Essen. Maskenpflicht könnte helfen, im Revier ein Stück Normalität zurück zu gewinnen. Aber gibt es überhaupt genügend Masken? Und was bringen sie?
Nach Österreich blicken heißt derzeit, auch ein wenig in die Zukunft Deutschlands zu blicken. Beim Einkaufen, in Bus und Bahn - überall müssen die Menschen dort nun Masken tragen. Eine Maßnahme, die nach Ansicht von Experten auch im Ruhrgebiet helfen könnte, ein Stückchen Normalität zurück zu gewinnen. Aber gibt es überhaupt genügend Masken? Und was bringen sie tatsächlich?
Vor allem Schutz für andere Menschen
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Der schlichte Mund-Nasenschutz biete keinen wirklichen Schutz, stellte nicht nur das Robert Koch Institut (RKI) mehrfach klar. Aber er kann andere schützen. Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, sagt, auch ein selbstgebauter Mund-Nasen-Schutz halte Tröpfchen zurück, wenn man niest und hustet. Trägt also jeder einen solchen Schutz in der Öffentlichkeit, wird die Ansteckungsgefahr zumindest drastisch gesenkt.
Auch Virologe Christian Drosten findet es durchaus gut, eine Maske zu tragen, „solange es keine ist, die man den Kliniken wegnimmt“. Deshalb solle man sich zur Not selber eine alternative Maske basteln oder aus Stoff nähen. Aber auch ein Schal oder ein Schlauchtuch, mehrlagig vor den Mund gewickelt, könne andere vor Tröpfchen schützen, erklärte der Mediziner. Man müsse aber aufpassen, dass man durch den vermeintlichen Schutz nicht zu sorglos wird und andere Hygiene-Maßnahmen wie das Händewaschen oder Abstand halten schleifen lässt.
Maskenpflicht lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen
„Ich finde eine Maskenpflicht grundsätzlich in Ordnung“, sagt eine Boutique-Besitzerin aus der Nähe von Dortmund. „Aber soll ich die am Eingang dann an Kunden verteilen?“ Und muss ich die bezahlen?“ Fragen, die auch die Handelsverbände gerne beantwortet hätten. Beim Handelsverband NRW hält man sich allerdings zurück, bis genau feststeht, wie die Lockerungsregelungen aussehen. Eines aber stellt Sprecherin Carina Peretzke schon jetzt klar. „Sollte es zu einer Maskenpflicht kommen, lässt sich die nicht von heute auf morgen umsetzen.“
Auch bei den Nahverkehrsunternehmen der Region gibt es „Fragen über Fragen“, wie DSW21-Sprecher Frank Fligge sagt. Man befördere in Dortmund rund 132 Millionen Fahrgäste im Jahr. „Woher sollen wir so viele Masken nehmen?“ Und wer, fragt Fligge weiter, solle an den rund 2000 Haltestellen im Bereich der DSW21 kontrollieren, dass niemand ohne Mundschutz zusteigt. „Das kann kein Verkehrsunternehmen leisten.“
Immer mehr Angebote von Masken im Internet
So könnte am Ende jeder selbst dafür verantwortlich sein, sich eine Maske zu besorgen. Das scheint nicht mehr so schwierig zu sein, wie noch vor ein oder zwei Wochen. Bei Amazon oder Ebay etwa gibt es Dutzende Angebote. Wie seriös sie sind, lässt sich kaum sagen. Auffallend ist, dass zahlreiche Anbieter bisher kaum Bewertungen haben.
Auf Sonderangebote bei Schutzmasken sollte man derzeit ohnehin nicht setzen. Eine 50er-Packung Einmal-Mundschutz etwa kostet im Netz derzeit gerne 50 Euro. Und für einen wiederverwendbaren Mund- Nasenschutz sind pro Stück elf Euro zu bezahlen.
Selbstgemachte Masken sind kein Medizinprodukt
Alternativ bleibt natürlich die eigene Herstellung einer Maske. Mittlerweile gibt es im Internet Hunderte Seiten mit Anleitungen (https://www.essen.de/gesundheit/coronavirus_6.de.html).
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Wer die Maske für andere macht, sollte sie allerdings nicht als Mund- oder Atemschutz anpreisen, warnt der Gelsenkirchener Anwalt Arndt Kempgens. „Selbstgemachte Masken sind kein Medizinprodukt. Es könnte zu Abmahnungen kommen. Denn es gibt ja keinen nachgewiesenen Schutz.“ Besser, so der Jurist, sei es, von einem „modischen Accessoire im Mundschutzstyle“ zu sprechen.