Ruhrgebiet. . Auf den Autobahnen im Revier steht derzeit das Wasser. Es liegt an den Betonschutzwänden auf dem Mittelstreifen, behaupten Ferdinand Dudenhöfer und sein Professorenkollege Michael Schreckenberg. Doch die Experten irren, sagen Straßen.NRW und die „Bundesanstalt für Straßenwesen“.
Kaum hatte Ferdinand Dudenhöfer die Pfützen von Frillendorf lebend hinter sich gelassen, da rauschte er im Essener Autobahntunnel an „einem See“ vorbei und näherte sich, inzwischen ahnend, den Lachen von Kaiserberg. „Hoch gefährlich“ fand der Autoexperte die streckenweise überschwemmte Lage vor allem auf linken Spuren der Autobahnen 40 und 52, durch die sich am Mittwoch Zehntausende Fahrer im Dauerregen kämpften.
Die Erklärung, die Dudenhöffer und sein Professorenkollege Michael Schreckenberg anbieten für die Spritz-Touren, vereint freilich den Vorteil der anschaulichen Plausibilität mit dem Nachteil des energischen Widerspruchs. Schuldig seien: die Betonschutzwände auf Mittelstreifen. Die wurden vor Jahren dahingebaut, weil sie unstrittigerweise Durchbrüche von Lastern in den Gegenverkehr eher verhindern als die vormaligen Leitplanken.
Betonwände stauen erst Wasser und dann Menschen
Aber ach, so die Professoren: Unter den Betonwänden könne nichts wegfließen; und die Abflüsse in den Fahrbahnen setzten sich schnell zu und müssten viel häufiger gewartet werden. Erst staut sich das Wasser, dann staut sich der Mensch.
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Der Landesbetrieb „Straßen NRW“ sieht das indes anders. „Man weiß, dass Betonschutzwände unten nichts durchlassen“, sagt Sprecher Bernd Löchter. Man baue sie daher „nicht überall und nicht generell und schon gar nicht so, dass das Wasser stehen bleiben kann“. Von 2200 NRW-Autobahnkilometern haben rund 900 die Betonabweiser in der Mitte.
Behörden sehen kein Entwässerungsproblem
Die „Bundesanstalt für Straßenwesen“ sagt „ad hoc nein“ auf die Frage, ob es generell ein Entwässerungsproblem mit Betonabweisern gebe. Volker Thome, dem „Gruppenleiter Betontechnologie“ beim Fraunhofer-Institut für Bauphysik, ist das ebenfalls „nicht untergekommen“; gäbe es in der Fachwelt des Betons eine entsprechende Debatte, „hoffe ich, ich wüsste es“. Also doch nur Überlastung im Dauerregen?
Zwei andere Fälle sind klarer: Wo die 52 in Gladbeck zur B 224 wird, da stand das Wasser wegen des Drucks aus der Emscher; und der A-1-Tunnel bei Köln-Lövenich musste Stunden gesperrt werden, weil Pumpen ausgefallen waren. Wo Dudenhöffer auf seinem rutschigen Weg nach Duisburg an einer gesperrten Ausfahrt Essen-Mitte vorbei kam, da waren grad Straßenwärter unterwegs. Sie reinigten Kanaldeckel.