Ein geplanter Schwimmkongress mit Akteuren aus Wissenschaft und Praxis soll im September immerhin digital stattfinden.
Grundschulen dürfen derzeit Schwimmunterricht anbieten, die meisten Bäder sind aber zu
Dafür könnten die Grundschulen derzeit Schwimmunterricht anbieten, so das Schulministerium: „Sofern Schulen aktuell im Wechselbetrieb zwischen Präsenz- und Distanzunterricht arbeiten, können und sollen sie nach Möglichkeit Schwimmunterricht für die Lerngruppen während der Präsenzphasen unterbreiten“, heißt es vom Schulministerium.
Dabei sei aber zu berücksichtigen, dass aufgrund der Pandemielage nicht alle Schwimmbäder geöffnet sind. Und nur wenige Grundschulen verfügen über eigene Lehrschwimmbecken.
DLRG warnt vor einer „ganzen Generation aus Nichtschwimmern“
Umso mehr sieht sich der Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Westfalen, Klaus Wagner, in der Forderung bestätigt, die Bäder-Infrastruktur im Umfeld von Grundschulen auszubauen. Für rund 170.000 Kinder in NRW fällt der Schwimmunterricht nun schon seit mehr als einem Jahr praktisch aus: „Und da sich die Lage in diesem Jahr absehbar nicht entspannt, kommen wohl noch doppelt so viele hinzu. Uns droht eine ganze Generation aus Nichtschwimmern“, warnt Wagner. Auch Frank Rabe, Generalsekretär des Schwimmverbands NRW, hatte bereits im Januar angemahnt, dass wegen der Bäderschließungen rund 20.000 Kinder in NRW nicht schwimmen lernen konnten.
Corona stellt die DLRG und viele weitere ausbildende Vereine und Verbände vor ein kaum lösbares Problem. „Selbst wenn die Bäder wieder öffnen können, sind die Zeiten dort ja nicht beliebig verlängerbar. Die Rückstände, die jetzt entstehen, lassen sich kaum wieder aufholen“, befürchtet Wagner. Das beginne bei der ersten Wassergewöhnung für Babys und Kleinkinder und ende bei der Ausbildung neuer Trainer. Wasser sei ein Medium, an das man gerade die Jüngsten möglichst früh gewöhnen müsse, „dann hat das Kind später weniger Berührungsängste“.
Mehr Unterstützung für kommunale Bäder gefordert
Schon vor der Pandemie sei das Bädersterben ein großes Problem gewesen, das die Lage weiter verschärfe, sagt Wagner: „Viele Kommunen haben Bäder abgerissen oder sie in Spaßbäder umgewandelt, um sie wirtschaftlicher zu machen. Für die Nichtschwimmer-Ausbildung braucht man aber ein Bad, in dem auch Kinder stehen und ihre Bahnen ziehen können.“ Auch in der Zeit vor Corona seien die Wartelisten für Schwimmkurse lang gewesen. Die DLRG fordere daher „deutlich größere Anstrengungen, um kommunale Bäder zu unterstützen“.
Hoffnung hat Wagner mit Blick auf die Sommerferien: Sofern Freibäder dann wieder öffnen könnten, wolle auch die DLRG alles daran setzen, möglichst viele Schwimmkurse anzubieten.