Moers. . Moers ist die jüngste der -Städte im Revier. Viele kleine Schritte machten den Anfang. Auch das Hermann-Gmeiner-Berufskolleg ist dabei, am “Fair-o-maten“ in der Cafeteria kaufen die Schüler inzwischen gern ein. Viel wichtiger aber: Viele haben umzudenken begonnen.

Produkt hier entnehmen und die Welt verbessern. Der Schokoriegel „Fairetta Quinua Crisp“ kostet einen Euro, die Tüte Kau-fair-Bonbons 1,50, gutes Gewissen inklusive. Der Fair-o-mat in der Cafeteria des Hermann-Gmeiner-Berufskollegs in Moers ist nur das sichtbarste Anzeichen, dass an dieser Schule die Dinge in Bewegung gekommen sind. Dass sich Schüler und Lehrer überlegen, was man tun kann, um die Arbeitsbedingungen vor allem in Entwicklungsländern zu verbessern. Sie haben Kekse gebacken mit Zutaten aus fairem Handel. Büffets mit fairen Lebensmitteln kreiert. Und faire Osterhasen auf dem Markt verkauft.

Das kann man nun niedlich finden und mit der Schulter zucken. Aber viele Aktionen wie diese haben zusammengenommen Moers den Titel der „Fairtrade Town“ eingebracht. Und Moers ist nur der jüngste Zugang. Es ist eine kleine Welle, die durch die Ruhrgebietsstädte rollt. Oberhausen, Essen, Duisburg, Bochum, Recklinghausen, Dortmund und Castrop-Rauxel sind schon länger Fairtrade-Towns. Den Impuls gab in vielen Städten die „Magna Charta gegen Kinderarbeit“, die das Revier geschlossen im Kulturhauptstadtjahr unterzeichnete. Damals wurden die richtig dicken Bretter gebohrt; die Städte beschlossen, nur noch Blumen, Fußbälle, Grabsteine und dergleichen anzuschaffen, die zertifiziert frei von Kinderarbeit waren.

Moers hat vier Eine-Welt Läden

Dagegen wirken die Kriterien der „Fairtrade Town“ wie ein Klacks. Eine gewisse Zahl an Geschäften muss mindestens zwei Produkte mit dem Fairtrade-Siegel anbieten, Politik, Medien und Zivilgesellschaft sollen mit ins Boot.

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Die Ansprüche an eine „Fairtrade Town“ erscheinen nicht hoch. Aber es hat in Moers über zwei Jahre gedauert, sie zu erfüllen, erklärt Hinrich Kley-Olsen, der den Prozess leitete. Die Gastronomen erwiesen sich als das dickste Brett. „Ach nee, beim Kaffee sind wir fest an einen Anbieter gebunden...“, heißt es oft. „Ein Zuckerstück und der Keks als Beigabe, das genügt schon“, werben Kley-Olsen und die ehrenamtlichen Helfer dann. Aber es dürfen natürlich auch der Tee, der Wein, der Reis sein. Und siehe da, zwei Restaurants werben nun mit dem Titel „Fairtrade Town“.

Rund zwanzig Leute engagieren sich in den vier Eine-Welt-Läden von Moers, etwa die Hälfte von ihnen übernimmt Aufgaben darüber hinaus. Die Feinheiten aber bleiben am Hauptamtlichen hängen, an Hinrich Kley-Olsen, dem die evangelische Kirche zehn Wochenstunden für diese Aufgabe bezahlt. Der Stadtsportbund hat ihn nun eingeladen; mit dem könnte man auf einen Schlag viele Vereine ins Boot holen. „Ihr müsst ja nicht zu hundert Prozent umstellen“, sagt Kley-Olsen. „Fangt doch klein an. Mit zwei Produkten vielleicht.“ Fairtrade, das ist Marketing.

Man kann nicht immer fair einkaufen

Aber es ist eben kein Klacks, wenn Menschen freiwillig mehr bezahlen sollen.

Einige Packungen „Moers Café“ stehen im Regal der Kolleg-Cafete – und in 21 Geschäften der Stadt für 4,50 Euro das halbe Pfund. Angebaut wird er von Kleinbauern in Kolumbien oder Nicaragua. Der Name spielt nur mit Lokalkolorit und der Assoziation Moers = fair. 3,5 Tonnen wurden verkauft seit seiner Einführung 2011. Aber ausgeschenkt wird der Moers Café nicht regelmäßig in der Schule. „Die Tasse müsste achtzig bis neunzig Cent kosten, das zahlen Schüler nicht“, erklärt Schulleiterin Christina Hüsing. „Man hat ja nicht immer Geld flüssig, um dauerhaft fair einzukaufen“, gibt auch Ramona Kuschel (26) zu, die sich in der „FairCrew“ der Schule engagiert. „Aber privat kaufe ich Kaffee nun fair und die Schokoriegel für meinen Sohn.“

Und so finden sich überall in Moers viele kleine Anfänge. Wie der Titel „Fairtrade Town“.