Ruhrgebiet. Für Zehntausende Kinder aus dem Ruhrgebiet beginnt bald die Schule. Das A und O für den sicheren Schulweg ist ein Ü: wie in „Üben“.
Morgens auf dem Weg zur Arbeit fällt Eva Waga-Paluchs professioneller Blick immer auf dieselbe Szene. Eine Grundschule in Herne, drei, vier Autos parken auf den Sperrflächen am Schultor - und wenige hundert Meter weiter wären reguläre Parkplätze frei. „Die Zeit sollte man sich eigentlich nehmen“, sagt die Polizistin: „Wir reden über fünf Minuten.“
In der Wache in Bochum angekommen, wird aus Eva Waga-Paluch die Polizeihauptkommissarin und stellvertretende Leiterin der Verkehrsunfall-Vorbeugung - und Schulwegsicherheit gehört dazu. Dabei ist das A und O ein Ü, gerade für Schulanfänger: ü wie üben, üben, üben. Laufen? Üben. Bus? Üben. Fahrrad? Am besten erst ab vierter Klasse, weil Kleinere Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht gut einschätzen können. Und vorher üben. Eben.
„Die Eltern sollten mit dem Kind immer wieder den Schulweg gehen“
Dabei sind die Sommerferien der ideale Zeitpunkt, den Schulweg einzutrainieren. „Die Eltern sollten mit dem Kind immer wieder den Schulweg gehen“, sagt die 47-Jährige. Idealerweise ist das ein befestigter, beleuchteter Gehweg, nur für Fußgänger, und wo die Kinder über die Straße müssen, da steht eine Ampel. Perfekt!
Es schadet auch nichts, einmal deren Perspektive einzunehmen. „Man muss nicht in der Hocke den Schulweg gehen, aber an einer Kreuzung mal herunterzugehen und zu gucken, was kann mein Kind überhaupt sehen, schadet auch nicht.“
Wenn ein Kind begleitet werden möchte, sollte man das auf jeden Fall tun
Wenn es mehr als einen Weg gibt, kann man gemeinsam überlegen, welcher der bessere ist. „Sicher ist besser als kurz.“ Wie lange ein Kind begleitet werden will, ist individuell sehr unterschiedlich: „Es liegt nicht an den Kindern, dass die Eltern mitgehen, sondern an deren Sorge.“ Wenn ein Kind aber begleitet zu werden wünsche, sollte man auf jeden Fall darauf eingehen.
Die Polizei, das steht mal fest, die ist fürs Laufen. Vielleicht kann man sich ja anderen Kindern anschließen, die dieselbe Strecke gehen. „Kinder können Straßenverkehr nur lernen, wenn sie aktiv daran teilnehmen“, sagt Waga-Paluch: „Im Kindersitz im Auto zu sitzen, ist keine aktive Teilnahme.“
Die Situation mit drängelnden Kindern am Bus ist anders als im normalen Nahverkehr
Dazu kommt der Segen der Bewegung. „Wenn sie an der Schule ankommen, haben sie schon geredet, geguckt und etwas erlebt. Sie haben Sauerstoff gekriegt und Stress abgebaut.“ Auch könnten Kinder „drei Tropfen ab, und es ist noch keines auf dem Schulweg erfroren“.
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Wenn unser Grundschulkind schon routiniert Bus fährt, sollte man den eventuellen Schulweg mit Bus dennoch, eben, üben. Die Situation mit 30 drängelnden Kindern vor dem heranrollenden Bus ist ja ganz anders als tagsüber im normalen Nahverkehr.
„Nicht jedes Kind steht um sechs Uhr auf“
Und dann rollt noch das verrufene Elterntaxi. „Auch das soll man nicht verteufeln. Nicht jedes Kind steht um sechs Uhr auf, die Eltern müssen zur Arbeit, die Schule liegt am Weg: Da fährt man schnell.“ Kritisch wird es dann, wenn die Eltern das Kind direkt vor den Eingang fahren - wie Waga-Paluch, selbst Mutter zweier Grundschulkinder, ja jeden Morgen in Herne sieht.
Die kurz vor acht an der Schule keinen Parkplatz finden, die haben Stress. Die gelaufen kommen, haben auch Stress. Und die nicht wenden und wegfahren können, weil schon wieder einer kommt - die haben auch Stress. Und Hektik baut Unfälle. Waga-Paluch: „Man sollte immer bedenken, es könnte ja das eigene Kind sein, dem gerade ein Auto den Weg versperrt.“ In diesem Sinne: Guten Schulweg!