Essen/Herne/Düsseldorf. Einparken, zurücklehnen, großes Kino: Vor fast 90 Jahren erfand ein Amerikaner das Autokino. In Zeiten von Corona feiert es ein Comeback.
„Der SUV in die letzte Reihe, der 3er-BMW ein Stück nach vorne“, sagt ein Ordner und weist mit Händen und Armen den Weg auf dem Parkplatz. Klein wenig kurbeln, kurz zurückgesetzt oder nach vorne gezogen und alles ist erledigt. „Soll ja jeder was sehen“, sagt der Einweiser. Anders wäre es auch schlecht. Denn das ist hier ja ein Kino. Ein Autokino.
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Marl, Düsseldorf, Dortmund, Duisburg, Mühlheim, Herne, Hagen, Iserlohn, Hemer, Erkrath – überall im Land verwandeln Veranstalter große Flächen in Zeiten von Corona in Autokinos. Denn abgeschottet im eigenen Auto lassen sich alle Vorschriften beachten.
Die meisten Betreiber kommen aus der Eventbranche. DLive etwa ist eine Tochter der Stadt Düsseldorf und spezialisiert auf Live-Entertainment und große Sportveranstaltungen. „Da ging ja nichts in letzter Zeit“, sagt Sprecherin Annalena Mandrella. Bis jemand in der Firma die Idee zum Autokino auf einem großen Parkplatz an der Messe hatte. „Die Resonanz ist enorm“, hat Mandrella festgestellt.
Zahl der Stellplätze wurde zur Sicherheit reduziert
Das ist sie in Herne ebenfalls. Dort veranstaltet Norbert Menzel seit kurzem jeden Tag Autokino im Gysenbergpark . „Für die nächsten Monate sind alle Aufträge weggebrochen“, sagt der Betreiber des „Veranstaltungs Service Herne“. „Irgendwas musste ich machen.“ Also hat er mit der Stadt gesprochen, hat Popcorn bestellt, Toiletten aufgestellt, eine Frequenz für die Übertragung des Film-Tons beantragt und sich Lizenzen für Filme besorgt.
„Ich kenne viele Leute in der Branche, das hat es natürlich einfacher gemacht“, sagt Menzel. Und dass er ohnehin eine große LED-Wand besitzt, die auf der Ladefläche eines LKW montiert ist, hat auch nicht geschadet. Im Gegenteil. Zwar gibt es größere Leinwände aber kaum welche, die heller sind. „Wir können deshalb – anders als viele andere – schon nachmittags mit der ersten Vorstellung beginnen.“ „Und fast alle“, sagt Menzel, „sind ausverkauft.“
„Joker“ und „König der Löwen“ sind zu sehen
Das sind sie in Essen auch. Dort gibt es Autokino auf einer 540 Quadratmeter großen Leinwand allerdings schon seit Jahrzehnten. „Wir spielen immer“, sagt Betreiber Heiko Desch. „Bis auf Heiligabend und Silvester.“ Wegen Corona ist die Zahl der Stellplätze in Essen derzeit allerdings von 1000 auf 250 reduziert. Was es nicht einfacher macht, an Karten zu kommen.
Das Programm in den Autokinos ähnelt sich in den meisten Kinos. Da brüllt „Der König der Löwen, wird „Das perfekte Geheimnis“ gelüftet oder der „Joker“ zum Verbrecher. In Düsseldorf gibt es zudem „Autokino-Konzerte. Nächste Woche tritt Rapper Alligatoah auf, ein paar Tage später kommt die Band „Brings“. „Die Musiker waren begeistert von der Idee“, sagt DLive-Sprecherin Mandrella.
„Man kann ja nicht immer nur im Garten sitzen“
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So sitzen die Zuschaue nun da in ihren Autos, wenn die Sonne untergeht. Und wenn man sie fragt durch den leicht geöffneten Spalt des Fensters, warum sie da sind, dann sagen sie immer wieder, dass sie froh seien „endlich mal wieder aus der Bude rauszukommen“. Wo ihnen „langsam die Decke auf den Kopf fällt“. Und dass man ja nicht „immer nur im Garten oder auf dem Balkon sitzen kann“, wenn man denn überhaupt einen besitzt. Und „für die Kinder ist das natürlich eine schöne Abwechslung“. „Die langweilen sich ja schrecklich.“
Filme im normalen Kino verpasst
Ein paar Besucher aber sind auch gekommen, weil sie „den Film im Kino verpasst haben“. Und immer wieder finden sich auch Zuschauer, die älter sind und mal gucken wollen, ob das „noch so ist wie früher im Autokino, als wir jung waren“.
Es ist zumindest ähnlich. Zwischen den Autos herumlaufen ist – abgesehen vom Gang zur Toilette - derzeit verboten. Wenn es verpackte Snacks gibt, müssen sie vorbestellt werden oder man bringt sich Popcorn, Chips und Cola von zu Hause mit. Genau wie die Decke für kühlen Abende.
Autoradio schaltet sich regelmäßig ab
Auch technisch hat sich etwas getan. Anders als in den 60er oder 70er Jahren wird längst keine Box mehr in die Tür gehängt. Stattdessen kommt der Ton über eine Frequenz des Autoradios. Das kann bei modernen Autos zu Problemen führen. Ist bei ihnen die Zündung nicht an, schaltet sich das Radio nämlich teilweise schon nach zehn Minuten automatisch ab, um die Batterie zu schonen und muss von Hand wieder aktiviert werden. Einerseits „ein wenig nervig“, wie der Fahrer einer Limousine zugibt, andererseits „hätte mir das bei meinem ersten Auto vor 40 Jahren geholfen“. „Bei Filmen mit Überlänge brauchte ich anschließend nämlich immer Starthilfe.“
Überblick: In diesen Städten gibt es zurzeit Autokinos
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