Duisburg/Gaziantep. Von NRW ins Erdbebengebiet: Am Montagabend fliegen Ehrenamtliche der Duisburger Organisation ISAR in die Türkei. Wie sie vor Ort helfen wollen.

Mit 41 ehrenamtlichen Helfern und acht Rettungshunden plant die Duisburger Hilfsorganisation ISAR, am Montagabend um 19:30 Uhr in die Türkei zu fliegen – mitten hinein in ein Gebiet, das in der vergangenen Nacht durch mehrere Erdbeben stark zerstört wurde. Die Helfer kommen aus den unterschiedlichsten Berufen, doch in der türkischen Stadt Gaziantep haben sie alle ein Ziel: Bei der Bergung und Versorgung verschütteter Menschen zu helfen.

Mitten in der Nacht zum Montag (6. Februar), um 2:51 Uhr erhält Stefan Heine einen Alarm auf sein Handy: Es hat zwei starke Erdbeben in der Türkei und Syrien gegeben. Der Pressesprecher von ISAR (International Search and Rescue) aus Duisburg ist nicht der einzige, der diese Warnung erhält: Viele weitere ISAR-Helfer aus ganz Deutschland werden alarmiert und checken sofort die Nachrichtenlage, kontaktieren Menschen vor Ort.

Ehrenamtliche aus Duisburg helfen nach Erdbeben in der Türkei

Im Laufe des Montags wird die dramatische Lage in den Erdbebengebieten immer deutlicher: Im Südosten der Türkei und im Norden Syriens sind nach Behördenangaben mehr als 1800 Menschen ums Leben gekommen. Allein in der Türkei gebe es über 1000 Tote, wie der Katastrophenschutzdienst Afad mitteilt. Zudem gehen Hilfsorganisationen vor Ort von tausenden verschütteten und verletzten Menschen in den Trümmern aus.

Über eine App können die ISAR-Helfer in der Zentrale in Duisburg Bescheid geben, ob sie bei einem Hilfseinsatz vor Ort zur Verfügung stehen. Manche müssen erst noch mit ihrem Arbeitgeber abklären, ob sie so spontan wegfliegen können – der Arbeit als Katastrophenhelfer machen sie fast alle ehrenamtlich. Schon wenige Stunden später steht fest: 41 Menschen und acht Rettungshunde wollen noch am gleichen Tag ins Katastrophengebiet fliegen und helfen.

Duisburger Rettungsteam arbeitet mit UN-Einsatzleitung zusammen

Für die Hilfsorganisation aus Duisburg steht zunächst viel Organisation auf dem Plan: Wann und wohin können die Helfer fliegen, was für Geräte und Versorgungsmaterial werden mitgenommen? Am Montagmittag klärt sich, dass ein Flugzeug um 19:30 Uhr vom Flughafen Köln-Bonn nach Gaziantep, einer Millionenstadt in der Türkei, starten soll. Erst vor Ort wird entschieden, wo genau die ISAR-Helfer eingesetzt werden.

Die Duisburger Hilfsorganisation ISAR Germany hat schon in der Vergangenheit bei Bergungen in Erdbebengebieten geholfen. Hier zu sehen: Ein Helfer mit einem Rettungshund nach einem Erdbeben in Nepal 2015.
Die Duisburger Hilfsorganisation ISAR Germany hat schon in der Vergangenheit bei Bergungen in Erdbebengebieten geholfen. Hier zu sehen: Ein Helfer mit einem Rettungshund nach einem Erdbeben in Nepal 2015. © dpa | I.S.A.R. Germany

„Wir setzen uns in der Türkei mit der Einsatzleitung der Vereinten Nationen (UN) und den örtlichen Hilfskräften in Verbindung und werden dann einem genauen Einsatzgebiet zugeordnet“, erklärt Stefan Heine. „Das kann ein ganzes Dorf sein, was Hilfe benötigt, eine bestimmte Straße oder ein einzelnes Gebäude, in dem Menschen verschüttet sind.“

Ehrenamtliche Helfer schlafen bei Minusgraden in Zelten

Die Helfer arbeiten dabei hauptberuflich längst nicht alle als Einsatzkräfte. Zwar gebe es auch Feuerwehrleute und Rettungssanitäter, die sich bei ISAR ehrenamtlich engagieren. „Aber unser großer Kreis an Helfern deckt fast jeden Beruf ab“, erzählt Heine. Die Helfer üben während einer „Qualifikationsphase für Auslandseinsätze“ den praktischen Ablauf der Rettungseinsätze und den Umgang mit Rettungsgeräten. Auch die Beseitigung von Trümmerteilen und die notfallmedizinische Versorgung von Verletzen wird trainiert.

Die ISAR-Helfer verpflegen sich während des Einsatzzeitraums in der Türkei selbst, mindestens zehn Tage vor Ort sind geplant. Mit im Gepäck sind neben einer Wasseraufbereitungsanlage und Lebensmitteln auch Zelte – sie dienen als Schlafplatz für die Ehrenamtlichen. Vor Ort herrschen derzeit Minusgrade, teils liegt Schnee. Das halte die hilfsbereiten Menschen jedoch nicht davon ab, ohne zu zögern ins Katastrophengebiet zu fliegen, wie Heine berichtet.